Die US-Serie „Sons of Anarchy“ ist nichts für zarte Gemüter. Sat. 1 gibt dem komplexen Biker-Drama im deutschen Fernsehen noch eine Chance und zeigt die erste Staffel von Donnerstag an.

Stuttgart – Eine Serie über eine Motorradgang? Klingt nach einer einfältigen Geschichte und irgendwie nach Gestern. Auf „Sons of Anarchy“ aber trifft das nicht zu. Ihr genialer Erfinder Kurt Sutter hat vielmehr ein komplexes Werk geschaffen, das in den USA, wo gerade die sechste und vorletzte Staffel zu Ende ging, ähnlich rezipiert und diskutiert wird wie „Breaking Bad“. Sat 1 startet am Donnerstag um 23.15 Uhr mit einer Doppelfolge die erste Staffel.

 

Worum geht’s?

Die Jungs von Samcro (Sons of Anarchy Motorcycle Club Redwood Original) kontrollieren die kalifornische Kleinstadt Charming, schützen sie vor Drogen, Vergewaltigern, Neonazisekten und gierigen Investoren, alles hinter der Fassade einer Autowerkstatt und unter den Augen der korrupten Polizei. Probleme werden mit Erpressung, Kugeln und Blut gelöst. Ihr Geld verdienen die Sons als Waffenschieber, auch über gefährliche Deals mit der IRA und mexikanischen Kartellen.

Worum geht’s wirklich?

Im Mittelpunkt steht Jax (Charlie Hunnam), Stiefsohn und Vize des Clubpräsidenten Clay. Die Geburt seines Sohnes und das Tagebuch seines lange verstorbenen Vaters bringen seine bisherige Welt aus Vergeltung und Chaos ins Wanken. Es geht um die Suche eines Mannes nach sich selbst und nach einem Ausweg aus Mord und Illegalität. Sutter hat oft erzählt, dass er „Sons of Anarchy“ nach Shakespeares „Hamlet“ konzipierte. Es ist also auch eine Tragödie um Liebe, Verrat, Wahrheit und Rache. Jax, eigentlich ein schlauer Sunnyboy mit gutem Herz, stürzt sich und andere in dieser schockierenden und in späteren Staffeln sehr traurigen Serie ins Unglück.

Wer spielt wen?

Die größte Figur in diesem Männerverein ist eine Frau: Katey Sagal (59), die viele noch als schrecklich nette Peggy Bundy kennen, spielt Gemma, Jax’ Mutter und Old Lady des Präsidenten. Der Club ist ihre Familie, die Matriarchin ist immer noch eine heiße Rockerbraut. Für ihre Rolle der knallharten, perfiden, gewissenlosen Gemma bekam sie 2011 den Golden Globe. Charlie Hunnam (Jax) sollte in der „50 Shades of Grey“-Verfilmung Christian Grey spielen, sprang wegen der „Sons“ aber doch noch ab. Der Schöpfer Kurt Sutter taucht als halb verstümmelter Knastbruder Otto auf. Ron Perlman verkörpert Jax’ Gegenspieler, den gierigen Clubchef Clay. Irre Charakter sind auch das Gangstergesicht Danny Trejo („Machete“) als Waffenhändler und der Gruselautor Stephen King als Tatortreiniger.

Warum anschauen?

Weil „Sons of Anarchy“ alle Zutaten einer guten Serie hat. Widersprüchliche Figuren, die man hasst und liebt. Emotionen: brutale Schläger sind weinende Männer. Spannung: wer ist Freund, wer ist Feind? Mit welcher Strategie überlistet die Gang ihre Rivalen? Interessant ist auch der Einblick ins Bikermilieu, wo unter König und Vollstreckern strenge Regeln und Hierarchien herrschen. Soundtrack und Sprüche machen die Brutalität erträglich. Trotzdem muss der Zuschauer nicht nur konzentriert, sondern auch ganz schön leidensfähig sein.