Weil der gebrochene Zeh wieder Probleme macht, wird die geplante Rückkehr des Kapitäns Matthieu Delpierre verschoben.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)
Stuttgart - Mit seinen 1,93 Meter Körpergröße bei einem Gewicht von rund 86 Kilogramm ist Matthieu Delpierre eine stattliche Erscheinung. Kaum zu glauben also, dass sich ein derart robuster Kerl von Schmerzen im kleinen Zeh aufhalten lässt. Doch seit der letzten Vorrundenpartie gegen Hoffenheim (3:1) hat der neue VfB-Kapitän nicht mehr gespielt. Denn wie so oft liegt auch im Fall des Franzosen der Teufel eben im Detail.

Eigentlich hatte alles ganz gut ausgesehen, die Knochen an der Bruchstelle des Zehs - die Folge eines Trainingsunfalls vor dem Hoffenheim-Spiel - waren gut angewachsen, so dass Delpierre wieder mit den Kollegen trainieren konnte. "Ich weiß nicht, ob ich zu früh zu viel gemacht habe - jedenfalls ist es wieder schlechter geworden", sagt der Innenverteidiger, denn die Knochen im Zeh reiben nun erneut aufeinander. Das haben die Röntgenbilder gezeigt. Mit dem geplanten Comeback des 28-Jährigen am Sonntag gegen Borussia Dortmund wird es daher nichts. Ob Delpierre am Samstag drauf in Nürnberg spielen kann, ist ebenfalls fraglich. Denn der gebrochene Zeh muss komplett ausheilen, da die Schmerzen sonst chronisch werden.

"Man spürt die Erfahrung von Gross"


Allzu gerne würde sich Delpierre allerdings aktiv in den jüngsten Aufschwung des Teams einbringen, der für ihn nicht überraschend kommt. "Man spürt die Erfahrung von Christian Gross. Das wirkt sich positiv auf die Mannschaft aus", sagt der Profi, der in Nancy geboren wurde, auf das Fußballinternat in Lille wechselte und alle Junioren-Nationalteams der Franzosen durchlief. "Der Trainer kniet sich voll in die Arbeit rein - ich sehe sein Auto ständig auf dem Hof stehen", sagt Matthieu Delpierre, "er legt viel Wert aufs Detail."

Als Kritik an Gross' Vorgänger, dem Trainerneuling Markus Babbel, will Delpierre seine Einschätzung aber nicht verstanden wissen. Schließlich hat der Franzose, der den Exnationalspieler Babbel einst 2005 in der Ära Giovanni Trapattoni aus der VfB-Stammelf verdrängte, dem ehemaligen Teamchef einiges zu verdanken. Markus Babbel machte Delpierre in den letzten Tagen seiner Amtszeit für den entmachteten Thomas Hitzlsperger zum neuen Kapitän.

Diese Entscheidung, an der Christian Gross letztlich festhielt, hatte in und außerhalb der Mannschaft zunächst zu leichten Irritationen geführt. War der stille Franzose zuvor doch eher als Abwehrstratege denn als großer Kommunikator abseits des Platzes aufgefallen. Die Kameras, Radiomikrofone und Notizblöcke mied Delpierre, wo es nur ging. Das hat sich inzwischen geändert. "Ich weiß, dass ich als Kapitän offener und zugänglicher sein muss und dass ich auch bei den Medien gefragter bin", sagt Delpierre, der inzwischen gut Deutsch spricht: "Diese Aufgabe möchte ich gerne annehmen. Es ist auch eine Chance, mich zu einem kompletten Profi weiterzuentwickeln. Schließlich liegen mit 28 die besten Jahre noch vor mir."

"Die Geschichte wurde ein wenig zu hoch gehängt"


Mit Serdar Tasci, seinem Partner in der Innenverteidigung, ist Delpierre weiterhin im Reinen, obwohl sich Tasci als ehemaliger Vizekapitän die besseren Chancen auf die Hitzlsperger-Nachfolge ausgerechnet hatte - und seinen Frust über die Entscheidung gegen ihn auch öffentlich geäußert hatte. "Die ganze Geschichte wurde ein wenig zu hoch gehängt", sagt Delpierre rückblickend, "wir haben miteinander gesprochen - und Serdar hat mir gesagt, dass er die Entscheidung akzeptiert."

Bis Delpierre wieder fit ist, führt Sami Khedira den VfB als Spielführer aufs Feld. Spätestens im Heimspiel am 13. Februar gegen den HSV will der Franzose sein Comeback geben. Georg Niedermeier müsste dann wieder auf die Bank. "Wenn der Kapitän hundertprozentig fit ist, sollte er spielen", sagt Delpierre, der Arthur Boka, Roberto Hilbert und Christian Träsch zu den engeren Freunden im Team zählt: "Ich bin ruhig, aber trotzdem offen - und versuche, den anderen zu helfen."