Klartext statt Kauderwelsch: Die Reden deutscher Spitzenmanager sind nach einer Untersuchung der Universität Hohenheim verständlicher geworden.

Stuttgart - Bandwurmsätze und unklare Fachbegiffe werden seltener, auch enthalten immer weniger Reden Wortungetüme, wie die Universität am Montag in Stuttgart mitteilte. Auf einer Skala von Null bis 20 erreichte der Verständlichkeitswert in diesem Jahr 15,1 Punkte - das beste Ergebnis seit Beginn der Untersuchung vor sechs Jahren.

 

Reden „so verständlich wie noch nie“

Die Forscher nahmen gemeinsam mit dem „Handelsblatt“ die Reden der Vorstandsvorsitzenden der 30 größten börsennotierten Unternehmen auf den Hauptversammlungen mit Hilfe einer speziellen Software unter die Lupe. Die Reden seien „so verständlich wie noch nie“, so das Fazit. Im Vergleich zum Vorjahr hielten demnach deutlich mehr Wirtschaftsbosse Reden, die sich nicht nur an Anleger, Analysten sowie Finanz- und Wirtschaftsexperten richten. Allerdings verwendeten immer noch viele Spitzenmanager Passiv-Formulierungen, erklärte der Stuttgarter Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider. „Sie verschweigen Ross und Reiter.“

Weniger Wortungetüme und Fachbegriffe

Damit bleibe unklar, wer eigentlich handelt, „und die Zuhörer verlieren den Faden und schlussendlich auch das Interesse“. Als Beispiel für solche Passiv-Formulierungen nannten die Experten eine Aussage von VW-Chef Herbert Diess: „Ende September 2015 wurden die Manipulationen an Dieselmotoren in den USA aufgedeckt.“ Zudem seien in anderen Reden unter anderem Wortungetüme und Fachbegriffe wie „Abgasnachbehandlungskonzept“ oder „Glasfaser-Backbonenetze“ verwendet worden.

Telekom-Vorstandschef Timotheus Höttges erreichte laut dem Index mit 19,9 Punkten den höchsten bisher gemessenen Verständlichkeitswert. Auf den Plätzen zwei und drei folgten demnach der Fresensius-Spitzenmanager Stephan Sturm mit 19,5 Punkten und Deutsche-Post-Chef Frank Appel mit 18,9 Punkten.