Acht Jahre haben die Regionalpolitiker diskutiert, jetzt haben sie ihn verabschiedet: den neuen Regionalverkehrsplan. Vor allem Fahrgäste der S-Bahn dürfen hoffen.
Stuttgart - Die Region Stuttgart macht sich für weitere teure Verkehrsprojekte im Ballungsraum stark. In dem am Mittwoch mit großer Mehrheit verabschiedeten Regionalverkehrsplan sind rund 60 Infrastrukturvorhaben im Straßenbau und im öffentlichen Nahverkehr mit höchster Dringlichkeit erhalten, die so rasch wie möglich realisiert werden sollten. Die Liste ist vor allem eine Aufforderung an Bund und Land, in der Region zu investieren, da der Verband Region Stuttgart selbst keine Infrastrukturvorhaben – außer bei der S-Bahn – finanzieren kann.
Als eine der zentralen Aufgaben wird im Regionalverkehrsplan der weitere Ausbau der S-Bahn genannt. Dazu zählen die Verlängerung nach Neuhausen auf den Fildern, die frühestens 2022 fertig sein wird, und die Einführung des 15-Minuten-Takts im gesamten Netz bis Ende 2021. Noch weiter in die Zukunft weisen zusätzliche Linien im Nordwesten von Stuttgart und als Verbindung vom Filderraum ins Neckartal.
Die Kapazität des S-Bahn-Netzes soll erhöht werden
Um diese Ausbaupläne zu realisieren, muss jedoch die Kapazität des S-Bahn-Netzes erhöht werden. Dazu müssten spätestens von 2022 an zusätzliche Fahrzeuge beschafft werden. Auch die Umrüstung der Flotte auf die moderne Signaltechnik ETCS (Electronic Train Control System) wird gefordert. Sie müsse spätestens bis 2025, wenn Stuttgart 21 in Betrieb geht, genutzt werden können. Mit ETCS, das bisher nur im Fernverkehr eingesetzt wird, könnten S-Bahn-Züge auf der unterirdischen Stammstrecke in Stuttgart dichter hintereinander fahren – das würde Kapazität und Pünktlichkeit erhöhen. Allerdings wäre dies der erste Einsatz von ETCS im S-Bahn- und Regionalverkehr.
Das baden-württembergische Verkehrsministerium bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass man sich „in hochrangigen Gesprächen mit dem Bundesverkehrsministerium darauf verständigt hat, im Schienenknoten Stuttgart als bundesweites Pilotprojekt ETCS für die S-Bahn und für den regionalen Schienennahverkehr einzuführen“. Daran werde sich das Land auch finanziell beteiligen. Auch bei der Bahn und beim Bund wird ein solches Modellprojekt dem Vernehmen nach positiv bewertet, allerdings gilt es, schwierige Finanzierungsfragen zu klären. Es wird mit Kosten im dreistelligen Millionenbereich gerechnet.
Verbreiterung der A 81 und A 8 stehen im Vordergrund
Beim Ausbau des Straßennetzes stehen die Verbreiterung der A 81 und A 8 rund um Stuttgart im Vordergrund. Die größten Projekte sind der A-8-Albaufstieg und der A-81-Ausbau bei Sindelfingen. Zudem sollen die B 10 nordwestlich von Stuttgart und im Filstal, die B 14 bei Backnang und die B 27 auf den Fildern weiter ausgebaut werden. Auf der Wunschliste stehen auch der umstrittene Nordostring als Verbindung von B 27 bei Kornwestheim zur B 14 im Remstal und die in einem langen Tunnel geführte Filderauffahrt von der B 10 beim Großmarkt zur B 27 bei Möhringen. Deshalb lehnten Grüne und Linke den Plan ab.