Verdi will die Anzahl der Shoppping-Sonntage reduzieren – und droht der Stadt Ludwigsburg mit einer Klage. Mit ihrem Vorstoß spricht die Gewerkschaft ein wichtiges gesellschaftliches Thema an, meint unser Redakteur Tim Höhn.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Beliebt macht sich Verdi nicht mit dem Vorstoß gegen verkaufsoffene Sonntage. Denn die sind, was der Ansturm auf die Läden bezeugt, überaus populär – gleichermaßen in der Ludwigsburger Innenstadt wie im Breuningerland. Auch die Frage, ob die Gewerkschaft damit allen Arbeitnehmern einen Gefallen tut, muss erlaubt sein. Denn Sonntagsdienste werden gut bezahlt. Dazu kommt: Zwei verkaufsoffene Sonntage pro Jahr, wie sie das Breuningerland veranstaltet – das scheint verkraftbar zu sein.

 

Dennoch spricht die Initiative, der sich nicht umsonst auch die Kirchen angeschlossen haben, ein wichtiges Thema an. Dass Supermärkte bis Mitternacht geöffnet haben: Die Kunden haben sich daran gewöhnt. An Samstagen Shopping bis spätabends: längst Normalität. Vor einigen Jahren aber war das undenkbar. Mehr und mehr nimmt der Einzelhandel nun den letzten verbliebenen Ruhetag ins Visier. Völlig zu Recht äußern Gewerkschaften und Kirchen die Sorge, dass das Tabu langsam aufgeweicht wird. Man muss kein Christ oder Gewerkschafter sein, um die zunehmende Ökonomisierung des Menschen kritisch zu sehen. Menschen brauchen Pausen, Ruhe, Zeit – wenn nicht wie früher zum Kirchgang oder Gebet, dann heute für die Familie, für den Spaziergang, die Pflege der sozialen Kontakte.

Sechs Shopping-Sonntage sind genug

Wie so oft liegt die Lösung in der Mitte. Sechs Shopping-Sonntage gibt es derzeit in Ludwigsburg, mehr sollten es nicht werden – und etwas weniger würden womöglich nicht schaden. Ob die Stadt nach dem „Märzklopfen“ und dem „Shoptober“ wirklich noch ein „Freujahrsshopping“ braucht, also eine Veranstaltung ohne jede Tradition: Auch diese Frage muss erlaubt sein.