Raphael Holzhauser hat sich im Gazi-Stadion präsentiert. Auch wenn der Trainer Jürgen Kramny mahnt, keine Wunderdinge von ihm zu erwarten, für die Profis hat er sich nicht aufgedrängt. Auch den schönsten Pass spielte ein anderer.

Stuttgart - Ein Besuch bei der zweiten VfB-Mannschaft an einem lauen Mittwochabend bringt viele Annehmlichkeiten mit sich. Keine Wartezeit am Kassenhäuschen, keine Schlangen an der Wurst- und Bierbude. Mit der Karte für die Haupttribüne kann man sich dort seinen Platz aussuchen und dann den Spielern auf dem Rasen nicht nur zusehen, sondern ihnen auch zuhören. All die Anfeuerungen und Ermahnungen, die sie sich während der Partie zurufen, versteht man bestens. Endlich also mal ganz nah dran am Fußball.

 

Für etwa ein Dutzend der 610 Zuschauer auf der Waldau hatte sich das Spiel gegen den SV Babelsberg 03 noch mehr gelohnt. Denn die Nachwuchskicker des TSV Ensingen, die Hand in Hand mit den Drittliga-Spielern eingelaufen war, können ihren Kumpels nun mit stolz geschwellter Brust erzählen, dass sie sich von Fredi Bobic und Bruno Labbadia persönlich Autogramme geholt haben.

Der VfB-Manager und der VfB-Trainer verfolgten entspannt den 2:1-Sieg – und das taten sie nicht, weil es im Gazi-Stadion keine Schlangen an der Wurst- und Bierbude gibt. Nein, sie taten es natürlich, um all die hoffnungsvollen VfB-Talente zu beobachten. Und am Mittwochabend spielte ja sogar ein sehr hoffnungsvolles Talent mit: Raphael Holzhauser.

Kramny bremst die Erwartungen

Der 19-jährige Österreicher, der seit dieser Saison dem Profikader des VfB angehört, absolvierte seine erste Drittliga-Partie dieser Spielzeit. In seiner Heimat wird Holzhauser bereits als der nächste Alpen-Maradona hochgejubelt. Und wenn man ihn auf Platz sieht, hat er schon einiges, was ihn als Fußballstar prädestiniert: er trägt die derzeit überaus angesagte Seitenscheitelfrisur, er ist auf dem linken Arm großflächig tätowiert und seine kurze Hose sitzt weit unten – wie bei Cristiano Ronaldo.

Dass er ein feines Füßchen hat, war auch zu sehen. Allerdings nur in ganz wenigen Situationen. Das körperbetonte Spiel der Babelsberger lag ihm gar nicht. Und nach einer guten Stunde wirkte er zudem bereits ziemlich k.o. Sein Trainer Jürgen Kramny bremste die Ansprüche, sofort Wunderdinge von Holzhauser zu erwarten: „Man sieht einfach, dass die anderen schon sechs Partien zusammen gespielt haben und im Fluss sind. Ihm fehlt die Matchpraxis.“ Von dem Auftritt am Mittwoch wollte Kramny aber nicht allzu viel für die weitere Entwicklung Holzhausers ableiten: „Er hat das Spiel schnell gemacht. Wenn er vom Engagement da ist, sind wir zufrieden.“

In der Kategorie „Schönster Pass des Abends“ hatte Holzhauser auch keine Chance. Den spielte der Innenverteidiger Thomas Geyer vor dem 1:1 durch Soufian Benyamina. Bleibt zu hoffen, dass der gebürtige Ehinger Geyer in seiner Heimat deshalb nicht gleich als Schwäbischer-Alb-Maradona hochgejubelt wird.