Beim FC Bayern ist die Niederlage gegen den VfB Stuttgart schnell abgehakt. zwei andere Themen sind für die Münchner viel wichtiger.
So langsam, aber sicher, müssen sie beim FC Bayern aufpassen, nicht zum fußballerischen Running-Gag zu werden. Nicht wegen ihrer Leistungen auf dem Platz, schließlich geriet das 1:3 beim VfB Stuttgart wegen des anstehenden Halbfinal-Rückspiels am Mittwoch (21 Uhr) in der Champions League bei Real Madrid recht schnell in den Hintergrund. Sondern wegen ihrer nach wie vor andauernden Suche nach einem neuen Trainer.
Am Sonntag etwa saß der Ex-FCB-Coach Felix Magath im „Doppelpass“ bei Sport 1 – und meinte, er habe ja schon mit Uli Hoeneß telefoniert: „Ich habe ihm gesagt, dass für mich keine Umzugskosten anfallen, da ich ja in München wohne.“ Das Gelächter im Publikum war groß, und vor den TV-Bildschirmen hat man sich in so manchem Wohnzimmer vermutlich auch gebogen vor Lachen.
Ein Lächeln immerhin hat sich auch Max Eberl bewahrt. Der frühere Bayern-Profi ist seit März Sportvorstand beim Rekordmeister – und weil man dort schon vor seinem Einstieg beschlossen hatte, die Liaison mit dem aktuellen Chefcoach Thomas Tuchel nach dieser Saison und damit ein Jahr vor dem eigentlichen Vertragsende zu beenden, ist er Eberl nun schon seit Wochen mit der Suche nach einem Nachfolger betraut. Und jene, die eher hämisch auf den FCB schauen, zählen genüsslich Absage nach Absage.
Kein Spieler weiß, wer neuer Trainer wird
Zuletzt schien mit Ralf Rangnick alles klar, ehe der Schwabe aus Backnang sich entschied, doch lieber Bundestrainer in Österreich zu bleiben. Zuvor waren die Bayern bei Xabi Alonso, dem Leverkusener Meistertrainer abgeblitzt, Julian Nagelsmann hat seinen Vertrag beim DFB verlängert, und auch der gegnerische Coach vom Samstag hat schon mehrfach erklärt, dass er seinen Vertrag beim VfB nicht verlängert habe, um Wochen später nach München zu wechseln. Sebastian Hoeneß bleibt beim VfB.
So ist es Anfang Mai geworden – und auch kein Spieler der Münchner, aktueller oder potenziell neuer, weiß, von wem in der nächsten Saison die Ansagen kommen werden auf dem Trainingsplatz. Klar ist nur: nicht von Thomas Tuchel.
„Die Vereinbarung steht“, bekräftigte Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer – also jene zur Trennung. Weshalb Max Eberl weiter sucht. Und weiter Fragen beantwortet. In Stuttgart wurde er nach der Niederlage gegen den VfB dabei sogar kryptisch: „Auf einmal gehen Türen auf, wo du gedacht hast vor drei Wochen, die sind unmöglich.“ Wer also ist wieder im Rennen?
Bleibt abzuwarten. Doch Eberl mühte sich vor den Mikrofonen im Bauch der MHP-Arena in Stuttgart, den künftigen Coach nicht jetzt schon als Notlösung dastehen zu lassen – was mittlerweile gar nicht mehr so einfach ist. Dennoch sagte der Sportchef der Bayern: „Wir werden nicht einen nehmen, der irgendwo frei ist und sich anmeldet, sondern wollen trotzdem einen finden, der für Bayern München in den nächsten Jahren arbeiten kann.“
Thomas Tuchel hakt die Niederlage schnell ab
Nur noch kurzfristig denkt indes Thomas Tuchel. Gegen den VfB rotierte er mit Blick auf das Spiel in Madrid zwar nicht seine komplette Stammelf aus der Startaufstellung, dennoch war den Münchnern anzumerken, dass der volle Fokus nicht auf diesem Südgipfel lag – obwohl der VfB nach dem Sieg nun zum Angriff auf Platz zwei blasen will. Dort stehen die Bayern noch, Tuchel versicherte auch, man werde schon Vizemeister werden, viel wichtiger ist aber die Aufgabe gegen Real. Und das Bemühen, dort möglichst viele einsatzfähige Stammkräfte auf den Platz zu bringen.
„Wir machen mittlerweile mehr Mathematik in den Mediziner-Sitzungen vor den Spielen“, sagte Tuchel mit gequälter Ironie, „der kann 60 Minuten spielen, der 30, der eventuell 30, der gar nicht.“ Umso bitterer war, dass sich in Stuttgart auch noch Raphael Guerreiro am Sprunggelenk verletzte und das Stadion auf Krücken verließ. Eric Dier musste zudem wegen einer Platzwunde am Kopf ausgewechselt werden. Immerhin: Am Sonntag konnten die in Stuttgart fehlenden Matthijs de Ligt und Jamal Musiala wieder trainieren. Die Niederlage gegen den VfB sollte, so forderte es Tuchel, ohnehin schon im Mannschaftsbus vergessen sein.
Zwar erklärte Manuel Neuer: „Wir akzeptieren nie Niederlagen.“ Der Torhüter meinte aber auch: „Wir wissen, dass am Mittwoch ein ganz großes Spiel auf uns wartet. Es wird wieder ein Finale im Bernabéu-Stadion – und wir wollen es gewinnen.“ Max Eberl ergänzte: „Der große Fokus gilt Bernabéu.“ Aber auch weiterhin der Trainersuche.