Von wegen „ökologisch verträglich“: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) rügten den VfB Stuttgart wegen seiner Einwegbecher in der Mercedes-Benz-Arena. Jetzt wird auch Oberbürgermeister Wolfgang Schuster attackiert.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Wer bei den Spielen des VfB Stuttgart seinen Durst stillen will, braucht Geduld. Das Gedränge ist groß, das Verfahren kompliziert. Auch die Pfandlösung nervt viele Fans. Seit Beginn der vorigen Rückrunde hat der Verein wenigstens bei den Softgetränken für eine Entlastung beim Service gesorgt – seit Januar werden Fanta und Cola in Einwegbechern aus dem Biokunststoff Polylactid (PLA) ausgegeben, das Bier weiterhin in Mehrwegbechern. Das Ganze wurde verbunden mit einer Spendenaktion.

 

Weil der VfB die Neuregelung als „ökologisch verträglich“ bewarb, betrat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) das Spielfeld und grätschte den Club ab. Nach einer Abmahnung wegen Verbrauchertäuschung unterschrieb der VfB eine Unterlassungserklärung und darf das Wegwerfprodukt nicht mehr ohne Erläuterung als „ökologisch verträglich“ bezeichnen. Weil die Regelung jedoch bestehen bleibt, attackiert die Umwelthilfe jetzt auch noch Oberbürgermeister Wolfgang Schuster. Dieser erlaube „rechtswidrig“ die Rückkehr zum Wegwerfbecher, rügen die Umweltschützer und fordern ihn auf, das vor gut 20 Jahren vom Gemeinderat beschlossene Mehrweggebot für alle öffentliche Veranstaltungen umzusetzen. Aufgrund der Beteiligung der Stadt an der Eigentümergesellschaft der Mercedes-Benz-Arena habe Schuster ausreichend Möglichkeiten dazu.

„Die Stadt hat keinen Einfluss auf die Becherwahl“

Der Sprecher des OB kontert: Die DUH stelle Behauptungen wider besseren Wissens auf. Die Stadt sei nicht Eigentümerin des Stadions und nicht an der Betreibergesellschaft beteiligt – nur an der Objektgesellschaft. Rechtlich gesehen könne man beim VfB auf Betriebsfragen keinen Einfluss nehmen. Der Verein lasse sich die Becherwahl nicht vorschreiben. Ansonsten stelle die Stadt den Umweltschutzgedanken bei öffentlichen Veranstaltungen weit voran. Ende Januar hatte VfB-Präsident Gerd E. Mäuser noch unterstrichen, dass ohne die Zustimmung der Stadt Stuttgart zur Einführung von ökologisch verträglichen Einwegbechern die Kombilösung nicht machbar gewesen wäre.

Auch der VfB-Sprecher ist bedient ob der neuerlichen Attacke: Zu dem Thema sei Anfang des Jahres alles gesagt, betont er. Nun stellt die DUH fest, dass die PLA-Becher mit jenen aus dem Kunststoff PET vergleichbar seien und die Umwelt mehr als zwei Mal so stark belasten wie Mehrwegbecher – während der VfB ein Gutachten vorweisen kann, wonach die Einwegbehälter keine so schlechte Ökobilanz haben. Wo bleibt da nur der Schiedsrichter?