In einer Serie stellen wir offizielle Fanclubs des VfB Stuttgart vor. Heute: Die Gute Laune Bruddler.
Stuttgart - Neuer Start, neues Glück! Zum Saisonauftakt der Bundesliga stellen wir einige offizielle Fanclubs des VfB Stuttgart vor. Diesmal: Die Gute Laune Bruddler
Die Anfänge
Mit 1893 Euro und einem Motorrad fing alles an. Das Motorrad gehörte dem ehemaligen Zehnkampf-Europameister Alain Blondel. Um die Maschine zu ersteigern und damit einem schwerkranken Mädchen zu helfen, machten die Gute Laune Bruddler die 1893 Euro locker. Bloß, dass die damals - im Sommer 2009 - noch gar nicht so hießen, sondern einander eigentlich Wildfremde waren, die sich nur in der virtuellen Welt und unter Nicknames kannten.
Frank Ebner hatte erfahren, dass Alain Blondel sein Motorrad zusammen mit Rüdiger Hirsch auf Ebay versteigerte, um der zweijährigen Anastasya aus Russland zu helfen, die an Krebs litt und sich bereits mehreren Operationen unterziehen musste. Irgendwann ging der Familie das Geld aus, Anastasya war auf Spenden angewiesen.
Frank Ebner postete die Aktion im VfB-Forum der Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung, regte an, sich gemeinsam an der Auktion zu beteiligen - und war baff über die Reaktionen. Binnen kürzester Zeit füllte sich das eilends eingerichtete Spendenkonto, über 100 Menschen beteiligten sich. "Damit hatte ich nie und nimmer gerechnet", erinnert sich Frank Ebner. Am 25. Juli bekam die Spendengemeinschaft aus dem Forum dann den Zuschlag. Die Triumph 900 wechselte für 1893 Euro - in Anlehnung an das Gründungsjahr des VfB Stuttgart - den Besitzer.
Doch damit nicht genug: Frank Ebner und seine Mitstreiter traten an den VfB heran. Mit Hilfe von Rüdiger Hirsch, früher Lackierer bei Star-Designer Luigi Colani, spritzen sie das noch blaue Motorrad in weiß-rot um und ließen es mit den Unterschriften der VfB-Spieler versehen. So erhofften sie sich, die Maschine erneut versteigern und noch mehr Geld für Anastasya locker machen zu können. Bald war ein Käufer gefunden, der nicht nur 10.000 Euro für die gute Sache spendete, sondern das Motorrad dem VfB sogar als Dauerleihgabe überließ. Momentan steht es im Foyer des Hilton-Hotels neben der Mercedes-Benz Arena. Der Plan ist, die Maschine in der neuen Fankneipe aufzustellen, die gerade in der Cannstatter Kurve entsteht.
Im Herbst 2009 erreicht die Bruddler eine traurige Nachricht: Anastasya war dem Krebs erlegen - sechs Tage nach ihrem dritten Geburtstag.
Seite 2: Von den virtuellen in die reale Welt
Über Anastaya hatte man sich kennen- und mögen gelernt, sich von nun an wieder nur über das VfB-Forum auszutauschen, kam Frank Ebner und seinen Mitstreitern komisch vor. "Es war schön, endlich Gesichter hinter den Nicknames zu sehen", erzählt Frank Ebner. Die Idee, einen Fanclub zu gründen, war geboren. Am 19. Dezember 2009 wurden die Gute Laune Bruddler ins Leben gerufen. Ihr Vorsitzender ist Bernd Märkle.
Auf den Namen kamen die Gründungsmitglieder, weil im VfB-Forum zwar ab und zu kräftig über Verein und den miesen Kick vom vergangenen Samstag gemurrt wurde, "wir darüber aber nie unsere gute Laune und die Verbundenheit zum VfB verloren haben", erinnert sich Frank Ebner.
52 Mitglieder haben die Gute Laune Bruddler heute - das jüngste ist sieben Jahre alt, das älteste 72. Viele sind auch weiterhin im VfB-Forum der Stuttgarter Nachrichten und Stuttgarter Zeitung aktiv.
Seite 3: Auch weiterhin wird Gutes getan
Auch der karitative Aspekt wird weiterhin großgeschrieben. Eng arbeitet der Club mit dem Samariterstift zusammen, geht mit den Bewohnern ins Stadion. Erst vor Kurzem haben die Gute Laune Bruddler den gemeinnützigen eingetragenen Verein XOU gegründet. So können die Mitglieder weiter Gutes tun - jetzt auch mit offiziellen Spendenbelegen.
Momentan sammeln die Gute Laune Bruddler Spenden für ein Mädchen aus dem Rems-Murr-Kreis, das schwer an Borreliose erkrankt ist. Die Krankenkasse wird die Zahlungen für die dringend benötigte Behandlung bald einstellen - die Bruddler springen ein. "Wir wollen Menschen unterstützen, die sonst keine Unterstützung bekommen", erklärt Frank Ebner die Philosophie. "Gemeinsam können wir was bewegen."
Seite 4: VfB Stuttgart - in guten wie in schlechten Tagen
"Knapp dem Abstieg entronnen", so beurteilt Frank Ebner die Saison, die hinter dem VfB Stuttgart liegt. Was gewesen wäre, wenn die Roten tatsächlich in Liga zwei gelandet wären? "Dann wären die Tickets endlich günstiger geworden", scherzt er und wird dann ernst: "Natürlich wäre ein Abstieg ärgerlich und bitter gewesen. Aber wir sind echte Fans - in guten wie in schlechten Zeiten."
Woran es gelegen hat, dass die Saison 2010/11 so unbefriedigend lief für den VfB? Frank Ebner sieht mehrere Gründe: "Christian Gross hat von Anfang an nach anderen Vereinen geschielt und vor allem die Fitness der VfB-Spieler vernachlässigt. Die waren einfach platt." Dazu seien Verletzungsprobleme gekommen und das Loch, das der Weggang von Sami Khedira und Jens Lehmann hinterlassen habe. Mit dem jetzigen Trainer Bruno Labbadia sind die Gute Laune Bruddler sehr zufrieden: "Er hat vor allem an der körperlichen Fitness gedreht. Das war dringend notwendig", meint Frank Ebner.
Seite 5: Und wie geht's weiter? Die Hoffnungen in die neue Saison
Für die neue Saison hat Frank Ebner die Hoffnung, dass der VfB Stuttgart sich wieder mehr auf den Fußball besinnt und weniger wirtschaftliche Interessen im Fokus stehen. "Beine statt Steine - es sollte wieder in gute Spieler und nicht nur in ein schickes Stadion investiert werden."
In Bruno Labbadia haben die Gute Laune Bruddler großes Vertrauen. Also werden sie am 6. August um 15.30 Uhr zusammen in der Mercedes-Benz Arena sitzen und ihrem VfB Stuttgart gegen Schalke 04 die Daumen drücken. "Wichtig ist es, immer positiv zu sein - die Energie der Fans geht auf die Mannschaft über." Gebruddelt wird dann höchstens ganz leise.
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