Die Versandapotheken sind eine zeitgemäße Ergänzung zur Apotheke vor Ort, meint Politikredakteur Norbert Wallet.

Berlin - Koalitionsexperten und Apothekerverbände beraten über die Zukunft des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten. Das Ministerium malt den Untergang der kleinen Landapotheke an die Wand, wenn die Versand-Konkurrenz bald mit Boni locken darf, wie es nach einem Urteil des EuGH nun möglich ist. Die Holzhammer-Reaktion des Gesundheitsministers Hermann Gröhe: Dann besser gleich diesen Handel verbieten. Das verwundert bei einem Vertreter einer Partei, die sich den Grundsatz „So viel Markt wie möglich, so viel Staat wie nötig“ auf die Fahnen geschrieben hat.

 

Das Apothekensterben gibt es in Ansätzen, weil Apotheken attraktive Städte bevorzugen

Die Versandapotheken sind im digitalen Zeitalter für eine gut informierte Patientengeneration eine zeitgemäße Ergänzung zur Apotheke vor Ort. Es gibt keinen überzeugenden Grund, dieses Modell abzuwürgen. Ganz gewiss nicht die angeblich so fachkundige Beratung in der Apotheke, die in der Realität meist allenfalls eine lästige Routinepflicht ist. Und das Apothekensterben? Gibt es in Ansätzen – auch deshalb, weil Apotheker freiwillig die attraktiven Städte bevorzugen.

Dagegen steht ein kleines Stück Freiheitsgewinn für den Patienten, ein kleines Stück mehr Druck auf die Medikamentenpreise, ein kleines Stück mehr Wettbewerb. Es lohnt, den Streit mit den heimischen Apothekern dafür einzugehen.