Wenn Andreas Schweickert am Sonntag die Irenenmedaille erhält, dann ist das auch ein kleines Politikum. Teilen des Gemeinderats ist das Engagement des Marketingmannes auf dem Hohenstaufen nicht ganz geheuer.

Göppingen - Um den Hohenstaufen zu bevölkern, ist Andreas Schweickert – fast – jedes Mittel recht. Jetzt hat der rührige Chef der Agentur Saltico drei Bienenvölker an der südlichen Mauer der Ruine angesiedelt. „Das wird ein wunderbarer Lindenhonig“, sagt Schweickert, der mit Frau und Tochter sogar eigens einen Imkerlehrgang besucht. Im kommenden Jahr will er zum ersten Mal sein „Irenengold“ abfüllen und mit schwäbischem Hefezopf („Den backen drei Frauen aus dem Ort“) den Gästen der Berggaststätte kredenzen.

 

Es ist wieder eine dieser ungewöhnlichen Ideen, die so typisch sind für den Göppinger mit badischen Wurzeln. „Ich möchte, dass unsere Alleinstellungsmerkmale besser zur Geltung kommen“, sagt Schweickert. Immerhin ist nicht zu erwarten, dass die Bienen noch geheime Kosten produzieren, was er sich in der Vergangenheit hin und wieder vorwerfen lassen musste. Zumindest gibt es im Göppinger Gemeinderat einige, die sich von dem leutseligen 54-Jährigen, der einst beim Daimler vom Personenschützer zum Marketingexperten umschulte, über den Tisch gezogen fühlen. Manche haben eben nicht vergessen, dass sie der einstige Frisch-Auf-Manager beim Ausbau der Hohenstaufenhalle zur EWS-Arena ein Stück weit zu ihrem Glück zwang. Schweickert hatte einerseits mit der Abwanderung nach Stuttgart gedroht, andererseits eine 3-Millionen-Euro-Beteiligung des Vereins in Aussicht gestellt. Der Umbau verteuerte sich dann übrigens um sechs Millionen Euro.

Kein Wirt wagte das Risiko

Klar, dass Schweickert, als er jüngst eine Senkung der Pacht für die Berggaststätte forderte, ziemlich böse Kritik einstecken musste. Allerdings hatte der Gemeinderat keine andere Wahl. Ein richtiger Gastronom hatte sich für das von der Stadt für 500 000 Euro neu erbaute Objekt auf dem 684 Meter hohen Berg nicht interessiert. Wegen der Wetterabhängigkeit lasse sich kein Gewinn erzielen, hieß es von Insidern.

Schweickert hingegen beschränkte sich von Anfang an nicht darauf, auf dem Hohenstaufen Würstchen zu verkaufen, obwohl er sonntags selbst regelmäßig dort oben echte Thüringer aus der Partnerstadt Sonneberg grillt. Ein ganzes Konzept hat er vorgelegt und immer weiter entwickelt, um die einzigartige Atmosphäre und Historie des Staufer-Stammsitzes in Szene zu setzen. Dreimal in der Woche macht er Führungen, Prominente wie Wirtschaftsminister Nils Schmid oder Starkoch Vinzent Klink ließ er Sagen und Gedichte zum Berg aufnehmen, die nun auf Audioguides von den Besuchern angehört werden können.

Freundeskreis stärkt den Rücken

Den Mitgliedern des Freundeskreises der Irene von Byzanz gefällt dieses Engagement. Als erster Göppinger soll Schweickert am Sonntag, 16 Uhr, die Irenen-Medaille erhalten – ein Politikum. „Wir wollen Andreas Schweickert den Rücken stärken“, erklärt der Vorsitzende Karl-Heinz Fuchs. Wer viel mache, so Fuchs, habe eben auch Gegner und Neider.

Eine Medaille geht von Hand zu Hand

Göppingen - Der Freundeskreis Königin Irene Maria von Byzanz verleiht seine Irenen-Medaille samt Ritterschlag seit dem Jahr 2011 an Menschen, die sich um das Andenken an die Staufer im Allgemeinen und Irene von Byzanz im Besonderen verdient gemacht haben. Die Tochter Kaiser Friedrich Barbarossas war m 27. August 1208 auf der Burg Hohenstaufen im Wochenbett gestorben.

Die erste Preisträgerin war Lisa Elser. Von der mittlerweile 85-jährigen Mundartdichterin aus Schwäbisch Gmünd ist das Bühnenstück „Irene von Byzanz“, das 2010 bei den Lorcher Klosterspielen Premiere hatte.

Auszeichnung für den Macher der Staufersaga

Im folgenden Jahr wurde die Irenen-Medaille, eine Silbermünze aus dem Mittelalter, an Stephan Kirchenbauer-Arnold weiter gereicht, den Autor und Regisseur der Staufersaga, die im Jahr 2012 von 1000 Laienschauspielern vor der Kulisse der Johanneskirche von Schwäbisch-Gmünd aufgeführt wurde. Der Lebenspartner des Gmünder Oberbürgermeisters Richard Arnold (CDU) erlag im selben Jahr einem Krebsleiden.

Der letztjährige Preisträger war der Maler Hans Kloss, der das Irenen-Rundbild im Kloster Lorch geschaffen hat und der sich das Mammutprojekt vorgenommen hat, jeden Darsteller der Staufersaga zu porträtieren.