Im Kader des VfB Stuttgart herrscht ein reges Kommen und Gehen – und das wird bis zum Ende dieser Transferperiode am 31. August wohl auch so bleiben. Ein Ausblick.

Stuttgart - Jetzt geht es wieder los. An diesem Mittwoch startet der VfB Stuttgart in sein Trainingslager, das im Zillertal stattfindet. Im Bus sitzen 18 Spieler – neun weitere haben nach Auftritten mit ihren Nationalteams nach der vergangenen Saison noch Urlaub bis Samstag und fahren dann in die Alpen. Zuletzt herrschte ein reges Kommen und Gehen im Kader – und bis zum Ende der Transferperiode am 31. August wird sich nach Aussage des Managers Robin Dutt noch einiges tun. Der nächste Abgang: das lange hoch gehandelte Talent Robin Yalcin wechselt zum türkischen Erstligisten Caykur Rizespor. Ein Ausblick.

 

Die Torhüter

Am Dienstag hatte Robin Dutt ein Heimspiel. In seinem Büro auf der Geschäftsstelle empfing er den Berater von Odisseas Vlachodimos, um mit ihm über die Perspektiven des Torhüters zu sprechen – nach den Verpflichtungen von Mitchell Langerak und Przemyslaw Tyton, hinter denen sich Vlachodimos voraussichtlich einreihen muss. Dabei hatte er sich Hoffnungen gemacht, zumindest zur Nummer zwei aufzusteigen und so den nächsten Karriereschritt zu machen. Zeit wäre es seiner Meinung nach dafür, weil er für den VfB bereits 68 Spiele in der dritten Liga und zudem 45 Einsätze für die diversen deutschen Jugendnationalteams bestritten hat. Mehr kann kein aktueller Bundesligakeeper vorweisen – auch Manuel Neuer nicht.

Dutt versicherte jetzt, dass es einen fairen Kampf zwischen allen drei Torhütern geben werde. So nimmt Vlachodimos die Vorbereitung auf. Zeigt sich in deren Verlauf jedoch, dass er die Nummer drei bleibt und nur im zweiten Team berücksichtigt wird, plant er noch in dieser Transferperiode einen Vereinswechsel. Sonst würde er befürchten, dass das ein verlorenes Jahr für ihn wird, da er immerhin auch schon 21 ist. Allerdings will Dutt das Talent nicht verkaufen, weil er dessen Potenzial erkennt. Doch er glaubt, dass Vlachodimos noch nicht reif genug für die Bundesliga ist.

Die Abwehr

Alexander Zorniger würde Antonio Rüdiger (22) aus sportlichen Gründen gerne behalten, aber dass das unrealistisch ist, weiß der neue Trainer. Denn der Nationalverteidiger wird umworben – am intensivsten mittlerweile vom FC Chelsea (die StZ berichtete). Der Englische Meister hat signalisiert, dem VfB in den nächsten Tagen ein konkretes Angebot vorlegen zu wollen. Offensichtlich ist der Club auch bereit, die aufgerufene Ablösesumme von 18 Millionen Euro zu zahlen – im Gegensatz zu dem ebenfalls interessierten VfL Wolfsburg, der diese Summe schon wegen dem Financial Fairplay kaum stemmen kann. Der Verein darf die Richtlinien dieses europäischen Lizenzierungsverfahrens nicht sprengen. Deshalb ist der Kontakt zu Rüdiger abgekühlt. Dafür ist aber der FC Valencia noch im Rennen, der einen Abwehrspieler ersetzen muss. Den Argentinier Nicolas Otamendi zieht es zu Real Madrid oder zu Manchester United.

Beim VfB, der das Geld für Rüdiger wieder in einen oder zwei Nachfolger investieren würde, steht derweil Gotoku Sakai (24) vor dem Absprung – zum Hamburger SV. Der Trainer Bruno Labbadia schätzt den Japaner aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten. Die Ablöse für Sakai würde rund drei Millionen Euro betragen. Für Konstantin Rausch (25) fließt dagegen wohl nicht mal ein Bruchteil dieses Betrags in die Kasse. Der Verteidiger wurde ausgemustert und kann den VfB ablösefrei verlassen.

Das Mittelfeld

Daniel Didavi macht gerade einen zufriedenen Eindruck. Er absolviert sein Aufbauprogramm, das lädierte Knie gibt Ruhe, und er weiß, woran er beim VfB ist. Der Manager Robin Dutt hat dem Mittelfeldspieler deutlich gemacht, dass er Stuttgart nicht beim erstbesten Angebot verlassen kann. Auch nicht beim zweitbesten. Es muss schon ein Club kommen, der acht Millionen Euro an Ablöse bietet.

Bayer Leverkusen ist jedoch weit davon entfernt, diese Summe für den verletzungsanfälligen Techniker zu zahlen, dessen Vertrag beim VfB ohnehin nächstes Jahr ausläuft. Weshalb aus Didavis Flirt mit dem Champions-League-Teilnehmer zunächst einmal nichts wird. Doch das intensiviert an anderer Seite die Aktivitäten: im Lager von Alexandru Maxim. Der Rumäne will nicht nur Didavis Ersatzmann sein. Er will mehr – an Spielanteilen und Wertschätzung. Allerdings gibt es im Fall Maxim keine belastbaren Bemühungen eines anderen Clubs. „Wir werden aber sicher keinen Spieler gegen seinen Willen hier an den Baum binden“, sagt der Trainer Alexander Zorniger. Zumal sich mit Lukas Rupp (Paderborn) und Kevin Stöger (Kaiserslautern) Alternativen entwickeln ließen.

Der Angriff

Die gute Nachricht, die für die Angreifer mit dem neuen VfB-Trainer verbunden ist, lautet ja, dass Alexander Zorniger künftig mit zwei Stürmern spielen lassen will. Denn das verdoppelt die Einsatzchancen. Allerdings gibt es auch eine schlechte Nachricht: „Es ist klar, dass wir so schnell wie möglich nicht mehr mit 28 oder 29 Spielern trainieren werden“, sagt Zorniger. Und von diesem Stellenabbau im Kader wären sicher auch die Stürmer (zum Beispiel Mohammed Abdellaoue) betroffen. Zumal in Jan Kliment eine weitere Offensivkraft verpflichtet wurde.

Am Samstag stößt der Tscheche zur Mannschaft – ebenso wie die weiteren Nationalspieler Vedad Ibisevic und Filip Kostic. Von dem einen weiß man, dass ihn der VfB gerne von der Gehaltsliste bekäme. Und von dem anderen wird eventuell Flexibilität erwartet, weil es die Position des Außenstürmers im Zorniger-System gar nicht gibt. Was ja auch Martin Harnik betrifft, der immer mal wieder mit einem Vereinswechsel liebäugelt. Es herrscht also viel Bewegung im Personalsektor.

Testspiel Der VfB bestreitet am 19. Juli um 14.30 Uhr beim Zweitligaabsteiger VfR Aalen in der Scholz-Arena ein Freundschaftsspiel.