Im Wohngebiet Lauchhau haben sich SWSG-Mieter zusammengetan. Sie alle sind mit ihrem Vermieter unzufrieden. Vor allem aufgrund der zu hoch bemessenen Nebenkosten für das vergangene Jahr.

Vaihingen - Das Thema ist emotional. Immer wieder fallen sich die Nachbarn im Laufe des Abends ins Wort; der eine versucht, den anderen zu übertönen; Frauen und Männer schütteln die Köpfe, weil sie nicht fassen können, was sie zu hören bekommen. Eine Anwohnerin muss ihre Tränen zurückhalten und den Kloß im Hals hinunterschlucken, als sie von ihrem seit Monaten andauernden Ärger mit den Nachbarn über ihr und ihrem Vermieter, der ihren Geschichten keinen Glauben schenken will, berichtet.

 

Die gut 20 Bürger, die an diesem Mittwochabend ins Naturfreundehaus am Büsnauer Rain gekommen sind, haben eines gemeinsam. Sie alle wohnen in Häusern am westlichen Rand von Vaihingen, die der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft, kurz SWSG, gehören. Und: Sie alle sind mit ihrem Vermieter unzufrieden.

„Nur gemeinsam könnten wir etwas erreichen“

Gründe dafür gibt es viele. Da wäre die Vernachlässigung der Instandhaltung, der miserable Service und vor allem zu hoch bemessene Nebenkosten. „Man muss sich als Bürger ernsthaft fragen, ist das alles Schlamperei oder ist das Betrug?“, fragt Ursel Beck in die Runde. Eine Antwort gibt sie nicht. Stattdessen die Aufforderung, sich zusammenzuschließen. „Denn nur gemeinsam können wir etwas erreichen“, sagt sie. Ursel Beck ist in ihrer Funktion als Sprecherin des Vorstands der Mieter/Bürgerinitiative Hallschlag nach Vaihingen gekommen. Ebenfalls Rede und Antwort stehen Horst Fleischmann, Mieterbeirat bei der SWSG und Initiator der Mieterinitiative auf dem Fasanenhof, sowie Gerhard Wick, Bezirksbeirat (SÖS/Linke) und Mitglied im Vorstand des Mietervereins Stuttgart. Die Idee zu der ersten Mieterversammlung im Wohngebiet Lauchhau hatte Bettina Kienzle, 300 Zettel hatte sie im Vorfeld verteilt. Während sich die Vaihinger erst an diesem Abend formieren, gibt es auf dem Hallschlag, im Stuttgarter Osten, in Stuttgart-Süd und auf dem Fasanenhof seit einiger Zeit bereits aktive Bürger. Unter anderem mit der Mieterinitiative LBBW-Patrizia haben sie sich zu den so genannten Stuttgarter Mieterinitiativen zusammengeschlossen. „Wir haben tatsächlich einiges erreicht“, berichtet Beck.

Eine böse Überraschung

Als Beispiel nennt sie Sanierungsarbeiten im Jahr 2012 an der Bottroper Straße. Gegen die von der SWSG damals angekündigten Modernisierungsmieterhöhungen in Höhe von bis zu 60 Prozent haben sich die Mieter erfolgreich zur Wehr gesetzt. „Während der Baumaßnahme haben wir eine Mietminderung erreicht“, erzählt Beck. Manche Nachbarn seien in Hotels untergekommen. Eine böse Überraschung für die Mieter an der Düsseldorfer Straße sei darüber hinaus die Nebenkostenabrechnung Ende des vergangenen Jahres gewesen. „Die SWSG hat sich gewaltig verrechnet“, sagt Beck. Als Beispiel nennt sie die viel zu hohen Müllgebühren. 15 000 Euro hat die SWSG zu viel in Rechnung gestellt. „Ob die Müllgebühren in Ihrem Fall richtig berechnet worden sind, können sie leicht nachprüfen, weil die Stadt Stuttgart die Gebühren veröffentlicht.“

Empfehlung: Widerspruch einlegen

Ihre grundsätzliche Empfehlung: „Legen Sie Widerspruch gegen die Nebenkostenabrechnung ein.“ Einen entsprechenden Vordruck hat sie gleich mitgebracht, genauso wie die Information, dass es sehr aufwendig ist, die komplette Betriebskostenabrechnung einzusehen, weil die Belege lediglich durch persönliches Erscheinen in der Zentrale der SWSG in Untertürkheim eingesehen werden können.

Am Ende des Abends steht dann auch in Vaihingen die Entscheidung fest, dass man geschlossen etwas gegen die Missstände unternehmen will. Die von den anwesenden Mietern auserkorenen Sprecher, darunter Bettina Kienzle, wollen sich mit einem Schreiben an die SWSG wenden und darauf drängen, dass beispielsweise Heizkörper in den Hausfluren abgeschaltet werden. Und auch Gerhard Wick hat sich mit Hausaufgaben eingedeckt. Er hat sich notiert, dass sich die Bewohner wünschen, dass am Kurzweg Mülleimer aufgestellt werden.