Zu seinem 60. Geburtstag blickt der einstige VfB-Torjäger Fritz Walter auf ein erfülltes Fußballerleben zurück – und auf Sprüche, die ihn bis heute verfolgen.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Fritz Walter hat tiefe Spuren hinterlassen. Fußballerisch, aber auch humoristisch. Mit Sprüchen, die Anhängern des VfB Stuttgart bis heute geläufig sind und die in keiner Sammlung von Fußballer-Zitaten fehlen dürfen. Gestatten, Fritz Walter: „Der Jürgen und ich, wir sind ein perfektes Trio.“ Und noch mal Fritz Walter: „Wo isch mei Kanon?“

 

Heute, fast 30 Jahre später, kann der Urheber herzhaft darüber lachen. Und gibt Aufklärung: „Bei dem Spruch mit Jürgen und dem Trio hat mir ein RTL-Reporter komische Fragen gestellt. Dann ist mir das im Affekt so rausgerutscht“, erzählt der einstige VfB-Torjäger und Sturmpartner von Jürgen Klinsmann. Und das mit der Kanon? Ja mei, der VfB war 1992 in Leverkusen gerade deutscher Meister geworden, Walter konnte die Torjägerkanone – die Trophäe für den besten Torschützen – eben kaum erwarten. Auch wenn er heute in nach wie vor festem Kurpfälzer Idiom versichert: „An erster Stelle stand natürlich die Meisterschaft.“

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Vielleicht hat es mit Walters späterem Werdegang zu tun, dass viele mit ihm bis heute das Trio und die Kanon assoziieren und weniger seine tadellose Profilaufbahn. Denn nach seinem Karriereende 1999 beim SSV Ulm wurde es still um Fritz Walter. Der frühere Waldhof-Bub zog sich nach Wolfschlugen und fast vollständig aus dem Fußballgeschäft zurück.

Trainer, Scout, Talkshow-Dauergast? Nichts dergleichen. Der einstige Torjäger mit dem Schnauzbart und dem leichten Vokuhila, der bis heute einen beachtlichen 15. Platz der ewigen Torjägerliste der Fußball-Bundesliga belegt, antwortet auf die Frage, was er all die Jahre so getrieben habe, mit: Familie. Im November kommt das dritte Enkelkind zur Welt. Ein bisschen Repräsentanz für einen Autohändler, ein bisschen VfB-Traditionsmannschaft – das war’s.

Das sagt Ex-Trainer Christoph Daum

„Ich habe das alles nicht mehr gebraucht“, sagt er rückblickend in Richtung Profibusiness. All das ohne Groll. Noch heute ist er seinen Ex-Vereinen aus Stuttgart, Mannheim und Bielefeld freundschaftlich verbunden. Er schaute sich die Spiele seines VfB noch immer auf der Tribüne an, bis Corona kam. Mit Günther Schäfer, Guido Buchwald und den Förster-Brüdern hält er bis heute Kontakt, Ex-Busfahrer Rolf Geissler hat er nach einer Operation erst kürzlich einen Besuch abgestattet.

Um ein Haar wäre Walter bei den Bayern gelandet

Für Christoph Daum war Walter der Mann mit der „eingebauten Torgarantie. Er hat aus unmöglichen Situationen Tore erzielt“, sagt sein ehemaliger Trainer. „Er hatte einen siebten Sinn, wo ein Abpraller hinkommen konnte, wo ein Ball für ihn zu erreichen war.“ Eher Gerd Müller als Walters berühmter Namensvetter aus Kaiserslautern. Daum bezeichnet die Kanon aus Kurpfalz überdies als „unheimlich liebenswerten Menschen. Ein absoluter Teamplayer.“ Der statt in Stuttgart fast bei den Bayern gelandet wäre. Der Anruf von Uli Hoeneß kam, als er 1987 gerade beim VfB unterschrieben hatte. „Ich hätte das sonst gemacht“, sagt er trocken.

Vielleicht hätte das auch seinen Ambitionen in der Nationalmannschaft Auftrieb gegeben. Denn zu einem Einsatz in der A-Elf reichte es nie, was er aus einem bestimmten Grund bis heute bedauert: „Ich hatte es meinem Vater versprochen.“ Doch auch ohne Einsatz für die Nationalmannschaft kann der Mann mit dem berühmten Namen auf ein erfülltes Fußballerleben zurückblicken. Am Dienstag feiert Fritz Walter, der Namensgeber von VfB-Maskottchen Fritzle, seinen 60. Geburtstag. Mit Freunden und Familie. Und natürlich der berühmten Kanon. Sie funkelt bis heute in der Vitrine.

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