Seit dieser Woche ist erst einmal klar, dass es nach der vierten Insolvenz für das Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof weiter geht. Die US-Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und der Unternehmer Bernd Beetz, der Präsident von SV Waldhof Mannheim ist, wollen die insolvente Warenhauskette sanieren.
12 800 Beschäftigte müssen zittern
Dennoch müssen die insgesamt 12 800 Beschäftigten in 92 Filialen, die die Warenhauskette betreibt, zittern, ob ihr Standort schließen wird oder ob sie gerettet werden kann. Der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatte Anfang April mitgeteilt, dass 60 Geschäfte, und vielleicht auch noch mehr, übernommen werden sollen. Voraussichtlich bis Ende Juli soll der Insolvenzverwalter Denkhaus die Kontrolle über den Konzern behalten – dann geht die Warenhauskette auf die neuen Eigentümer über. Über die Standorte werde noch bis Ende April verhandelt.
Bis Ende April heißt es also: bangen und warten. Auch für die Belegschaft in Leonberg. „In den vergangenen drei Jahren sind wir durch drei Insolvenzen, zweimal standen wir auf der Schließungsliste, zweimal sind wir im letzten Moment wieder von dieser Liste gerutscht“, sagt Dietmar Weigelt. Zuletzt vor einigen Monaten. Im vergangenen Jahr ging man davon aus, dass die Leonberger Filiale zum 31. Januar 2024 definitiv schließen muss. „Dann haben wir im Sommer erfahren, dass wir weitermachen dürfen“, so der Betriebsrat. Allerdings hätten in der Zwischenzeit etwa die Hälfte der Belegschaft – darunter langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – sich um einen neuen Job gekümmert. „Wir hatten Mitarbeiter vom Arbeitsamt vor Ort, die uns unterstützt und uns gezeigt haben, was außerhalb des Hauses möglich ist und welche Chancen man auf dem Arbeitsmarkt hat, zumal der Einzelhandel händeringend Personal sucht“, sagt Dietmar Weigelt.
Wechselbäder der Gefühle
Wie verkraften die Beschäftigten, die trotz aller Turbulenzen weiter in der Leonberger Filiale geblieben sind, die rasanten Berg- und Talfahrten, wie diese Wechselbäder der Gefühle, das Zittern um den Arbeitsplatz? „Gewöhnen kann man sich nie daran. Schlimm ist es auf jeden Fall und eine Belastung. Aber man geht nach der dritten Insolvenz innerhalb von drei Jahren ruhiger mit der Situation um“, sagt Weigelt. Man wisse mittlerweile, wie es ablaufe, was wichtig sei und dass eine Insolvenz nicht unbedingt das Ende bedeute. „Aber irgendwann muss es mal normal weitergehen, sonst wird man doch noch verrückt.“ Wichtig sei in diesen ungewissen Zeiten, „dass man gute Freunde oder eine Familie hat, die einen auffangen und Kraft geben“, sagt der Betriebsrat.
Über die aktuelle Entwicklung habe er zunächst aus den Medien erfahren, später folgten Informationen über die hausinterne Kommunikation. „Da schaut man natürlich, dass von zentraler Stelle aus kommuniziert wird, um die Gespräche mit dem Vermieter, in unserem Fall ist das ECE, nicht zu gefährden, denn letztendlich wird es auch um die Höhe der Miete gehen.“
Plan B ist in der Schublade
Axel Diewald, der ECE-Bereichsleiter Süd, hält sich in dieser Phase noch bedeckt. „Erst einmal müssen wir die Übernahme abwarten und dann sehen, welche Pläne und Vorstellungen der neue Eigentümer für den Standort hat. Natürlich sind wir an einem Verbleib von Galeria im Leo-Center interessiert und hoffen, dass in den Standort investiert wird.“ Parallel dazu, so verriet er kürzlich in einem Gespräch mit unserer Zeitung, entwickele der ECE-Konzern Konzepte, wie es auf den etwa 12 000 Quadratmetern Fläche weitergehen könnte, falls das Warenhaus schließen muss. Betriebsrat Dietmar Weigelt hat indes „ein gutes Bauchgefühl, dass es in Leonberg weitergehen wird.“