Verbände kritisieren Reform Miese Noten für neues Lehrerbildungsinstitut ZSL

Fortbildung ist für Lehrkräfte unerlässlich. Foto: dpa/Armin Weigel

Vor drei Jahren wurde die Struktur der Lehrerbildung reformiert. Mit dem Ergebnis sind drei Verbände unzufrieden. Was sie kritisieren, und was Ministerin Schopper erwidert.

Politik/Baden-Württemberg : Bärbel Krauß (luß)

Stuttgart - Drei Jahre nach dem Start geben der Berufsschullehrer-, Realschullehrer- und Philologenverband einem Teil der Qualitätsoffensive der früheren Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) schlechte Noten. Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL), das damals gebildet wurde, habe sich zu einem „riesigen Bürokratiemonster“ mit 6000 Mitarbeitern entwickelt, das die versprochene Qualitätssteigerung bei Aus- und Fortbildung bisher schuldig bleibe. Thomas Speck, der Vorsitzende des Berufsschullehrerverbands, zog eine „bittere Bilanz“ und forderte gemeinsam mit Karin Broszat (Realschullehrerverband) und Karin Fetzner (Philologenverband) eine unabhängige externe Evaluation der Behörde und zusätzliche Stellen für eine bessere Administration. Speck sieht die mangelnde Personalausstattung mit nach wie vor vielen unbesetzten Stellen und die Überzahl von Aufgaben des ZSL als eine Art Urfehler der Konstruktion.

 

Die Mängelliste, die die drei Verbände vorgelegt haben, ist lang: Doppelstrukturen bei Regierungspräsidien und dem ZSL, eklatante Ungerechtigkeiten bei der Vergütung von Fachberatern, überbordende Bürokratie, komplizierte Kostenabrechnungen mit bis zu drei Dienststellen, unklare Zuständigkeiten und veraltete Verwaltungsvorschriften, die die seit drei Jahren vollzogenen Veränderungen noch nicht nachvollzogen hätten.

„Bildungspolitischer Scherbenhaufen“

Darunter leiden laut Speck nicht nur die Ausbildung der Lehrer, die Schul- und Fachaufsicht als Unterstützung für die Schulen. Es gebe weniger Fortbildungsangebote für Lehrkräfte, die Kapazitäten der Beratungslehrer für ratsuchende Eltern und Schüler mit Schulproblemen hätten gelitten und die Integration von Quereinsteigern in den Lehrerberuf funktioniere immer schlechter. „Noch nie gab es bei den Quereinsteigern eine so hohe Abbrecherquote wie in der Pandemie“, sagte Speck. Insofern leide unter den Schwierigkeiten beim ZSL sogar die Lehrerversorgung im Land.

Nun war vor Eisenmanns Reform bei der Lehrerfortbildung auch manches im Argen, weil die Zuständigkeiten zersplittert und unübersichtlich waren. So räumt der SPD-Bildungsexperte Stefan Fulst-Blei ein, dass eine Reform der Aus- und Fortbildung nötig war, findet die Umsetzung aber mangelhaft. „Die Dauerbaustelle ZSL gehört ganz oben auf Frau Schoppers To-Do-Liste“, fordert er. Sein Kollege Timm Kern (FDP) sieht Grün-Schwarz vor einem „bildungspolitischen Scherbenhaufen“.

Schopper sieht Verbesserungsbedarf

Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) räumt Verbesserungsbedarf ein, verweist auf Reibungsverluste, die es auch vor der Reform schon gegeben habe, auf Widrigkeiten beim Aufbau der neuen Strukturen – wie einen Wasserrohrbruch, dessentwegen das ZSL dreimal umziehen musste – und die Pandemie, in der die Lehrerfortbildung schnell auf digitale Formate umgestellt worden sei. „Ich halte den Weg, den wir mit dem Qualitätskonzept und den beiden Instituten eingeschlagen haben, grundsätzlich für richtig“, betonte sie. „Wir wissen, dass wir noch Optimierungsbedarf haben. Deswegen haben wir im Koalitionsvertrag verankert, dass wir einen umfassenden Analyseprozess durchführen, um uns anzuschauen, wo wir noch nachbessern müssen.“

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