Vor dem Spiel bei Werder Bremen verwahrt sich VfB-Manager Fredi Bobic vehement gegen alle Personalspekulationen.    

Stuttgart - Bruno Labbadia kann es kaum glauben, als er vor dem Trainingsspiel die Leibchen verteilt: Es sind zu viele Spieler da. Bisher war stets das Gegenteil der Fall, wegen den vielen Verletzungen und den Abstellungen zu Länderspielen hatte sich zuletzt nur ein kleines Grüppchen versammelt. Und nun stehen plötzlich Reservisten am Spielfeldrand und warten auf ihre Einwechslung. "Erstmals mussten wir tauschen", sagt der Trainer, "das war eine ganz neue Erfahrung."

 

28 Mann umfasst der Kader des VfB , der am Samstag im nächsten Abstiegsduell bei Werder Bremen antritt. Der normale Gang des Bundesligabetriebs ist es, dass einige von ihnen in der nächsten Saison zu anderen Clubs wechseln; und zum Geschäft gehört auch, dass darüber ausgiebig spekuliert wird.

Das weiß auch der VfB-Manager Fredi Bobic. In der jetzigen Situation aber, in der auch weiterhin der Abstieg in die zweite Liga droht, will er von diesem Thema nichts wissen, nichts hören, nichts lesen: "Wir sind in einer sehr empfindlichen Phase. Deshalb ist es absolut unverantwortlich, darüber zu reden, wer uns angeblich verlassen muss."

Bobic: Boulahrouz hat sich aufgeopfert

Es ist kein großes Geheimnis, dass der VfB, anders als im Fall von Sven Schipplock, kein gesteigertes Interesse daran hat, die auslaufenden Verträge von Philipp Degen und Elson zu verlängern. Und es liegt auch auf der Hand, dass die Stuttgarter im Sommer gerne weitere Spieler abgeben möchten, um der Mannschaft nach den Erfahrungen in dieser Saison ein verändertes Gesicht zu geben.

Allerdings sind es im Moment eben die vorhandenen Spieler, die retten müssen, was noch zu retten ist, und die den VfB vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit bewahren sollen. Und wer streckt schon seine Knochen in jeden Zweikampf, wenn er weiß, dass er in diesem Verein keine Zukunft mehr hat?

Fredi Bobic nennt das Beispiel Khalid Boulahrouz. Beim 1:1 gegen Wolfsburg habe sich der Verteidiger trotz einer leichten Verletzung einwechseln lassen und eine schwere Verletzung riskiert; er habe sich "aufgeopfert" und "einen großen Teil dazu beigetragen", dass am Ende noch ein Punkt heraussprang. Und als Boulahrouz nun vom niederländischen Nationalteam nach Stuttgart zurückgekehrt sei, habe er lesen müssen, dass der VfB ihn nicht mehr haben wolle.

Marica soll nicht mehr berücksichtigt werden

Die Zornesröte steigt ins Gesicht des Managers, Bobic sagt: "Diesen Keil lassen wir nicht reintreiben. Wir kämpfen gemeinsam gegen den Abstieg. Die Spieler und der Verein haben das verinnerlicht. Die Störfeuer werden wir von der Mannschaft weghalten."

Natürlich bedeutet dies nicht, dass die Personalplanungen eingestellt sind, bis der Klassenverbleib geschafft ist oder auch nicht. Hinter verschlossenen Türen "machen wir täglich unsere Hausaufgaben", sagt Bobic. Allerdings solle in den verbleibenden sieben Spielen jeder Profi die Möglichkeit bekommen, auch um seine ganz persönliche Zukunft zu spielen.

Ein Mann ist davon ausgenommen: der in Ungnade gefallene Stürmer Ciprian Marica. Man werde an der Entscheidung festhalten, ihn nicht mehr zu berücksichtigen, sagt Bruno Labbadia über den Rumänen, den der VfB im Sommer abgeben will. Ob das gelingt, ist jedoch offen - Maricas Vertrag läuft noch ein weiteres Jahr.

Die Vertragslaufzeiten beim VfB

Bis 2011 (auslaufend)

Philipp Degen, Elson, Sven Schipplock, Tamás Hajnal (der VfB besitzt eine Kaufoption).

Bis 2012

Alexander Stolz, Matthieu Delpierre, Khalid Boulahrouz, Ermin Bicakcic, Arthur Boka, Stefano Celozzi, Patrick Funk, Christian Träsch, Daniel Didavi, Ciprian Marica, Pawel Pogrebnjak.

Bis 2013

Sven Ulreich, Marc Ziegler, Mamadou Bah, Zdravko Kuzmanovic, Christian Gentner, Timo Gebhart, Cacau, Martin Harnik.

Bis 2014

Serdar Tasci, Georg Niedermeier, Cristian Molinaro, Johan Audel, Shinji Okazaki.

(Die Verträge enden am 30. Juni des jeweiligen Jahres und gelten auch in der zweiten Liga, sofern sie über 2011 hinausgehen.)