Am Mittwoch entscheidet die Stuttgarter Hochschule über den Job an der Spitze. Der Amtsinhaber unternimmt einen weiteren Anlauf.

Stuttgart - Wird der amtierende Stuttgarter Unirektor Wolfram Ressel eine zweite Amtszeit bekommen oder übernimmt ein Neuer oder eine Neue seine Nachfolge? Das entscheidet sich am 6. Juni erst am Abend. Zunächst stellen sich von 16 Uhr an die Kandidaten in einer gemeinsamen, nichtöffentlichen Sitzung dem Unirat und dem Senat vor. Anschließend wählt der Unirat – ebenfalls unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Um 18 Uhr steht die Bestätigung dieses Votums durch den Senat an. Dessen Sitzung (Senatssaal, Keplerstraße 7) ist öffentlich – auch wenn die Uni offenbar wenig Wert darauf legt. Denn eine Einladung dazu gibt es nicht.

 

Ressel schweigt zu den Motiven für eine weitere Amtszeit

Über die Motive seiner Bewerbung für eine zweite Amtszeit wollte sich Ressel nach wie vor nicht äußern. Dem Vernehmen nach soll es jedoch keinen internen Gegenkandidaten geben. Das erhöht die Chancen des Amtsinhabers. Der 51-jährige Ingenieurwissenschaftler und gebürtige Münchner ist seit 1998 Inhaber des Lehrstuhls für Straßenplanung und Straßenbau der Uni Stuttgart und war von 2000 bis 2006 Dekan der Fakultät Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Seit Oktober 2006 führt Ressel die Uni als Rektor. Seine Amtszeit endet am 30. September.

Wie gut es ihm gelungen ist, das Forschungsprofil der Uni zu stärken – eines seiner erklärten Ziele –, wird sich erst am Freitag nächster Woche weisen. Dann wird bekanntgegeben werden, welche Unis bei der bundesweiten Exzellenzinitiative künftig die Nase vorn haben. Stuttgart hat zwar keine Chance mehr, Eliteuni zu werden. Aber mit ihrem Antrag auf eine Graduiertenschule zu Festkörperwissenschaften könnte die Uni noch punkten. Außerdem hofft sie auf einen positiven Bescheid zu den Folgeanträgen für den bestehenden Exzellenzcluster Simulationstechnologie (Simtech) sowie die Graduiertenschule Gsame zu intelligenten Fabriken.

Doch mit wahlentscheidend könnte auch sein, wie gut es Ressel gelungen ist, die Fakultäten zu einem versöhnlichen Zusammenspiel zu bringen. Mit seinem vor drei Jahren bekannt gewordenen „Masterplan“, der eine Umwidmung von 24 Professuren vor allem zu Lasten der Geistes- und Sozialwissenschaften vorsah, hatte sich Ressel nicht nur bundesweite Aufmerksamkeit verschafft, sondern auch tiefe Risse innerhalb der Uni verursacht. Doch der Plan verschwand in der Schublade, die Proteste verebbten. Und die aktuelle Überlast bei Lehre und Infrastruktur durch die wachsende Zahl an Studierenden bewältigt die Uni offenbar geräuschlos.