Klare Punktniederlage für Andreas Wellinger: In der Qualifikation für den Tournee-Showdown landet der Olympiasieger weit hinter Widersacher Ryoyu Kobayashi.

Andreas Wellinger schulterte mit gequältem Lächeln seine Ski und machte sich sogleich an die Analyse einer unbefriedigenden Qualifikation. „Ich war viel zu spät, bin voll am Schanzentisch vorbeigefahren“, sagte der Skisprung-Olympiasieger, nachdem er das letzte Kräftemessen vor dem großen Tournee-Showdown gegen Widersacher Ryoyu Kobayashi klar verloren hatte, „vielleicht muss ich noch schnell zu Ikea und mir einen längeren Tisch kaufen.“

 

Nach seinem neunten Platz in der Qualifikation zum letzten Springen der 72. Vierschanzentournee in Bischofshofen mit sattem Rückstand auf Sieger Kobayashi hielt sich Wellinger aber nur kurz mit Sarkasmus auf, gab sich dann sogleich wieder kämpferisch: „Das war heute etwas hölzern, das hatte ich mir anders vorgenommen“, sagte der 28-Jährige in der ARD, „aber das will nix heißen.“ Und auch Bundestrainer Stefan Horngacher kommentierte knapp: „Das ist nicht tragisch.“

Aber auch kein Ergebnis, mit dem sich viel Selbstvertrauen für die Entscheidung am Samstag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) holen ließe. Dort muss Wellinger auf den japanischen Gesamtführenden 4,8 Punkte - umgerechnet 2,67 m - aufholen. Am Freitag lag er mit 128,0 m satte 18,3 Punkte hinter dem zweimaligen Tourneesieger Kobayashi, der zehn Meter weiter flog und wissen ließ: „Ich freue mich sehr auf morgen, will einfach das umsetzen, was ich mir vorgenommen habe. Der Sprung heute war gut, aber heute ist heute und morgen ist morgen.“

Wellinger weiß, wie aussageschwach die Quali sein kann

Wellinger indes muss über sich hinauswachsen, um den ersten deutschen Tourneesieg seit Sven Hannawald 2001/02 doch noch einzutüten. Druck will er sich aber nicht machen: „Ich will einfach zweimal auf die Hillsize springen, dann gibt es ein Ergebnis, und dann schauen wir, wie das ausfällt.“

Während beim Japaner alles sehr leicht wirkte, lief es bei Wellinger am Freitag nicht wirklich leicht auf der Hand. „Der Tag war holprig. Ich habe im Anlauf schon gemerkt, dass ich auf der Suche bin. Es waren drei Sprünge in drei Varianten - das ist kein gutes Zeichen“, sagte Wellinger, der in den beiden Trainingsdurchgängen vor der Quali reichlich tüftelte, während Kobayashi nach einem Sprung zufrieden auf weitere Experimente verzichtete.

Wellinger weiß allerdings, wie aussageschwach Training und Qualifikation auf der Paul-Außerleitner-Schanze sein können - aus eigener leidvoller Erfahrung: „Vor sechs Jahren habe ich in Bischofshofen die Quali gewonnen, konnte dann nicht schlafen und bin ausgeschieden.“

Ausgeschlafen war Wellinger am Freitag allerdings, nach dem aufwühlenden dritten Springen am Mittwoch in Innsbruck hatte er es am Ruhetag ruhig angehen lassen. „Ich bin faul gewesen“, sagte Wellinger, „dann in Ruhe rübergefahren, habe Krafttraining gemacht - und jetzt geht es eben weiter.“   

Die anderen Deutschen? Spielten in der Quali erneut nur Nebenrollen. Pius Paschke war als 14. zweitbester DSV-Adler, Karl Geiger kam auf Platz 17.