Manche Flugpassagiere in den USA mogeln sich im Rollstuhl an den langen Schlangen vor den Sicherheitskontrollen vorbei. Dank entsprechender Trinkgelder machen die Fluggesellschaften stillschweigend mit.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Washington - An US-Flughäfen wird in jüngster Zeit immer mehr von wundersamen Heilungen berichtet. Menschen, die bei der Sicherheitskontrolle im Rollstuhl sitzen, sind an der Flugzeugtür genesen und springen frisch wieder auf. In den USA ist die Gesetzgebung, welche Hilfen für Behinderte vorschreibt, recht streng – und die Warteschlangen an den Flughäfen, an denen man sich vorbeimogeln kann, werden immer länger. Das Privileg, als Rollstuhlfahrer der Erste beim Einstieg zu sein, ist da ein starker Anreiz.

 

Seit dem Behindertengesetz aus dem Jahr 1986 sind Fluggesellschaften in den USA dazu verpflichtet, Rollstühle gratis zur Verfügung zu stellen. Wie die „New York Times“ berichtet, ist die Schummelei, die dank entsprechender Trinkgelder stillschweigend toleriert wird, inzwischen so weit verbreitet, dass Mitarbeiter am Flughafen einen Nachfrageschub für Rollstühle schon anhand der Länge der Schlangen an der Sicherheitskontrolle vorhersagen können. Bis jetzt nämlich reicht ein einfacher Anruf oder eine Anfrage am Flughafen, um einen Rollstuhl zu bekommen. Mit diesem Vehikel gelangt man dann an vielen Flughäfen in eine separate Warteschlange bei der Sicherheitskontrolle. Darüber hinaus wird der lange Weg durch die Gänge deutlich einfacher.

Die Fluggesellschaften halten sich bedeckt

Es scheint an diesem Punkt gewisse kulturelle Präferenzen zu geben. Laut New Yorker Flughafenpersonal gelten Flüge zu den Philippinen, in die Dominikanische Republik und nach Ägypten als Anziehungspunkt für Kurzzeit-Gebrechliche. Innerhalb der USA sind es nach Auskunft des Fernsehsenders CBS vor allem Flüge von und nach Florida, die medizinische Wunder hervorbringen. Beim Einstieg Richtung Rentnerparadies stehen Kolonnen von Rollstühlen am Gate. Beim Ausstieg verlässt der Pulk von meist älteren Passagieren die Maschine zu Fuß – und die zum Empfang wartenden Rollstühle bleiben weitgehend leer. Doch bisher halten sich die Fluggesellschaften aus Angst vor dem Zorn der Kunden bei dem heiklen Thema bedeckt. „Wir respektieren unsere Passagiere und vertrauen ihrer Ehrlichkeit, wenn sie einen Rollstuhl beantragen“, sagt Jean Medina, die Sprecherin des Verbandes der US-Fluglinien: „Wir hoffen doch, dass dieser Service nicht rein aus Bequemlichkeit ausgenutzt wird.“