In der Hauptstraße werde zu schnell gefahren – trotz Tempo 30, moniert die SPD. Sie beantragt deshalb einen Blitzer. Auch, um Fußgänger zu schützen. Für die Polizei ist der Bereich „nicht auffällig“, das Rathaus reagiert gleichwohl.

Hemmingen - Auto hinter Auto, die Fahrer schauen teils gestresst. Sie fahren zügig, auch um die Kurve in Richtung Heimerdingen. Die Hauptstraße in Hemmingen, wochentags kurz nach 17 Uhr. Berufsverkehr in der Dämmerung. Aus der Eisgasse wollen Autos in die Hauptstraße abbiegen, auch aus der Seestraße neben dem Eiscafé. An der Ampel stehen Fußgänger. Für die Fahrbahn schaltet die Ampel auf gelb, dann auf rot.

 

Noch immer rollen die Fahrzeuge. Etwa 20 Meter vor dem Anhaltestreifen gibt der Fahrer eines SUV am Ende der Gelbphase kräftig Gas. Als er die Ampel passiert, ist schon eine oder zwei Sekunden Rot. Szenen wie diese sind oft zu beobachten. Aber es soll nicht so bleiben. Die SPD im Gemeinderat fordert einen Blitzer – für die Kontrolle des Tempos und der Ampel.

Schnelle Verbindung zur Autobahn

„Die schnellste Verbindung von Rutesheim oder Weissach nach Zuffenhausen oder zur A 81 führt durch Hemmingen“, sagt Wolfgang Stehmer, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Autofahrer mit Kennzeichen wie LB, VAI, BB oder PF, die hier jeden Morgen und Abend durchbrettern, scheinen von der Tempobegrenzung nicht viel zu halten. „Hier fährt keiner 30“, sagt Manuela Garcia-Jetter. Sie ist auf dem Heimweg, wohnt nur ein paar Hundert Meter weiter im Ortskern. Ihre Kinder Maite (6) und Adrian (9) sind hier jeden Tag mindestens zweimal unterwegs. Ihr Weg zur Schule führt über den Überweg bei der Eisdiele. Natürlich würden sie warten, bis die Ampel für Fußgänger grün zeigt, versichern die beiden. Und dann nochmals schauen, ob alle Autos wirklich stehen.

Denn das ist nicht selbstverständlich. Beim Ortstermin unserer Redaktion fahren zwei Autos bei Rot durch – innerhalb von fünf Minuten. In den folgenden 20 Minuten kommen weitere drei dazu. Auch unser Fotograf beobachtet einen Tag später um die Mittagszeit mehrere Rotlichtfahrten innerhalb kurzer Zeit.

Die besorgte Mutter unterstützt das Anliegen, an dieser Stelle eine Kontrollanlage zu installieren. „Noch schöner als langsamere Autos wären weniger Autos“, sagt Garcia-Jetter. Der Besitzer des Eiscafés beobachtet das Verkehrsgeschehen vor seinem Laden täglich. „Die Leute fahren wie verrückt“, sagt Ali Bouzid, „an das Tempo 30 hält sich fast keiner.“ Am Gehweg „vorbeigerauscht“ werde auch, wenn dort im Sommer Kinder und Erwachsene anstehen, um sich ein Eis zu holen – auch in der Seestraße. „Mich nervt das, und ich mache mir Sorgen“, sagt der junge Wirt.

Zwei Ampeln hintereinander

Die Hauptstraße ist eine abknickende Vorfahrt, von rechts kommt nach dem Volksbank-Haus zunächst in der Kurve die Eisgasse vom Bahnhof hoch, nach wenigen Metern eine Ampel nur mit Gelb- und Rotlicht, dann die klassische Ampel.

„Ich bin bereit, mich rasch mit dem Thema zu befassen“, sagt der Bürgermeister Thomas Schäfer. Die Situation sei schon mehrmals untersucht worden, zuletzt 2015. Tempo 30 gelte seit Dezember 2013, die Ampelphasen seien daran angepasst worden. Er habe sich aber noch keine Gedanken darüber gemacht, ob die Gemeinde Blitzer aufstellen dürfe, wie das Korntal-Münchingen getan habe. „Wesentlicher als Tempo- sind die Rotlichtverstöße“, sagt Schäfer, „wir müssen das rechtlich aufdröseln.“ An dieser Stelle seien täglich 12 000 bis 14 000 Autos unterwegs. Eine neue Verkehrszählung sei in Arbeit, das habe die CDU beantragt. Im Moment suche man ein fachkundiges Büro dafür.

„Keine permanenten Rotlichtfahrten“

Bei der Polizei sei die Kreuzung „nicht auffällig“, wie eine Sprecherin des Präsidiums in Ludwigsburg sagt. Seit 2016 seien dort fünf Unfälle registriert worden. Ab und zu seien Rotlichtverstöße zu beobachten. Das Revier habe bei Kontrollen in Zivil nur eine einzelne, aber „keine permanenten Rotlichtfahrten festgestellt“. Bürger hätten sich aber schon beschwert.

Das Landratsamt hat keine Kenntnis über vermehrte Verstöße. Bei den Kontrollen ergäben sich „relativ unauffällige Überschreitungsquoten“. Eine Überwachungsanlage, für die das Amt zuständig ist, sei bisher nicht nötig gewesen. Das Amt werde weiter kontrollieren und mit der Gemeinde und der Polizei entscheiden, was nötig sei.