Die Werte für den Ausstoß von Schadstoffen orientieren sich an den bisher geltenden Vorgaben. Neu ist, dass künftig auch gesundheitsschädliche Stoffe wie Feinstaub, der durch Reifenabrieb oder Bremsen entstehen kann, reguliert werden sollen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Die neue Euro-7-Norm zur Regulierung der Abgaswerte im Straßenverkehr wird in einer deutlich abgeschwächten Form umgesetzt. Zwar sollen Autos, Busse und andere Fahrzeuge in der EU künftig weniger umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe verursachen, doch im Laufe der Verhandlungen wurden die ursprünglich geplanten strengen Vorgaben immer weiter entschärft.

 

Das bedeutet, dass für Autos und Transporter von Privatpersonen in Zukunft in etwa die gleichen Grenzwerte wie bei der bestehenden Euro-6-Regulierung gelten sollen. Allerdings sollen die Richtwerte für Stickoxidemissionen bei LKW um 60 Prozent gesenkt werden. Am Mittwoch hat das Europaparlament in Straßburg für die Regelung gestimmt, eine positive Entscheidung des Rates gilt als sicher. Die Vorgaben sollen 30 Monate nach ihrem Inkrafttreten für Autos sowie Kleintransporter und 48 Monate nach diesem Zeitpunkt für Busse und Lkw gelten.

Auch Elektroautos sind von der Regelung betroffen

Neu ist, dass künftig auch gesundheitsschädliche Stoffe wie Feinstaub, der durch Reifenabrieb oder Bremsen entstehen kann, reguliert werden sollen. Das bedeutet, dass auch Elektroautos und Wasserstofffahrzeuge von den Regeln betroffen sind. Festgelegt ist auch eine sowie Vorschriften für die minimale Lebensdauer von Batterien in Elektroautos. Diese sehen vor, dass Batterien von E-Autos und Hybridfahrzeugen nach acht Jahren beziehungsweise 160 000 Kilometern noch mindestens 72 Prozent ihrer ursprünglichen Ladekapazität haben müssen.

Bislang standen vor allem die Abgase im Fokus der Euro-Normen. Unter Euro 6 waren Stickoxide (NOx), Kohlenmonoxid (CO), Partikel, Kohlenwasserstoffe und Methan sowie Ammoniak für Lastkraftwagen und Busse geregelt. Laut Studien der Europäischen Umweltagentur und der sogenannten Gemeinsamen Forschungsstelle war der Straßenverkehr im Jahr 2018 für 39 Prozent der schädlichen NOx-Emissionen (Stickoxide) – in Städten 47 Prozent – und 11 Prozent der gesamten PM10-Emissionen (Feinstaub) verantwortlich.

Heftige Kritik von den Grünen an Euro 7

Gegen die Regelung gestimmt haben die Grünen im Europaparlament. „Die EU verspielt ihre letzte Chance, Schadstoffe aus dem Autoverkehr zu begrenzen und die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen“, erklärte Jutta Paulus, Mitglied im Ausschuss für Umweltfragen. Die neue Euro-7-Norm sei lediglich ein „schicker, neuer Aufkleber“. Die „Luftverschmutzung bleibe damit das größte Umweltrisiko für die Gesundheit der Menschen in Europa“ und die Norm sei „ein Kniefall vor der Verbrenner-Lobby“.

Ganz anders sieht das Jens Gieseke, verkehrspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament. Vor der Abstimmung in Straßburg pries der die neue Norm als „realistischen Absatz bei den neuen Abgasgrenzwerten“. Verhindert werde eine zusätzliche Belastung der Industrie, die schon den Umstieg auf die Elektromobilität bewältigen müsse. Eine schärfere Euro-7-Norm hätte unweigerlich die Preise für die Verbraucher in die Höhe getrieben, ist Gieseke überzeugt.

Die Autoindustrie zeigt sich zufrieden

Der Streit um die neue Euro-7-Norm hat sich über mehrere Monate gezogen. Vor knapp einem Jahr hatte sich erstmals massiver Widerstand gegen die von Deutschland vorangetriebene Regelung formiert. Eine Gruppe von acht Mitgliedsstaaten um Frankreich und Italien hatte sich offen dagegen ausgesprochen. Neue Regeln seien nicht notwendig, weil der Ausstieg aus dem Verbrennermotor ohnehin beschlossen sei, betonte damals der französische Industrieminister Roland Lescure. Der italienische Wirtschaftsminister Adolfo Urso erklärte, die neue Norm dürfe den Autobauern vor dem Hintergrund der Konkurrenz aus Drittstaaten wie China keine zu hohen Kosten verursachen.

Sigrid de Vries, Generaldirektorin von ACEA, dem Verband der europäischen Autoindustrie, hatte damals angeführt, dass eine verschärfte Euro-7-Norm „nur einen marginalen Fortschritt“ bei der Luftqualität bringen würde. Eine wesentlich effektivere Maßnahme wäre es, betont sie, parallel zum Ausbau der Elektromobilität, ältere Fahrzeuge mit der hocheffizienten Euro-6-Technik auszustatten.