Der Traum des Republikaners von der Präsidentschaft ist nun schon zum zweiten Mal geplatzt. Der Wahlverlierer wird sich wohl für immer aus der großen Politik verabschieden.

Washington - Der Kommentar der polnischen Zeitung „Gazeta Wyborcza“ hat den Wahlverlierer fast verhöhnt; und dennoch traf er den Nagel irgendwie auf den Kopf: „Jetzt bleiben Romney Junior als Trostpflaster das Rentnerdasein, sechzehn Enkelkinder, 250 Millionen Dollar und eine Villa am Ozean in Kalifornien. In der Politik wird er sich sicher nicht mehr engagieren wollen“, schrieb das Blatt am Mittwoch kurz nach der Entscheidung zu Gunsten von Barack Obama. Außerdem erinnerte die Zeitung an den Vater des unterlegenen Republikaners: George W. Romney, selbst Multimillionär und Gouverneur von Michigan, war 1968 im Kampf ums Weiße Haus bereits im parteiinternen Auswahlverfahren gegen Richard Nixon unterlegen. Sein Sohn schaffte 2012 immerhin den Sprung in die letzte Runde.

 

Es war bereits der zweite Anlauf, den Mitt Romney ins höchste politische Amt der Vereinigten Staaten unternahm. 2008 schied er als einer der ersten Bewerber im republikanischen Vorwahlkampf aus. Dessen Sieger John McCain war dann aber dem um viele Jahre jüngeren und agileren Senator aus Illinois, der erst kurz zuvor die große politische Bühne betreten hatte, nicht gewachsen. Obama trotzte dem Vietnam-Veteranen McCain neun zuvor republikanische Staaten ab. Romney gelang es am Mittwoch nur zwei dieser Hochburgen zurückzuerobern: Indiana und North Carolina. Seine Niederlage gestand der Vater von fünf Söhnen zunächst nur widerwillig ein. Nach mehr als eineinhalb Stunden Funkstille im Romney-Lager gratulierte der Unterlegene vor seinen enttäuschten Anhängern dem Präsidenten zur Wiederwahl.

Romney sieht das Land wie einen Konzern an

Als erfahrener Unternehmenslenker war der 65-jährige Mormone angetreten, den in wirtschaftliche Schieflage geratenen Riesen USA wieder auf Kurs zu bringen. „Die USA sind ein gigantischer Konzern. Wie kann jemand, der noch nie ein Unternehmen geleitet hat, das Land regieren“, fragten Romneys Unterstützer im Wahlkampf fortwährend. Vielen Unterstützern und Wählern Obamas war dagegen die Art, wie Romney zu seinen Millionen gekommen ist, und seine Methoden zum Steuernsparen mindestens so suspekt wie die Tatsache, dass der Republikaner einen der einstigen Obama-Leitsätze schamlos abgekupfert hatte: Nach dem demokratischen „Change 2008“ (Wandel) rief Romney den konservativen „Change 2012“ aus.

„Ich bete für den Erfolg des Präsidenten bei der Führung unserer Nation“, sagte der unterlegene Bewerber am Mittwoch. Die Wahl sei vorbei, „aber unsere Prinzipien haben weiter Bestand“. Er habe sich so sehr gewünscht, das Land in eine andere Richtung zu führen. Romney bedankte sich auch bei seiner Frau Ann. „Sie wäre eine wundervolle First Lady gewesen.“

Die Niederlage ist für das streng gläubige Ehepaar richtig bitter, schien der Sieg doch bis zum Ende greifbar nah. Noch am Wahltag sah manche Umfrage den Herausforderer vorn, eine solch herbe Niederlage war kaum zu erwarten. Beflügelt von einer realen Siegchance bereitete das Team „Romney“ seit Wochen den Einzug ins Weiße Haus vor – am Ende vergeblich.