Nach dem Ellbogeneinsatz von Raphael Holzhauser beim Spiel des VfB Stuttgart gegen Dortmund hat sich BVB-Profi Sebastian Kehl die Nase angebrochen – was die Gemüter in Dortmund ziemlich erhitzte.Wie ein Irrwisch tobte Jürgen Klopp an der Seitenlinie, das wiederum brachte Bobic auf die Palme.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Dortmund - Die Szene hatte etwas Versöhnliches, als der schwarz-gelb gekleidete Julian Schieber eine Stunde nach Spielschluss mit seinem Rollkoffer in den Katakomben des Dortmunder Stadions die Seiten wechselte. Vor der Kabine des VfB stoppte der Stürmer, der im Sommer für 5,5 Millionen Euro von Stuttgart zum BVB gewechselt war, und zog ein Trikot seines neuen Kollegen Marco Reus aus dem Gepäck. Andreas Menger freute sich über dieses Präsent – der VfB-Torwarttrainer sammelt leidenschaftlich Fußballerleibchen.

 

Am Rande des Platzes war es zuvor weniger friedlich zugegangen, hatte der Borussen-Trainer Jürgen Klopp doch mal wieder Gift und Galle gespuckt – wofür Bruno Labbadia hinterher zumindest in Ansätzen Verständnis zeigte: „Wir Trainer haben eben mächtig Druck auf der Pipeline“, sagte der Stuttgarter Coach.

Verletzung beim Luftduell

Auslöser der Wortgefechte in der 18. Spielminute war ein Foul Raphael Holzhausers am BVB-Kapitän Sebastian Kehl. Der 19-Jährige zog bei einem Luftduell den Arm in die Höhe – und traf Kehl mit dem Ellenbogen im Gesicht. „Wenn das mit Absicht passiert, dann ist es Rot“, analysierte der VfB-Manager Fredi Bobic die Szene, für die der Schiedsrichter Felix Zwayer aus Berlin Holzhauser Gelb gezeigt hatte. „Hier sieht es aber von Rapha so ungelenk aus“, fuhr Bobic fort, „das kriegst du absichtlich ja gar nicht hin.“

Folgen hatte die Aktion Holzhausers für Kehl dennoch: Der Dortmunder musste ausgewechselt werden – und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Dort diagnostizierte man bei Kehl eine angebrochene Nase, was der 32-Jährige später so kommentierte: „Das ist Glück im Unglück, denn das hätte schlimmer ausgehen können.“ Noch ist allerdings unklar, ob der defensive Mittelfeldmann morgen in der Champions League bei Real Madrid auflaufen kann.

Holzhauser, der erst seit dem Heimspiel gegen Leverkusen (2:2) seit drei Wochen in der Startelf steht, zeigte sich derweil beeindruckt von den Reaktionen, die sein ungestümer Zweikampf ausgelöst hatte. „Nach einem Abschlag von Sven Ulreich habe ich den Gegenspieler nicht gesehen. Das war keine Absicht“, sagte Holzhauser, der plötzlich für sämtliche Kamerateams ein gefragter Interviewpartner war. „Ich habe mich gleich auf dem Platz bei Sebastian Kehl entschuldigt und wünsche ihm gute Besserung“, sagte der Österreicher.

Wie ein Irrwisch

Klopp war von derlei Gesten der Besänftigung aber nicht zu beruhigen. Immerhin hatte der BVB in der Vorsaison auf Sven Bender mit doppeltem Kieferbruch und nach einem wüsten Ellenbogencheck des Wolfsburgers Sortirios Kyrgiakos lange auch auf den Innenverteidiger Neven Subotic verzichten müssen: Wie ein Irrwisch tobte der Coach daher an der Seitenlinie und schimpfte in Richtung der VfB-Bank und des vierten Offiziellen. Das wiederum brachte Bobic auf die Palme, was Labbadia so erklärte: „Ich bin ruhig geblieben – da musste von uns halt ein anderer reagieren.“

Unterdessen beklagt der BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke die zunehmende Härte gegen die Dortmunder. „Für mich ist es erstaunlich, dass wir permanent von so etwas betroffen sind. Vielleicht will man uns mit mehr Härte aus dem Rhythmus bringen – ich weiß es nicht. Es fällt aber auf, dass sich die Gesichtsverletzungen bei uns häufen“, sagte Watzke.

Doch auch die Stuttgarter hatten einen Spieler mit blauem Auge zu beklagen: Das Veilchen hatte Georg Niedermeier kurz vor der Pause durch eine Attacke des Dortmunder Robert Lewandowski zugefügt bekommen. Doch der Innenverteidiger ist hart im Nehmen: Gegen Frankfurt hatte er erst vor acht Tagen einen Eckzahn eingebüßt.