Severin Freund beschert den deutschen Skispringern das beste Ergebnis bei der Vierschanzentournee seit 13 Jahren. Am Ende muss er sich nur dem überragenden Slowenen Peter Prevc beugen, der auch das Finale in Bischofshofen dominiert.
Bischofshofen - Als sich Tournee-König Peter Prevc auf den Schultern seiner Teamkollegen feiern ließ, applaudierte auch Kronprinz Severin Freund. Trotz einer erneut großartigen Vorstellung konnte sich der Skisprung-Weltmeister den Traum vom ersten deutschen Triumph bei der Vierschanzentournee seit 14 Jahren nicht erfüllen. Am Ende der 64. Auflage lag Freund als Gesamtzweiter 26,5 Punkte hinter dem überragenden Schanzen-Dominator aus Slowenien, der seinem Land 19 Jahre nach Primoz Peterka den zweiten Gesamtsieg der Tournee-Geschichte bescherte.
„Es war eine wunderschöne Tournee für mich. Es ist viel aufgegangen und hat mir sehr viel Freude gemacht. Ich stand viermal auf dem Podest, das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Aber einer war einfach deutlich besser“, gratulierte Freund dem souveränen Sieger. „Es ist so unglaublich, dass ich es geschafft habe. Ich hätte nicht geglaubt, dass die Tournee so läuft. Es war sehr aufregend“, jubelte Prevc.
Im Finale von Bischofshofen bot der 23-Jährige erneut eine grandiose Flugshow. Mit 139 und 142,5 Metern verwies er Freund, der sich gut erholt von den Nachwehen seines Innsbruck-Sturzes zeigte, um 6,8 Zähler auf Rang zwei. Der Bayer lieferte mit 136 und 141 Meter ebenfalls eine starke Vorstellung ab, konnte seinen derzeit überragenden Rivalen aber erneut nicht bezwingen. Dritter wurde der Österreicher Michael Hayböck, der damit auch in der Gesamtwertung auf das Podium sprang.
Bundestrainer Werner Schuster war trotz des verpassten Triumphes zufrieden. „Es gibt keinen Grund, traurig zu sein, weil Prevc einfach zu gut war. Rang zwei ist ein toller Erfolg für Severin. Darauf kann er stolz sein. Er hat keinen Fehler gemacht, sondern Prevc einfach einen super Job. Das muss man anerkennen“, bilanzierte Schuster und kündigte an: „Die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben.“
Für die DSV-Adler war es die erfolgreichste Tournee seit 13 Jahren - damals wurde Hannawald ebenfalls Gesamtzweiter. „Es ist super, dass wir die Tür mal durchschritten haben“, sagte Schuster. „Es ist eine Befriedigung, dass es jetzt auch bei der Tournee gelungen ist, einen bedeutenden Schritt weiterzukommen. Auch wenn der Sieg noch ein Stückchen weg ist.“
Von Beginn an stand die 64. Auflage der deutsch-österreichischen Traditionstour im Zeichen des Duells der beiden introvertierten Schanzenstars. Zum Auftakt in Oberstdorf jubelte Freund, der Prevc damit den Grand Slam vermasselte. Der Slowene konterte in Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen. Er ist damit der 18. Dreifachsieger der Tournee-Historie.
Im Schatten von Freund schwächelten die anderen DSV-Adler im Finale ein wenig. Richard Freitag als Elfter, Andreas Wellinger auf Platz 15 und Andreas Wank als 16. verpassten dieses Mal die Top Ten. Einen schwarzen Tag erwischte gar Stephan Leyhe, der den zweiten Durchgang verpasste und in der Gesamtwertung aus den Top 15 fiel. Im Gesamtklassement landete Freitag auf Platz neun. Wank wurde Zehnter, Wellinger Zwölfter.
Nach der Zwangspause am Vortag, als Freund seine schmerzhaften Blessuren vom Innsbruck-Sturz kurierte, war über die Verfassung des deutschen Hoffnungsträgers spekuliert worden. Schon in der Probe gab der Weltmeister mit 136,5 Meter die Antwort - nur Prevc und Gangnes sprangen noch eineinhalb Meter weiter.
Im ersten Durchgang bestätigte Freund seine Klasse, doch Prevc war zu stark. Drei Meter packte er noch einmal auf seinen ohnehin schon komfortablen Vorsprung - damit war die Vorentscheidung gefallen. Und auch im zweiten Versuch setzte Prevc noch einen drauf und startete danach in eine lange Party-Nacht.