Bruno Labbadia und sein Team wollen am Dienstag unbedingt gegen Dynamo Moskau weiterkommen. Dabei könnte der VfB-Trainer auch auf Neuzugang Tunay Torun setzen, der bisher stark aufspielte.

Stuttgart - Der Arbeitstag hat früh begonnen für die Spieler des VfB Stuttgart. Morgens um acht trafen sie sich am Montag am Flughafen in Echterdingen, eine Stunde später hob es dann ab, das Charterflugzeug Richtung Moskau. Drei Tage dauert die Dienstreise in die russische Hauptstadt an deren Ende der VfB als Teilnehmer der Europa-League Gruppenphase zurückkehren will. Das ist der Plan, die Ausgangslage ist günstig – doch eine reine Formsache, da sind sich alle sicher, wird es nicht werden.

 

Am Dienstagabend um 20 Uhr Ortszeit (18 Uhr MESZ/Kabel 1) bestreitet der VfB in der rund 18.000 Zuschauer fassenden Khmiki-Arena sein Play-off-Rückspiel gegen Dynamo Moskau. 2:0 haben die Stuttgarter vergangene Woche das Hinspiel gewonnen, es war so etwas wie das Wunschergebnis, von dem Bruno Labbadia jetzt aber nichts mehr wissen will: „Wir gehen ins Spiel wie nach einem 0:0 und wissen, dass uns ein heißer Tanz erwartet“, sagt der Trainer. Um internationales Renommee geht es, um frisches Geld für die leeren Kassen – und nicht zuletzt auch darum, nach der Auftaktniederlage gegen Wolfsburg und vor dem Gastspiel bei den Bayern nicht frühzeitig in dieser Saison unter Druck zu geraten. Kurzum: „Es ist ein superwichtiges Spiel“, sagt Labbadia.

Torun zeigt sich präsenter als Hajnal

Im Schnelldurchgang hat der Trainer daher das 0:1 am Samstag gegen Wolfsburg aufgearbeitet und den Blick nach vorne gerichtet. Die Erkenntnisse des ersten Bundesligaspiels fließen aber sehr wohl in die Planungen für das Spiel gegen die Mannschaft von Kevin Kuranyi ein, die am Wochenende (ohne ihren gesperrten Kapitän) beim 3:2 im Derby gegen Lokomotive Moskau im sechsten Ligaspiel ihre ersten Punkte gewonnen hat. Und so dürfte sich Labbadia überlegen, ob er im zentralen Mittelfeld nicht vielleicht besser eine Änderung in seiner Startformation vornimmt.

Sehr schleppend und sehr statisch lief das Spiel gegen Wolfsburg in der ersten Hälfte, in der es der Regisseur Tamás Hajnal nicht schaffte, Struktur hineinzubekommen. Und auffallend war es, dass es in der zweiten plötzlich besser lief, als Tunay Torun für Hajnal in die Partie kam und viel präsenter war als sein Vorgänger auf der Position im zentralen offensiven Publikum. „Er hat das sehr gut gemacht“, sagt Labbadia über den 22-Jährigen, den er noch aus seiner Zeit beim Hamburger SV kennt und für dessen Verpflichtung er sich in diesem Sommer starkgemacht hat.

Lob und Ansporn von Labbadia

Jeden Tag, sagt der Trainer nun, „sehen wir den Grund dafür, dass wir ihn geholt haben“. Alle beim VfB schwärmen von den überragenden fußballerischen Fähigkeiten des in Hamburg geborenen türkischen Nationalspielers und seiner vielseitigen Verwendbarkeit. Auf den Außenpositionen oder im Zentrum ist Torun einsetzbar – und verfügt über eine Eigenschaft, die im zentralen Mittelfeld häufig vermisst wird: Geschwindigkeit. Vor allem von ihren strategischen Fähigkeiten leben William Kvist, Christian Gentner und auch Hajnal. Von Torun erhofft sich Labbadia, dass er das nötige Tempo ins Spiel bringt.

Allerdings weiß der Trainer auch, dass er mit dem neuen Mann Geduld haben muss. Ein Kreuzbandriss und ein Abstieg mit Hertha BSC liegen hinter Torun, es dauere daher noch eine Weile, bis er seine Stärken voll einbringen könne. „Er muss seine Freude am Fußballspielen noch mehr rauslassen“, sagt Labbadia, der dem Ersatzmann gegen Wolfsburg in der Pause nur einen Rat auf den Weg gab, um keinen zusätzlichen Druck aufzubauen: „Ich habe ihm gesagt, er solle Spaß haben.“

Mit Spaß alleine, auch das weiß Labbadia, wird der Einzug in die Gruppenphase der Europa League heute kaum gelingen. Und so steht er vor der Frage, ob er auf die Erfahrung und Abgeklärtheit Hajnals oder lieber die Leichtigkeit Toruns setzen will. Für Torun wäre es zu verschmerzen, wenn er sich ein weiteres Mal hinten anstellen muss. Seine Zeit werde kommen, so oder so, da ist sich der Hochgeschwindigkeitsfußballer ganz sicher: „Wenn ich so weitermache wie gegen Wolfsburg, dann werden weitere Einsätze bald hinzukommen.“