Washington will direkte militärische Gespräche mit Moskau über die russische Aufrüstung zur Unterstützung des syrischen Präsidenten führen. Die Verteidigungsminister beider Länder machen mit einem Telefonat den Anfang.

Washington - Die Verteidigungsminister der USA und Russlands haben über die jüngste Aufrüstung Moskaus im Bürgerkriegsland Syrien gesprochen. Das Telefonat von Pentagon-Chef Ashton Carter mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu am Freitag ist ein erster Schritt bei den von Russland vorgeschlagenen direkten Militärgesprächen. Die 50-minütige Unterhaltung war zugleich die erste seit über einem Jahr zwischen den Chefs der Verteidigungsressorts beider Länder.

 

Die USA waren sich bislang unsicher, wie sie auf die zunehmende militärische Hilfe Russlands für den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad reagieren sollten. Vor allem weil sie selbst ein Militärbündnis gegen die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien anführen, das sich mit den Russen, die Assad ebenfalls gegen den IS unterstützen, ins Gehege kommen könnte.

Carter und Schoigu hätten ein konstruktives Gespräch über die Notwendigkeit geführt, die russische Aufrüstung und den Einsatz gegen den IS zu „entkollidieren“, sagte Pentagon-Pressesprecher Peter Cook am Freitag. In einer vom Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, herausgegebenen Erklärung wurde darauf verwiesen, dass „der Verlauf der Unterhaltung“ von Carter und Schoigu gezeigt habe, dass die Ansichten zu den meisten „zur Diskussion stehenden Themen“ nahe beieinander lägen oder sich sogar deckten. Die Minister hätten vereinbart, die Gespräche fortzusetzen.

US-Außenminister John Kerry hatte zuvor angekündigt, dass zwischen den beiden Staaten Gespräche auf militärischer Ebene über Syrien geplant seien. Präsident Barack Obama glaube, dass solche Diskussionen „ein wichtiger nächster Schritt“ bei den Bemühungen um eine Lösung der Syrien-Krise seien, sagte Kerry in London. „Diese (Syrien-)Krise muss gelöst werden“, sagte der Chefdiplomat.

Russland ruft zu Koalition im Kampf gegen den IS auf

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte die Idee zu militärischen Diskussionen am Dienstag in einem Telefonat mit Kerry zur Sprache gebracht.

Russland hat zu einer breiten Koalition im Kampf gegen den IS aufgerufen und angedeutet, dass eine Unterstützung von Assads Militär der beste Weg sei, um dies zu tun. Allerdings haben die USA im Syrien-Konflikt bislang die Linie verfolgt, dass Assad zurücktreten müsse, um einer neuen Regierung Platz zu machen.

In den vergangenen Wochen ist klar geworden, dass Russland eine Basis für Luftoperationen in Syrien schaffen will. Das Land hat Ausrüstung und Panzer in die syrische Küstenprovinz Latakia geschickt.

Falls Syrien Truppenunterstützung anfordern sollte, würde Russland eine Entsendung eigener Soldaten in das Bürgerkriegsland in Betracht ziehen. Der Sprecher von Präsident Wladimir Putin sagte am Freitag, eine solche Anfrage würde diskutiert und geprüft. Allerdings sei eine solche Frage zu diesem Zeitpunkt rein hypothetisch, betonte er.