Ablösefrei ist Lukas Rupp aus Paderborn zum VfB gekommen. Nun ist der Mittelfeldmann dabei, sich unentbehrlich zu machen – mit einer Spielweise, die dem Trainer gefällt.

Sport: Carlos Ubina (cu)

St. Gallen/Aalen - Fußball kann so schön einfach sein. Steilpass Arianit Ferati, Rückpass Jerome Kiesewetter, Schuss Lukas Rupp – und Tor. Der Siegtreffer zum 1:0 beim VfR Aalen war ganz nach dem Geschmack des neuen Trainers. Weil es schnell ging, weil es schnörkellos ging und weil dieser Spielzug der Namenlosen beim VfB Stuttgart Alexander Zornigers Spielidee verdeutlichte: nach der Balleroberung soll es sofort ab nach vorne gehen.

 

Dass bei der Testpartie gegen den Drittligisten schließlich Lukas Rupp am Ende der Verwertungskette stand, war kein Zufall. Es gehört zu den Qualitäten des 24-jährigen Mittelfeldspielers, Tore zu erzielen. Der Neuzugang aus Paderborn hätte aber auch am Ausgangspunkt stehen können – mit dem Ballgewinn. Denn auch das zählt zu Rupps Eigenschaften.

Sein Revier liegt zwischen den Strafräumen

„Box-to-Box“-Spieler nennt der Manager Robin Dutt die ablösefreie Verpflichtung. Einen Spielertypen, der sein Revier zwischen den beiden Strafräumen hat. Der im Blick behält, was hinter seinem Rücken passiert, der Lücken schließt und Zweikämpfe gewinnt – und der jederzeit nach vorne denken und spielen kann. Ohne dabei Bammel zu haben, selbst in die Box zu sprinten und den Angriff abzuschließen.

„Eigentlich fühle ich mich auf der Achter-Position am wohlsten“, sagt Rupp, der die Acht auch als Rückennummer trägt, „aber auch auf der Sechs oder Zehn geht es gut.“ Denn für den gebürtigen Heidelberger macht das keinen erheblichen Unterschied aus. Hauptsache, er steckt mitten im Geschehen. „Ich bin kein Spieler, der außen auf den Ball wartet“, sagt Rupp. Lauf- und Spielfreude – das sind die Zutaten, um die er das VfB-Spiel bereichern will.

Rupp scheut den Konkurrentkampf

Druck auf die Gegner und die Mitspieler aufzubauen – das ist das, was sie von ihm in Stuttgart erwarten. Ein Mann für alle Fälle auf dem Platz und ein Profi, der den Konkurrenzkampf im Kader nicht scheut. „Mit seinem variablen Spiel und seinen Charaktereigenschaften passt er gut zu uns“, sagt Dutt. Als Mannschaftsspieler versteht sich Rupp, der seinen größten Bundesligamoment erlebte, als er Anfang Mai in Freiburg beim Stand von 0:1 eingewechselt wurde und mit zwei Toren die Partie drehte.

„Es ist schon erstaunlich, wie viel Aufmerksamkeit man da erhält, auch wenn das sicher nicht mein bestes Spiel war“, sagt Rupp. Als einen, der nun die einfachen Lösungen für die komplexen Spielsituationen liefert, sieht ihn Zorniger. „Oder haben Sie von Lukas Rupp einen Hackentrick gesehen?“, fragte der Trainer, der sich bei der Begegnung in Aalen ansonsten über einige Lässigkeiten ärgerte. Im Trainingslager in St. Gallen arbeitet Zorniger nun bis zum Sonntag an der Verfeinerung seines Systems. Dort will er den Spielern weiter eintrichtern, „dass unser Spiel auf normalen Dingen fußt“.

Der neue Stuttgarter Powerfußball

Geschlossenheit statt Eigensinn, Vertikal- statt Querpässe, Tempo statt Kunstfertigkeit. „Unser Spiel ist für die Beine und den Kopf sehr anstrengend“, sagt Rupp über die Umstellung. Denn der VfB soll sich ständig im Powermodus befinden – ganz gleich, ob er den Ball hat oder nicht. Dagegen war das Spiel der Paderborner auf Konter ausgelegt. Das Mittel der kleinen Clubs.

Doch beim VfB empfindet Rupp alles viel größer. Die Trainingsmöglichkeiten, das Stadion, die Stadt. Selbst bei Borussia Mönchengladbach, wo er drei Jahre unter Vertrag stand und von wo er ausgeliehen wurde, kam es ihm nicht so mächtig vor. „Ich habe noch nie in der Großstadt gelebt“, sagt Rupp, dessen Familie in Weinheim wohnt und der in Ostwestfalen kurzzeitig Glamour verbreitete, da er mit dem „Playboy“-Modell Noelle Mondolou liiert war.

Sein Vater ist ein früherer Habdballspieler

Das ist vorbei, beim VfB soll es jedoch erst so richtig losgehen. „Hier möchte ich eine gute Rolle spielen“, sagt der Sohn des früheren Handballers Franz Rupp (SG Leutershausen). Selbstbewusst klingt das, auch wenn seine Konkurrenten in der Zentrale Christian Gentner und Serey Dié heißen – die beiden Führungsfiguren aus dem Abstiegskampf.

Doch Ansprüche stellt Rupp nicht. „Ich bin nicht derjenige, der durch laute Worte auffällt“, sagt der Badener, der als Kind mit seiner Mutter einen einzigen Versuch startete, Handball zu spielen und später beim Karlsruher SC fußballerisch ausgebildet wurde. Durch einfache und klare Aktionen will Lukas Rupp aber der Typ sein, der sich aus den Reihen der No-Name-Spieler beim VfB schon bald einen Namen macht.