Taxifahrer scheinen ihre Stadt nicht zu kennen, man kommt mit ihnen meistens zu spät. Aber auch die Metro hat in Baku ihre Tücken. Erhard Stern berichtet von seinen Erlebnissen rund um den Eurovision Song Contest.

Baku - Dass die Fahrt zum SOS-Kinderdorf nicht einfach werden würde, war nach den Erfahrungen der ersten Tage zu erwarten. Vermutlich gibt es keine zweite Stadt auf dieser Erde, in der sich die Taxifahrer weniger gut auskennen als in Baku. Genau genommen kennen sie sich gar nicht aus, weshalb sie in regelmäßigen Abständen einen am Straßenrand parkenden Kollegen nach dem Weg fragen – den dieser auch nicht kennt. Natürlich nicht, schließlich ist auch er Taxifahrer in Aserbaidschans Hauptstadt.

 

Seltsamerweise kommt man am Ende immer ans Ziel – eher früher als später. Im Fall meines Besuchs im Kinderdorf war das extrem wichtig, liegt es doch in einem Außenbezirk Bakus, der mit „heruntergekommen“ noch überaus milde umschrieben ist. Dass es in der Nacht zuvor geregnet hatte und die Schlaglöcher knöcheltief mit Wasser gefüllt waren, machte die Fahrt nicht gemütlicher.

Die Metro ist günstiger, aber nicht besser

Deutlich günstiger als das Taxi ist die Metro. Tief unter der Erde, lebt die Sowjetunion mehr als zwanzig Jahre nach ihrem Ende weiter. Genauso lange hat sich in Bakus Untergrund vermutlich auch nichts mehr getan – sieht man einmal davon ab, dass alles Russische penibel entfernt wurde.

Nur eine Ausnahme gibt es: die alten kyrillischen Hinweisschilder, auch die zum Eurovision Song Contest, sind nicht durch englische ersetzt worden. Deshalb ist sowohl die Fahrt im aserbaidschanischen Taxi als auch mit der Metro immer auch eine Wette darauf, ob man sein Ziel erreicht oder nicht.