Moritz Leitner sieht gut aus, ist frech, selbstbewusst und extrovertiert. Gegen Homestorys in Boulevardzeitungen hat er nichts einzuwenden. Und auch ansonsten gibt sich der Neuzugang beim VfB Stuttgart viel Mühe, ein Popstar des Fußballs zu werden.
Stuttgart - Die gute Laune, mit der Moritz Leitner Anfang des Monats seinen Dienst in Stuttgart angetreten hat, ist noch immer nicht verflogen. Nicht durch das stramme Trainingspensum mit derzeit drei Einheiten täglich; und schon gar nicht durch die Hitze, die alles noch beschwerlicher macht. Als angenehmen Nebeneffekt dürfte es Leitner empfinden, dass dadurch seine Tiefenbräune aus dem Urlaub auch weiterhin konserviert wird.
Moritz Leitner, die neue Mittelfeldhoffnung des VfB, ist ein Spieler, der für den Unterhaltungsbetrieb Profifußball wie geschaffen ist. Der 20-Jährige sieht gut aus, er ist frech, selbstbewusst und extrovertiert. Gegen Homestorys in Boulevardzeitungen hat er nichts einzuwenden – und gibt sich auch ansonsten viel Mühe, das zu werden, was seine früheren Dortmunder Mitspieler Marco Reus und Mario Götze schon sind: Popstars des Fußballs.
Herausragende Technik, guter Torabschluss
Am sportlichen Potenzial muss dieses Vorhaben nicht scheitern. Leitner, bei 1860 München ausgebildet, ist hoch veranlagt. In der Jugend galt er als größtes Talent seines Jahrgangs. Er verfügt über eine herausragende Technik, glänzendes Spielverständnis und einen guten Torabschluss. Zudem gilt er als trainingsfleißig – seinen einst schmächtigen Körper hat er gestählt und viel Muskelmasse aufgebaut. Wohl keiner der sechs anderen VfB-Neuzugänge gibt zu größeren Hoffnungen Anlass als der in München geborene Sohn einer Österreicherin und eines Burladingers.
Das einzige Problem könnte sein: Menschen, die schon näher mit ihm zu tun gehabt haben, sagen, Leitner glaube bereits jetzt, er sei so gut wie Reus und Götze.
Herausforderung für jeden Fußballtrainer
Klar ist: Moritz Leitner ist ein spezieller Spieler, einer, der Fußballtrainer vor besonders große Herausforderungen stellt. „Intensive Gespräche“ hat der VfB-Coach Bruno Labbadia schon vor der Verpflichtung mit ihm geführt – und dürfte auch in Zukunft in der individuellen Betreuung stärker gefordert sein als bei Leuten wie Christian Gentner oder Georg Niedermeier. „Ich bin sehr gespannt, wie er die neue Herausforderung annimmt und wie er sich bei uns weiterentwickelt“, sagt Labbadia.
Der endgültige Durchbruch in der Bundesliga ist Leitner noch nicht gelungen. Das ist keine Schande. Er ist erst 20, in Dortmund rangelten neben Reus und Götze auch noch Ilkay Gündogan, Sven Bender, Sebastian Kehl und Nuri Sahin um die Plätze im zentralen Mittelfeld. Im letzten halben Jahr bei der Borussia sind seine Spielzeiten immer kürzer geworden, was für Leitner „nicht leicht zu verkraften“ war.
Keine Garantie auf einen Stammplatz
Vom Champions-League-Finalisten kommt er nun auf Leihbasis zum VfB und will zeigen, dass er tatsächlich ein Star werden kann. Es ist gewissermaßen ein Schritt zurück, dem in den nächsten zwei Jahren mindestens zwei nach vorne folgen sollen. „Ich will hier viel Spielpraxis sammeln und dazu beitragen, dass der VfB nach oben kommt“, sagt Leitner und ist überzeugt davon, die richtige Wahl getroffen zu haben: „Es macht bisher Riesenspaß, in der Mannschaft sind richtig gute Kicker dabei.“Auch wenn die Konkurrenz in Stuttgart nicht so prominent ist wie in Dortmund – eine Garantie auf einen Stammplatz gibt es auch beim VfB nicht. „Seine Erwartungshaltung ist sehr groß“, sagt Labbadia, „aber er muss erstmal an dem einen oder anderen Spieler vorbei.“
Christian Gentner, Arthur Boka und Alexandru Maxim haben zuletzt im zentralen Mittelfeld ihre Stammplätze sicher gehabt – einen davon muss Leitner verdrängen. Auf der so genannten Achter-Position, also zwischen dem defensiven Mittelfeld und dem Spielmacher hinter den Spitzen, fühlt er sich am besten aufgehoben. Dort jedoch, merkt Labbadia an, spielt auch Gentner, einer der konstantesten Spieler der Vorsaison.
Den Ersatzkapitän des VfB hat Moritz Leitner übrigens schon vor Dienstantritt getroffen, bei einem Benefizspiel mit Dirk Nowitzki. Man kann davon ausgehen, dass er sich in Gesellschaft des Basketball-Superstars pudelwohl gefühlt hat.