An diesem Wochenende ist Party auf dem Kleinen Schlossplatz in Stuttgart angesagt, denn es wird der zehnte Geburtstag nach dem Umbau gefeiert. Auf die Besucher wartet bei den Urban Islands 2015 neben Musik auch ein Flohmarkt, allerlei Leckereien und ein vielfältiges Kinderprogramm.

Stuttgart - Direkt vor dem Waranga auf dem Kleinen Schlossplatz befindet sich eine Frischluftschneise, in der man einen ganz besonderen Windstoß erleben kann. Ausgehfreudige Hobby-Meterologen haben dieses Phänomen „Waranga-Wind“ getauft. Eindrucksvoll konnte  man diesen Wind mit einem frisch gemixten Moscow Mule in der Hand, dieser so scharfen wie fruchtigen Liaison aus Ingwer, Zitrone  und Wodka, beim Urban Islands Festival erleben, das am Wochenende  auf dem Kleinen Schlossplatz stattgefunden hat.

 

Bei diesem Festival feierten alle Anrainer des Platzes, unter anderem das Kunstmuseum, die Boutique Abseits, das Buchhaus Wittwer, die Gastronomie San’s und eben das Waranga,  die Neueröffnung des Kleinen Schlossplatzes, die vor genau zehn Jahren  nach langer Umgestaltung  erfolgte.  „Zum anderen feiern wir aber auch das Ende der Baustelle, die uns Anrainer den kompletten vergangenen Sommer und noch viel länger  Nerven und Frequenz gekostet hat“, erklärt David-Benjamin Knoll vom Waranga, der das  Urban Islands Festival für alle Anrainer koordiniert hat.  Während das Glasoberlichtband hinter dem Kunstmuseum ausgetauscht wurde, war der Kleine Schlossplatz nur sehr schwer zugänglich gewesen.

Dieser Zustand ist zum Glück Geschichte. Am Freitagabend war der Platz gut gefüllt, obwohl das Wetter eher zu  einem gemütlichen Glühweinabend vor dem Kamin inspirierte. David-Benjamin Knoll hatte sich im Vorfeld der Veranstaltung einen Hauch von Marienplatz gewünscht. Die Europaletten als Sitzgelegenheiten erinnerten tatsächlich an das schrecklich hippe Marienplatzfest, rund um die Paletten war aber ein ambitionierter kleiner Dschungel aufgebaut, der wie eine Fata Morgana in der Betonwüste wirkte. Ein Hingucker war auch die Bühne des Festivals: Hier hatte sich Knoll ebenfalls mit botanischen Elementen ausgetobt, das Grünzeug hatte der studierte Architekt am Donnerstag im strömenden Regen aufgehängt. Zum Auftritt der Band Children aus Berlin hörte der Regen am Freitagabend dankenswerter Weise  für eine kurze Zeit auf. Die  zeitlupenartige, kluge und clubbige  Popmusik des Trios aus Berlin, die stellenweise an  The xx erinnerte, stellte einen so idealen wie zeitgemäßen Soundtrack für das Fest auf einem der besten Plätze der Innenstadt dar. Musikalische Nachhilfe statt monotone Beschallung durch Cover-Bands – davon gerne mehr an dieser zentralen Stelle.

Nicht erst seit der Umgestaltung des Kleinen Schlossplatzes bildet dieser Ort einen wunderbaren Kontrapunkt zur Königstraße und dem großen Bruder Schlossplatz mit seinen oft sehr kommerziellen Veranstaltungen. Schon zu Zeiten der legendären Vorgänger-Gastronomie des Waranga, in der Pauls-Boutique-Ära, war der Kleine Schlossplatz der heimliche Schauplatz dieser Stadt. Beim Urban Island Festival fühlte man sich fast in diese Ära zurückgebeamt: Das Publikum stellte einen schönen Stadtfest-Querschnitt da mit einem geringeren Oggi-Anteil und einem leichten Plus an Marienplatz-kompatiblen Gästen.

Am Samstagnachmittag mischte sich auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann unter die Besucher. „Das ist ein sehr interessantes Publikum, dazu die gute Musik und eine erstaunlich entspannte Atmosphäre. Dieser Platz bietet sich für solche Veranstaltungen geradezu an.“ Den Gästen am Samstagabend ging es scheinbar genauso, der Platz war noch einmal voller als am Abend zuvor. Die Band Schwarz don´t Crack  lieferte modernen R’n’B mit ordentlich Bass vor der Hütte.  So viel modernes Festival-Wesen hätte man Stuttgart an der Stelle gar nicht zugetraut.

Es besteht also Hoffnung für den Kleinen Schlossplatz, dieses urbane Kleinod hinter dem glänzenden Kunstkubus, nachdem hier kürzlich schon der  Flohmarkt und Ausläufer des Kirchentags stattgefunden hatten. Lassen sich Veranstaltungen in dieser Qualität hier etwa wiederholen? Ob der mächtige Bezirksbeirat Mitte, der sich stets fanatisch für die letzten drei verbliebenen Bewohner der Innenstadt einsetzt,  das fröhliche Rave in der Stadtmitte goutiert hat, ist bisher nicht bekannt.

Wir waren bereits am Freitag mit der Kamera vor Ort und präsentieren in unserer Bildergalerie Impressionen von den Urban Islands 2015 - klicken Sie sich durch!

Hier geht's zur Homepage der Urban Islands 2015 für weitere Informationen.