Verkehr in Leinfelden-Echterdingen Der OB wirbt für eine neue Straße

Bisher werden die Verbindungssträßchen zwischen Leinfelden und Echterdingen vor allem von Fußgängern und Radfahrern genutzt. Foto: /Philipp Braitinger

Die Befürworter beschreiben sie als Perlenkette, die Probleme löst; die Kritiker nennen sie ein teures und unökologisches Projekt. Die Rede ist von der Idee für eine neue Straße zwischen Leinfelden und Echterdingen.

Sie zählt zu den politisch am kontroversesten diskutierten Vorhaben in der Stadt. Eine neue Straße könnte von der Tübinger Straße (L 1208), die von Echterdingen ins Siebenmühlental führt, Richtung Norden bis ins nördliche Gewerbegebiet von Leinfelden führen. Entlang dieser Straße könnten einmal zahlreiche wichtige Stadtmarken miteinander verbunden werden. Der Oberbürgermeister Roland Klenk spricht in diesem Zusammenhang sogar von einer „Perlenkette“.

 

Wer sich den bisher nur gedachten Straßenverlauf ansieht, dem fällt im Norden zunächst das Gewerbegebiet von Leinfelden auf, das im Bereich Rötlesäcker in den kommenden Jahren vermutlich noch weiter nach Osten wachsen wird. „Dort gibt es Weltfirmen, und wir speisen sie mit nur einer Zufahrt ab“, stellt Klenk fest. Die Anbindung des Gewerbegebiets an die Autobahn erfolgt derzeit über die Max-Lang- und die Maybachstraße.

Dort werden mutmaßlich auch Autofahrer einziehen

Weiter entlang an der „Perlenkette“ geht es vorbei am Neubaugebiet Schelmenäcker. 400 Menschen werden dort schon bald wohnen. Und obwohl das Gebiet eine gute Anbindung an die S-Bahn hat, werden dort mutmaßlich auch Autofahrer einziehen. Ohne die Nord-Süd-Straße, die nördlich der Echterdinger Straße mit dem Titel „Osttangente“ geplant wird, müssen die neuen Einwohner entweder die Max-Lang-Straße oder die Leinfelder Straße nutzen. Und zumindest bei der Leinfelder Straße werden die dann wieder in einen Ortskern geführt.

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Weiter Richtung Süden geht es an den Goldäckern vorbei durch Wiesen und Felder, nicht weit weg von jenem Grundstück, auf dem einmal das Projekt Kaepsele verwirklicht werden soll. Auch dort könnten einmal mehrere Hundert Menschen leben. „Das schreit nach einer Antwort auf die Erschließungsfrage“, meint Klenk.

Es ist aber nicht allein die bessere Verkehrsanbindung, die aus Klenks Sicht für die neue Straße spricht. Darüber hinaus erhofft sich der Rathauschef durch die Nord-Süd-Achse endlich eine Entlastung der Ortsdurchfahrten von Leinfelden und Echterdingen. Sowohl die Hauptstraße in Echterdingen als auch die Echterdinger Straße und die Musberger Straße in Leinfelden sind zu den Stoßzeiten regelmäßig überlastet – zum Leid der Anwohner und Geschäftstreibenden. In den Ortsdurchfahrten von Leinfelden verkehren heute auf der Musberger Straße täglich bis zu 13 000 Fahrzeuge, in Echterdingen sind es sogar bis zu 17 000 Autos. Prognosen gehen davon aus, dass die neue Nord-Süd-Straße einmal 14 000 Fahrzeuge in 24 Stunden aufnehmen könnte.

Freizeitwert der Äcker und Wiesen würde massiv eingeschränkt

Zu den schärfsten Kritikerinnen der neuen Straße zählt die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ingrid Grischtschenko. Für sie sprechen unter anderem die Kosten der neuen Straße ebenso gegen das Vorhaben, wie ökologische Gesichtspunkte. Darüber hinaus würde mit der Nord-Süd-Straße der bisherige Freizeitwert der Äcker und Wiesen für Fußgänger und Radfahrer massiv eingeschränkt. Derzeit nutzen viele Menschen aus den angrenzenden Wohngebieten das Gelände für Spaziergänge oder kleine Radtouren. Außerdem befürchten die Grünen, dass die neue Straße weiteren Verkehr aus dem Umland anzieht. Am Ende könnten mehrere Tausend Autos täglich die neue, teure Straße nutzen, ohne dass die Ortskerne entlastet werden.

Die beschriebene Diskussion ist in Leinfelden-Echterdingen allerdings nicht neu. Seit Jahren wird über die Möglichkeit der Nord-Süd-Achse gesprochen. Angesichts der schrittweisen Umsetzung einiger städtebaulicher Vorhaben der „Perlenkette“ ist für den Oberbürgermeister Klenk allerdings die Zeit reif für eine Entscheidung. Im Technischen Ausschuss sprach sich eine Mehrheit von acht zu fünf Stimmen dafür aus, die Straße weiter zu planen und dem südlichen Abschnitt die gleiche Planungstiefe zu geben, wie der Osttangente.

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