Der Aufsichtsrat hat grünes Licht für die Pläne zum Wiederaufbau der abgebrannten Anlage bis Herbst 2023 gegeben.

Leonberg - Vieles ist schon weggeräumt oder abgetragen. Bis August sollen auch die letzten Reste dessen weg sein, was das verheerende Feuer in der Vergärungsanlage Leonberg im vergangenen September übrig gelassen hat und was nicht mehr zu gebrauchen ist. Dann kann es auch mit dem Wiederaufbau losgehen, der bis Herbst 2023 beendet sein soll.

 

Kurz vor dem Brand, im Juni 2019, hatten die Landkreise Böblingen und Esslingen die Zusammenarbeit beim organischen Abfall vertieft und die Bioabfallverwertung GmbH Leonberg gegründet. Es gab Pläne für eine Erweiterung. Die kommt auch – aber anders, als ursprünglich geplant. Der Aufsichtsrat gab nun grünes Licht für die Pläne zum Wiederaufbau, die das Büro Awiplan PPD aus Filderstadt erarbeitet hat. „Die aktuelle Corona-Krise ändert nichts daran, den getroffenen Grundsatzbeschluss umzusetzen und die Investition in eine Anlage mit modernster Vergärungstechnik wie geplant auf den Weg zu bringen“, sagt dazu der Böblinger Landrat Roland Bernhard.

Wiederaufbau an alter Stelle

Ob Kartoffelschalen oder Kaffeesatz: Was im Kreis Böblingen in der Biomülltonne landet, wurde in der Vergärungsanlage Leonberg weiterverarbeitet – zu Biogas, aus dem Strom gewonnen wurde, Wärme und Kompost. 2018 waren das 36 000 Tonnen Biomüll. Die Anlage sollte mit weiteren Abfällen aus dem Kreis Esslingen besser ausgelastet werden. 20 000 Tonnen sollten dazu kommen. Dann kam das Feuer.

Große Teile der Vergärungsanlage auf der ehemaligen Erddeponie wurden dabei zerstört. „Hier wieder aufzubauen macht schon deshalb Sinn, weil zwei wichtige Elemente der Anlage nicht beschädigt sind“, hatte Wolfgang Bagin schon am Tag nach dem Brand im September gesagt. Der frühere Chef des Abfallwirtschaftsbetriebes ist mittlerweile im Ruhestand, führt aber weiter die Geschäfte der Bioabfallverwertung GmbH. Die zwei wichtigen Elemente sind der große Fermenter-Turm sowie drei Blockheizkraftwerke mit Trafostation, in denen mit dem Biogas Strom erzeugt wird. Deshalb bilden sie auch das Grundgerüst für den Wiederaufbau.

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Bis August soll die Brandruine vollständig abgetragen sein. In einem zweiten Schritt wird ein neues Verwaltungs- und Betriebsgebäude gebaut. Diesen Teil werde man vorziehen, „damit kommen wir dem Bau der Gesamtanlage weniger in die Quere“, erklärt Geschäftsführer Bagin.

Moderner Neubau statt Erweiterung

Parallel läuft nun auch die Ausschreibung für die neue Verfahrenstechnik. Hier sollen vor allem Verbesserungen bei der Biogasverwertung erzielt werden. Dazu hat das Planungsbüro drei mögliche Konzepte erarbeitet. So könne man wie bisher das Biogas in den vorhandenen Blockheizkraftwerken verstromen, eine Biogasaufbereitung zu Biomethan und Einspeisung ins Erdgasnetz oder das Biogas an einem externen Standort direkt nutzen. Dazu soll es eine offene Ausschreibung für stehende oder liegende Fermenter geben. „Mit der Konzeption wollen wir die technologische und ökologische Chance für eine Neugestaltung der Bioabfallbehandlung nutzen“, sagt dazu der Esslinger Landrat Heinz Eininger.

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In der neuen, größeren Anlage sollen künftig 60 000 Tonnen Bioabfälle aus beiden Kreisen weiterverarbeitet werden. „Unsere interkommunale Zusammenarbeit wird dadurch noch enger und stärker“, sagt Roland Bernhard. Denn der Landkreis Böblingen wiederum ist auch am Kompostierwerk des Kreises Esslingen in Kirchheim/Teck beteiligt. Dorthin wurden und werden ab 2023 wieder die getrockneten Gärreste aus Leonberg gebracht und zu Kompost verarbeitet.