Am 9. Dezember vereint Musiker Jonas Bolle im White Noise Konzert, Ausstellung, Podcast-Aufzeichnung, Sampler-Release und Party unter dem Titel „ver-lernen oder how to take care of yourself“. Mit uns spricht er über die Bedeutung von geteilten Bühnen.

Stadtkind: Laura Müller-Sixer (six)

Am Samstagabend sollen im White Noise verschiedene Kunstformen zusammenkommen, sagt Jonas Bolle. Der 33-Jährige performt, schreibt und produziert Musik in Solo- und Kollektivarbeiten in Theatern, Clubs und Kunsträumen. 2014 bis 2021 war er als Gründungsmitglied des Citizen.Kane.Kollektivs unter anderem für die künstlerische und musikalische Leitung verantwortlich. Während der Coronapandemie, erinnert er sich zurück, hat er sein eigenes Künstler-Dasein kritisch reflektiert.

 

Jonas Bolle fokussierte sich nun mehr auf das Musizieren. Er arbeitete gemeinsam mit Produzent Matthias Bloech an Songs, parallel beantragte er eine Förderung bei „Perspektive Pop“. Zwischen Herbst und Winter 2023 veröffentlichte er vier Singles, welche die Zwischenräume sowie Schwebezustände der Identität beschreiben. „Ich realisierte, dass in diesen Songs so viele große Fragen stecken. Aber Songtexte sind am Ende immer so abstrakt. Ich wollte diese Diskurse auch auf anderen Ebenen weiterführen.“

Bühnen und die Verantwortung von Künstler:innen

Damals entstand die Idee zum Podcast „Knistern. Was ich hör, wovon ich schreib.“ Bolle spricht in jeder Folge mit Autor:innen wie Mohamed Amjahid oder Josephine Apraku über Musik, Lieblingskünstler:innen, Konzerte und auch Bücher. „In diesem Projekt ging es darum, sich selbst als weiße, männlich gelesene und sozialisierte Person zu fragen, welche Verantwortung mit dem Raum einhergeht, den ich auf einer Bühne einnehme. Warum braucht es noch eine weiße Person wie mich, die ihre Perspektiven teilt und ist das wichtig, oder geht es nicht eher darum, Bühnen zu öffnen.“

Veranstaltung im White Noise

Am 9.12. setzen sich diese Mosaikstücke im White Noise zusammen: „ver-lernen oder how to take care of yourself“ verbindet eine Ausstellung mit Werken von Mäci Messer, Sarah Tartsch, Mathias Krebser und Pia Heer, eine Live Podcast-Aufzeichnung mit dem Kollektiv die apokalyptischen Tänzer*innen, Live-Musik von Jonas Bolle und Cindy Gravity sowie eine Clubnacht mit Tamara Wirth, Maximilian Hasslauer und Ben El Halawany. Der Eintritt ist frei.

Ein Umfeld für neue Musik

Außerdem wird mit „Selfcare Routine 1“ der erste Sampler von Self Care Records veröffentlicht, ein Label, das Jonas Bolle gemeinsam mit befreundeten Musiker:innen ins Leben gerufen hat: „Wir haben uns da zusammengeschlossen, um gemeinsam Sorge dafür zu tragen, dass unsere Musik in einem guten, soften Umfeld erscheinen kann.“ Auch hier spricht Jonas von geteilten Räumen. „Wir arbeiten zusammen, helfen uns gegenseitig, machen die Bühne frei für die anderen. Die Kunst steht für sich.“