Bei heftigen Unwettern in Baden-Württemberg und Bayern stürzen Bäume um, bei Ludwigsburg schlägt ein Blitz in ein Haus ein. Im Saarland wütete vielleicht sogar ein Tornado. Wie ist die Lage am Mittwoch? Und wie sieht es in Baden-Württemberg aus?

Schwere Gewitter sind am Dienstagabend und in der Nacht über Teile West- und Süddeutschlands gezogen und haben insbesondere im Saarland, aber auch in Baden-Württemberg und Bayern große Schäden angerichtet. In saarländischen Asweiler in der Gemeinde Freisen (Landkreis St. Wendel) entwickelte der Sturm erhebliche Zerstörungskraft und wütete in einer Schneise von etwa 100 Metern, wie das Lagezentrum der Polizei mitteilte. Ob es sich dabei um einen Tornado handelte, war zunächst unklar. Ein Großaufgebot von Feuerwehr, THW und Polizei war im Einsatz.

 

Rund 30 Gebäude in Asweiler seien beschädigt worden, sagte der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD). Glücklicherweise sei aber niemand verletzt worden. „Das Schadensbild hatte Schlimmeres befürchten lassen“, sagte Jost. Die Bevölkerung sei im Dorfgemeinschaftshaus versorgt worden.

Gewitterfront zieht auch über Baden-Württemberg

Auch in Baden-Württemberg richtete die Gewitterfront nach Temperaturen von bis zu 37 Grad bei Tage Schäden an, jedoch in vergleichsweise geringerem Ausmaß. Es gab eine Reihe von wetterbedingten Verkehrsunfällen, Straßensperrungen und auch Verletzte. Vielerorts waren in der Nacht zum Mittwoch Feuerwehrleute damit beschäftigt, Straßen von heruntergefallenen Ästen und umgestürzten Bäumen freizuräumen.

Nach Angaben der Polizei waren am Dienstagabend und in der Nacht vor allem die Regionen um Konstanz, der Schwarzwald, Freiburg sowie die Regionen um Ludwigsburg und Reutlingen betroffen.

Aufgrund des Unwetters kommt es am Mittwoch noch auf einigen Strecken der DB Regio Baden-Württemberg zu großen Beeinträchtigungen. „Bitte rechnen Sie mit Verspätungen und Zugausfällen“, hieß es bei der Bahn. Der Bahnverkehr zwischen Konstanz und Radolfzell musste aufgrund einer beschädigten Oberleitung vorübergehend eingestellt werden.

Region Konstanz besonders stark betroffen

Vor allem die Region Konstanz hat es einem Polizeisprecher zufolge „ordentlich getroffen“, dort gab es auch Verletzte. Auf einem Campingplatz in Allensbach am Bodensee fiel eine 70 Zentimeter dicke Eiche während des Unwetters auf einen Wohnwagen, in dem eine dreiköpfige Familie war. Alle drei Insassen erlitten Verletzungen und mussten in ein Krankenhaus. Eine 30-jährige Camperin musste ebenfalls in eine Klinik. Im Kreis Ravensburg wurde ein Rollerfahrer verletzt, als er gegen einen herunterhängenden Ast fuhr.

Allein in der Zeit von 21.30 Uhr bis Mitternacht gingen im Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Konstanz mehr als 370 Notrufe ein, meist unwetterbedingt. Bei der Integrierten Leitstelle des Landkreises Konstanz wurden 170 witterungsbedingte Einsätze registriert. Einsatzschwerpunkte waren in Konstanz, Allensbach, Singen und Stockach. Die B33 in Konstanz musste für mehrere Stunden bis in den frühen Morgen aufgrund von Aufräum- und Reinigungsarbeiten voll gesperrt werden.

Schäden auch in Reutlingen und Ludwigsburg

In Reutlingen setzte extrem heftiger Starkregen mit 50 Litern pro Quadratmeter Keller unter Wasser. Beim Südbahnhof kam es wegen herabgestürzten Ästen auf eine Oberleitung zu einem Stromausfall. „Bei uns geht es wirklich rund“, berichtete ein Polizist in Reutlingen am Abend. Es gebe wegen des schweren Sturms mehrere Verkehrsunfälle mit Verletzten.

In Steinheim (Kreis Ludwigsburg) schlug ein Blitz in das Dach eines Wohnhauses ein und löste einen Brand aus, der einen Schaden von geschätzt rund 300 000 Euro verursachte und das Haus unbewohnbar machte. Verletzt wurde niemand.

In Freiburg gab es laut Polizei rund 200 Einsätze, vor allem wegen umgefallener Bäume. Ein Blitz, der in ein Trafohäuschen in Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) einschlug, sorgte für einen kurzzeitigen Stromausfall. Auch in Heilbronn wurde von Blitzeinschlägen berichtet.

In Villingen-Schwenningen beschädigte ein sich lösendes Dach ein Auto. In Furtwangen im Schwarzwald bestand kurzzeitig die Sorge um eine etwa 70-köpfige Schülergruppe, die im Wald ihr Zeltlager aufgeschlagen hatte und zunächst nicht erreichbar war. Im Laufe des Abends konnte zu der Gruppe wieder Kontakt hergestellt werden: Alle waren wohlauf, nur ein Zelt fiel dem Sturm zum Opfer.

In Tuttlingen räumte der Veranstalter des Festivals „Honbergsommer“ wegen des Gewitters das Gelände. Betroffen waren rund 300 Besucher. In Moos/Iznang stürzte eine 81-Jährige durch den Dachboden, als sie vom Sturm gelöste Ziegel wieder befestigen wollte. Sie musste vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht werden.

Die Leitstelle des Schwarzwald-Baar-Kreises verzeichnete über den ganzen Kreis verteilt 90 Einsätze, die Leitstelle in Tuttlingen 60 Einsätze. 80 Einsätze registrierte die Integrierte Leitstelle in Rottweil. Einsatzschwerpunkte waren hier die Städte Sulz, Dornhan und Rottweil sowie die Gemeinde Deißlingen

Auch Bodensee-Region betroffen

Ebenfalls stark vom Gewitter betroffen waren Sigmaringen, Ravensburg und im Bodenseekreis. In der Bodensee-Region wurde am Dienstagabend gegen 23 Uhr vor extremem Unwetter der höchsten Warnstufe 4 gewarnt. Gegen 24 Uhr gab es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes weitgehend Entwarnung für Baden-Württemberg und die Gewitter zogen weiter in Richtung Bayern.

Auch dort sorgte die Unwetterfront vor allem für unzählige umgestürzte Bäume. Meldungen über Verletzte gab es auch in Bayern zunächst nicht. „Ich wüsste nicht einmal von einer leicht verletzten Person“, sagte ein Sprecher der Polizei Regensburg.

Trotzdem mussten laut Polizeiangaben mehr als 200 Mal Einsatzkräfte in den Landkreisen Rosenheim und Ingolstadt ausrücken. Auch dort beschränkten sich die Notfälle größtenteils auf entwurzelte Bäume und abgerissene Äste. So stürzte im Landkreis Rosenheim ein Baum auf ein Auto und die Baustellenbeschilderung auf einer Autobahn bei Regensburg wehte auf die Fahrbahn. In Augsburg stürzte ein Baugerüst um.

Zuvor wütete das Unwetter in Frankreich

Bevor es nach Deutschland weiterzog, hatte das Unwetter auch in Frankreich gewütet. In Dijon und Mulhouse wurden Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von über 100 Kilometern pro Stunde registriert. Die französische Bahn stellte auf einigen Strecken aus Sicherheitsgründen den Verkehr ein. In Dijon stürzte die Decke eines Supermarktes ein, in Vichy wurden Dutzende Bäume entwurzelt. Bewohner der Region verbreiteten Fotos von großen Hagelkörnern, die mit den Sturmböen herunterkamen, wie der Sender BFMTV und die Zeitung „Le Parisien“ berichteten. Menschen kamen zunächst nicht zu Schaden.