Verkehr in Stuttgart-Bad Cannstatt Bürger fühlen sich schlecht informiert
Ab 1. Juli gilt das Parkraummanagement in vier weiteren Zonen im Stadtbezirk. Bei manchen Anwohnerinnen und Anwohnern herrscht Unklarheit über die Neuregelungen.
Ab 1. Juli gilt das Parkraummanagement in vier weiteren Zonen im Stadtbezirk. Bei manchen Anwohnerinnen und Anwohnern herrscht Unklarheit über die Neuregelungen.
Bad Cannstatt - Als am 1. November 2017 das Parkraummanagement in vier Zonen in Bad Cannstatt eingeführt wurde, sorgte die Regelung für Diskussionsstoff: „Sinnvolle und notwendige Maßnahme“, sagten die Fürsprecher, als „Abzocke“ empfanden es andere. Die Kritik ist jedoch längst verstummt. Im Seelberg, im Veielbrunnengebiet und vor allem im Kursaalquartier hatte die Maßnahme einen durchschlagenden Erfolg. „Keine Pendler, aber viele Parkplätze – vor allem tagsüber“, so der Tenor nach einigen Monaten. Allerdings erwies sich die Altstadt als Problem. Hier musste die Verwaltung mehrmals nachjustieren. Doch offenbar hat sich das einst umstrittene Thema eingespielt. Die Schattenseite: Pendler sind unter anderem auf die angrenzenden Gebiete, etwa die Neckarvorstadt, ausgewichen, sodass sich dort der Parkdruck erhöht hat.
Um weitere Stadtteile vom Park-Suchverkehr zu entlasten, wird das Parkraummanagement in Bad Cannstatt zum 1. Juli ausgeweitet (wir berichteten). Die Regelung gilt dann auch in den Bereichen Neckarvorstadt (Ca 5), östlich des Kurparks (Ca 6), Winterhalde (Ca 7) und im Gebiet Wannenäcker/Espan (Ca 8). Bisher haben laut Verwaltung in den neuen vier Cannstatter Parkzonen circa 32 Prozent der Berechtigten Ausweise beantragt.
Einige fühlen sich jedoch nicht ausreichend informiert. „Vielen sind die Neuerungen kurz vor Beginn des Parkraummanagements noch unklar“, sagt eine Anwohnerin. Manche ihrer Nachbarinnen und Nachbarn seien daher verärgert. Man hätte sich Infopost mit einem Übersichtsplan der Parkzonen oder auch den Detailregelungen, etwa den Ausnahmen für E-Autos, gewünscht. „Wenn die Bahn ein größeres Bauprojekt durchführt, werden die betroffenen Haushalte schließlich auch per Post rechtzeitig informiert“, sagt sie.
Eine Infoveranstaltung wie etwa im Jahr 2017 im Kursaal konnte indes pandemiebedingt nicht durchgeführt werden. Stattdessen verweist die Verwaltung auf ihre Webseite. „Sich Informationen aus dem Internet selbst zusammensuchen zu müssen, ist keine gute Alternative“, sagt die Anwohnerin.
Um über die Maßnahmen zu informieren, werden derzeit hinter die Scheibenwischer aller parkenden Autos in den betroffenen Gebieten Flyer geklemmt. Zudem lässt die Verwaltung an den Parkscheinautomaten Schutzhüllen mit Informationen zum Parkraummanagement anbringen. Die Schutzhüllen hätten eigentlich bereits installiert werden sollen. „Aufgrund von Lieferschwierigkeiten beim Hersteller hat sich das Vorhaben jedoch verzögert“, sagt eine Mitarbeiterin der Straßenverkehrsbehörde. Postwurfsendungen mit Informationen zur Regelung wird es indes nicht mehr geben. Für die nächste Erweiterungsstufe sei dies jedoch geplant.
Über eine sechste Umsetzungsstufe wird im Stuttgarter Rathaus bereits nachgedacht. Laut Stadtsprecherin Jasmin Bühler sei „eine Ausweitung des Parkraummanagements auf weitere Außenstadtbezirke prinzipiell denkbar“. Im Laufe des Jahres würden Erhebungen der Parkraumauslastung erfolgen – unter anderem in Wangen, Obertürkheim, Heumaden, Plieningen, Feuerbach, Münster, Freiberg und Mönchfeld. Sie sollen aufzeigen, ob dort ein erheblicher Parkdruck herrscht, sodass die Grundlage zur Einführung des Parkraummanagements gegeben ist. Eine Einbringung in die politischen Gremien ist für das zweite Halbjahr geplant, sodass im Rahmen der Beratungen zum Haushalt 2022/23 die Voraussetzungen für die nächste Umsetzungsstufe geschaffen werden könnten.
Einen Bewohnerparkausweis erhält man am schnellsten per Online-Antrag auf der städtischen Website. Nach ein bis zwei Tagen Bearbeitungszeit zuzüglich des Versands sollte der Ausweis im Briefkasten landen. Wer indes Berechtigungen für mehrere Kennzeichen benötigt, muss – zumindest noch derzeit – einen Termin im Bürgerbüro vereinbaren. Dieser ist auch bei einer Änderung des Kennzeichens wegen Umzugs in ein anderes Regelungsgebiet, bei ausländischen Kennzeichen und für Mitglieder von Carsharing-Organisationen notwendig – sowie für diejenigen ohne Internetzugang. Die gute Nachricht: Ab dem 12. Juli ist das Bürgerbüro in Bad Cannstatt wieder für Laufkundschaft geöffnet. Wer bereits einen Termin vereinbart hat, kann die Terminbestätigung hinter die Windschutzscheibe legen, bis der Bewohnerparkausweis vorliegt.
Bewohnerparkausweise kosten übrigens 30,70 Euro Jahresgebühr, für Gewerbetreibende mit Sitz im Bewohnerparkgebiet gibt es für 120 Euro Jahresgebühr eine Ausnahmegenehmigung.