Hunger, Gewalt, Krankheit – Millionen syrischer Kinder leiden unter dem Bürgerkrieg oder der durch ihn hervorgerufenen Flucht. Unicef startet eine ungewöhnliche Kampagne – wer in Deutschland mit Freunden kocht, kann syrischen Kindern etwas Gutes tun.

Köln/Homs - Nuha ist elf Jahre alt. Ihr älterer Bruder wurde von Granaten getötet, ihre kleine Schwester überlebte die zwei Jahre andauernde Belagerung der Stadt Homs nicht. Wenn Nuha sich auf den Weg zur Schule macht, geht sie durch Trümmer. Der bevorstehende fünfte Kriegswinter wird sie und Millionen andere syrische Kinder besonders hart treffen, warnt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef).

 

Deshalb hat Unicef mit „Kochen für Freunde“ eine neue Aktion gestartet, um ein Bewusstsein für die Situation syrischer Kinder zu schaffen: Freunde treffen sich zum gemeinsamen Kochen und Essen und spenden am Ende des Abends für Unicef. Das Kinderhilfswerk bietet dafür Aktionspakete mit Einladungskarten, syrischen Rezepten und einem Spendenbeutel an, die auf der Homepage bestellt werden können.

Mit den Spenden werden Hilfen für syrische Kinder wie Nuha finanziert. Sie geht inzwischen in ein von Unicef eingerichtetes Zentrum, in dem sie spielen und lernen kann. Rund 3,5 Millionen Mädchen und Jungen sind nach Unicef-Angaben Vertriebene im eigenen Land. Mangelernährung und Wassernotstand prägen vielerorts das Leben in Syrien, lediglich eines von drei Krankenhäusern ist noch in Betrieb, über 6000 Schulen sind nicht funktionsfähig. Hilfsgüter gelangen nur schwer in umkämpfte Gebiete.

Der Winter wird die Situation verschlimmern

Die Spendengelder aus der Koch-Aktion werden Unicef zufolge auch für syrische Flüchtlingskinder außerhalb Syriens eingesetzt: Denn die Familien, denen es gelungen ist, in die Nachbarländer wie Jordanien, Libanon, Türkei, Irak und Ägypten zu fliehen, sind zwar in relativer Sicherheit. Doch legal arbeiten dürfen die Eltern dort nicht. Deshalb leben viele von ihnen in Armut, wenn ihre Ersparnisse aufgebraucht sind.

Zahlreiche Mädchen und Jungen müssen dann arbeiten, um etwas zum Familienunterhalt beizutragen. 700 000 Flüchtlingskinder in den Nachbarländern Syriens gehen laut Unicef nicht zur Schule. Sie haben kaum Zukunftsperspektiven. Wenn der Winter kommt, werden viele von ihnen nur unzureichend vor Nässe und Kälte geschützt sein. Krankheiten sind die Folge.

Spendengelder reichen nicht aus

Das Kinderhilfswerk Unicef versucht mit internationalen und lokalen Partnerorganisationen die Not der syrischen Flüchtlingskinder in Syrien und außerhalb zu lindern – etwa durch Impfungen, Trinkwasserversorgung, Schulbücher, warme Kleidung und psychosoziale Hilfe.

„Die deutsche Bundesregierung und die Bundesbürger unterstützen die Arbeit von Unicef großzügig“, sagt Christian Schneider, Geschäftsführer von Unicef Deutschland. Dennoch fehlten dem Kinderhilfswerk Anfang November noch rund 300 Millionen Euro, um die für 2015 in Syrien und seinen Nachbarländern geplante Hilfe vollständig umzusetzen.

Deshalb hofft Unicef, dass möglichst viele Hobbyköche Bilder vom „Kochen für Freunde“ in Sozialen Netzwerken verbreiten, um die Aktion noch bekannter zu machen.