Nun also doch: Der Trainer muss gehen. Trotz der Beteuerungen vom Samstagabend war die Entscheidung gegen Tayfun Korkut keine Überraschung. Aber auch der Sportchef steht nun mehr denn je im Fokus, kommentiert unser Autor Dirk Preiß.

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Nun also doch: Der VfB Stuttgart hat sich trotz anders lautender Beteuerungen direkt nach dem 1:3 in Hannover von Cheftrainer Tayfun Korkut getrennt. Nach einem „intensiven Austausch“, wie es in der Mitteilung des Vereins heißt. Eine Überraschung ist das nicht.

 

Gerade die erste Hälfte der Partie gegen den bis dahin Tabellenletzten führte jedem Beobachter vor Augen, wie weit Anspruch und Wirklichkeit bei den Weiß-Roten mal wieder auseinanderliegen. Nach einer erfolgreichen Rückrunde, nach verheißungsvollen Transfers, nach einer problemfreien und langen Vorbereitung sollte das durchaus mit klangvollen Namen bestückte Team den nächsten Schritt machen. Sich im Mittelfeld der Liga etablieren und – vor allem – fußballerisch den einen oder anderen Leckerbissen präsentieren. Herausgekommen ist ein Spiel, das vielen Fans und am Ende auch den Verantwortlichen im Halse stecken blieb.

Rück- statt Fortschritt lautete das Motto der vergangenen Tage und Wochen. Kein nachhaltig funktionierendes Spielsystem, dafür viele erfolglose Experimente. Kein überzeugender Plan für die neuen Spieler, gerade die jungen. Dazu meist eine übertrieben defensiv orientierte Ausrichtung der Startelf, die im Laufe des Spiels korrigiert werden musste. Auch Teilen der Mannschaft schien dafür das Verständnis zu fehlen. Keine Frage: Tayfun Korkut, der noch in der Rückrunde der vergangenen Saison so instinktiv sicher agiert hatte, fehlten am Ende die Mittel, um eine Entwicklung zu gestalten.

Sehen sie im Video: Der Kommentar unserer Redaktion zur Freistellung von Trainer Tayfun Korkut beim VfB Stuttgart. Worauf es jetzt bei den Weiß-Roten ankommt, fasst Sportressortchef Dirk Preiß im Video zusammen.

Reschke steht gehörig unter Druck

Nun ist auch der gebürtige Stuttgarter ein Name in der langen Liste der am Ende gescheiterten VfB-Trainer – an Michael Reschke liegt es nun, einen passenden Nachfolger zu präsentieren. Und das ist schwer genug beim Blick auf die möglichen Alternativen. Ralph Hasenhüttl? Wäre die augenscheinlich einzige verfügbare Toplösung – aber wartet der Ex-Leipziger ausgerechnet auf den Anruf aus Stuttgart? Ansonsten? Der Markt ist dünn besetzt.

Der Sportchef des VfB steht also gehörig unter Druck – schließlich liegt der Verdacht nahe, dass die Vorstellungen Reschkes mit denen Korkuts am Ende nicht mehr viel gemeinsam hatten. Und die Frage drängt sich auf: Waren Kaderplanung und Trainerpläne tatsächlich so eng aufeinander abgestimmt wie allseits behauptet?

Michael Reschke hat Tayfun Korkut zum VfB geholt, hat den Vertrag verlängert, nicht einmal neun Monate nach dessen Amtsantritt muss der Sportvorstand das Projekt als gescheitert abhaken. Einmal mehr hat der Club den Vorsatz, langfristig mit einem Trainer zusammenzuarbeiten, nicht einhalten können. Der nächste Schuss, das weiß der erfahrene Manager, muss nun sitzen. Nicht weniger als die angestrebte Entwicklung des VfB Stuttgart, der nach sieben Spieltagen der Saison Letzter ist, steht auf dem Spiel. Mal wieder.