Der VfB Stuttgart hat auch Fans an der Costa Blanca. 18 Spanier haben über Ostern den weiten Weg ins Schwäbische auf sich genommen, um das Team in der Mercedes-Benz-Arena gegen den HSV zu unterstützen.

Stuttgart - Vincente Simó kann sich noch genau erinnern, wie er die Liebe zum VfB Stuttgart entdeckt hat. Im Mai 2007 war der Spanier aus Predeguer mit seinem Vater zu Besuch in Stuttgart, als die ganze Stadt kopfstand und die fünfte Meisterschaft feierte. „Diese emotionalen Momente werde ich nie mehr vergessen“, sagt Vincente Simó. Zusammen mit dem damaligen Kanzler des spanischen Generalkonsulats F. Javier de al Torre kam er dann auf die Idee, einen deutsch-spanischen Fanclub zu gründen. Von der Vision der 14 Gründungsmitglieder bis zur Anerkennung war es kein leichter Weg, weil die Unterlagen zunächst von den spanischen Behörden mehrmals abgelehnt wurden. Aber im Dezember 2014 wurde der Peña Delatorre – Amigos del VfB Stuttgart in der Comunidad Valenciana in Alicante dann endlich registriert, und es gibt auch ein kleines Clubhaus. „Und seit vergangenen November haben wir auch die Urkunde vonseiten des VfB und sind offizieller Fanclub. Das macht uns stolz“, erzählt Simó, der den mittlerweile 50 Fans als Präsident vorsteht.

 

Gegessen wird natürlich Schwäbisches

Vor ihm steht am Gründonnerstagabend ein Teller mit Maultaschen, den er im typisch schwäbischen Restaurant Kachelofen jetzt genießen will. Um ihn herum sitzen 18 weitere Mitglieder des Fanclubs, die aus Spanien angereist sind. Ein Teil von ihnen trägt schon das weiße Poloshirt, das von einem ganz besonderen Wappen geziert wird – das VfB-Logo ist dabei in einen Turm eingelassen. Derart gewandet wird der Tross am Samstag auch das Spiel gegen den Hamburger SV verfolgen, davor noch eine Stadionbesichtigung machen, sich mit dem Fanclub Courage treffen und nach der Partie noch im Clubrestaurant 1893 feiern. VfB total. VfB ole´.

Auch sonst ist das von der in Stuttgart lebenden Schriftführerin Gabriele Meichsner zusammengestellte Programm pickepacke voll – am Karfreitag erkunden sie mit dem roten Citybus die Landeshauptstadt und besuchen mit den Kindern das Schweinemuseum. Aber der Höhepunkt findet natürlich in der Mercedes-Benz-Arena statt, wenn die deutsch-spanische Anhängerschaft ihren Lieblingsclub endlich zusammen live erleben kann. Die Stuttgarter Mitglieder des Peña Delatorre waren in dieser Runde schon bei den Spielen in Freiburg und Leipzig dabei. „Und wir haben den VfB auch in der zweiten Liga auswärts unterstützt“, sagt Gabriele Meichsner. In Spanien wird leider nur selten ein Spiel des VfB im Fernsehen gezeigt. Die Idee für das österliche Treffen ist bei der Jahreshauptversammlung in Predeguer entstanden, zu der auch immer eine Stuttgarter Abordnung anreist.

Khedira und Klinsmann begeistern

Doch woher rührt eigentlich die Begeisterung dieser Spanier für den VfB? „Ich habe allen daheim vorgeschwärmt und erzählt, dass Sami Khedira und Jürgen Klinsmann für diesen Club gespielt haben“, sagt Vincente Simó. Das hat einige Landsleute ebenso überzeugt wie das Argument, dass mit Emiliano Insua und Mario Gomez auch zwei Halbspanier das Trikot mit dem roten Brustring tragen. „Und zurzeit kann ich auch noch damit punkten, dass wir fast immer gewinnen.“ Und so werden es peu à peu mehr, die den VfB auch an der Costa Blanca im Herzen tragen. In einer Whatsapp-Gruppe werden die neusten VfB-News aus Stuttgart nach Predeguer übermittelt, und Timo Werner hat sich bereits als Anhänger der Facebook-Seite verewigt.

Der Namensgeber F. Javier de la Torre, aktuell Vizepräsident der Deutsch-Spanischen Gesellschaft in Stuttgart, hat sein Herz für den VfB Stuttgart schon 1975 entdeckt. Und weil er auch immer wieder mit spanischen VfB-Spielern in Passangelegenheiten zu tun hatte, entwickelten sich daraus auch Freundschaften. Der Portugiese Fernando Meira, Kapitän des Meisterteams von 2007, aber auch Thomas Berthold und Frank Verlaat trafen sich regelmäßig bei de la Torre, um Paella zu kochen. „Wenn ich einen runden Geburtstag feiere, dann kommt der Thomas immer noch vorbei“, sagt de la Torre.

Und was unterscheidet jetzt den spanischen vom deutschen Fußballfan? Simó muss nicht lange überlegen: „Die deutschen Fans würdigen die Verdienste eines Spielers, auch wenn er den Club verlässt.“ In Erinnerung ist ihm die Verabschiedung von Stuttgarts ehemaligem Keeper Timo Hildebrand geblieben. „Da gab es für ihn Blumen und Applaus – in Spanien gibt es bei einem Wechsel nur Pfiffe.“