Der Telekommunikations-Gigant AT&T schluckt für rund 35 Milliarden Euro Direc TV, einen Anbieter von Satellitenfernsehen. Der Deal ist ein Beleg dafür, wie in den USA Telefon, Fernsehen und Internet immer mehr zusammenwachsen.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Neuer Megadeal in der US-Kommunikationsbranche: Für 48,5 Milliarden Dollar (rund 35 Milliarden Euro) sichert sich der Telefonanbieter AT&T den Zugriff auf DirecTV, den größten US-Anbieter von Satellitenfernsehen. Wenn man die Schulden von DirecTV einbezieht, hat die Übernahme sogar ein Volumen von 67,1 Milliarden Dollar.

 

Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass in den USA zwischen Kabelfirmen, Telekommunikationsunternehmen sowie Internet- und Inhalteanbietern das Ringen um die Zukunft des Fernseh- und Internetmarktes einem Höhepunkt zusteuert. „Die Schachfiguren im Medienbereich bewegen sich in diesem Jahr stärker als im ganzen vergangenen Jahrzehnt“, sagte Richard Greenfield, ein Medienanalyst der Wall-Street-Firma BTIG der „New York Times“. „Die Dinge sind massiv ins Rutschen gekommen. Jeder versucht dabei, sich die beste Position zu sichern.“ Die Grenzen zwischen TV, Telefonie und Internet verschwimmen zusehends. Immer mehr Internetangebote, vor allem Videos, werden auf dem Fernsehgerät konsumiert

Man sei entschlossen, „Breitbandanschlüsse auf weitere 15 Millionen Kundenanschlüsse vor allem in ländlichen Gegenden auszuweiten“, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung von AT&T und DirecTV – die damit auch im Blick auf die Regulierer den Zusammenschluss schmackhaft zu machen versuchen. Dazu gehört auch das Versprechen, dass die künftige gemeinsame Firma dem Grundsatz der Netzneutralität verpflichtet sei. Man will also angeblich auch dann keine bezahlten Überholspuren für ein sogenanntes Zweiklassen-Internet anbieten, wenn sie in Zukunft erlaubt würden. In Wirklichkeit ist aber die Übernahme vor allem der Versuch, dem konkurrierenden Kabelanbieter Comcast, der schon früher in das Geschäft mit TV-Inhalten eingestiegen ist, Paroli zu bieten.

Der Konkurrent Comcast hat schon zugeschlagen

Erst im Februar hatte Comcast für 45 Milliarden Dollar (33 Milliarden Euro) das Medienunternehmen Time Warner geschluckt. Und nur Stunden nachdem das Zusammengehen von AT&T und DirecTV besiegelt wurde, meldete das „Wall Street Journal“, dass auch Google, das über seine Videoplattform Youtube einen Fuß in der Tür hat, mit der geplanten Übernahme des auf die Übertragung von Videospielen spezialisierten Dienstes namens Twitch auf dem Streaming-Markt weiter expandieren will. (Unter Streaming versteht man die Liveübertragung von Datenströmen über das Internet.) Google tritt auch als Anbieter für ultraschnelle Breitbandanschlüsse in immer mehr US-Städten auf und arbeitet an einer TV-Software, die das eigene Android-Betriebssystem zur Grundlage hat.

Amazon bietet inzwischen ebenfalls die Kombination von Fernseher und Internet an. Nach dem Muster der auf die eigene E-Book-Bücherei zugeschnittenen Lesegeräte Kindle und Billig-Tabletcomputer Kindle Fire offeriert der Online-Gigant eine Zusatzbox namens Fire TV, die Streaming-Angebote auf den Fernseher bringt.

Während die traditionellen Fernsehkabelanschlüsse, die in den USA meist zusammen mit teuren Programmpaketen angeboten werden, immer weniger populär sind, erfreuen sich Programmangebote à la carte über das Internet wachsender Beliebtheit. Streaming-Anbieter wie Netflix und Hulu stechen die Kabelfirmen aus – und lassen die Eigentümer der Breitbandinfrastruktur, zu denen etwa einstige Telefonkonzerne wie AT&T gehören, unter der dadurch wachsenden Datenflut stöhnen. Das Zusammengehen mit Time Warner ist deshalb der Versuch, auch mit Inhalten mehr Geld zu verdienen.

Der Kampf tobt auf vielen Fronten. So sind vor Kurzem die Fernsehzweige der Medienunternehmen Walt Disney, Comcast, CBS und 21st Century Fox vor den Obersten Gerichtshof der USA gezogen, weil ein Videoanbieter namens Aereo mit seinem Internet-Fernsehangebot Urheberrechte verletze.