Der Gemeinderat will nächste Woche entscheiden, dass im Park keine Wohnungen gebaut werden dürfen. Das Konzept des Investors PDI wäre dann gescheitert. Stattdessen möchte die Stadt die Villa selbst renovieren und die Parkfläche vergrößern.
Stuttgart - Seit Längerem ist die Position der Stadt Stuttgart im Streit über die Villa Berg klar – jetzt aber will der Gemeinderat Nägel mit Köpfen machen und den Düsseldorfer Investor Property Development Investors (PDI) mit einem Grundsatzbeschluss zum Aussteigen zwingen. Gestern ist die Vorlage nicht öffentlich in den Ausschuss für Umwelt und Technik eingebracht worden, am kommenden Mittwoch sollen die Stadträte dann folgende Eckpunkte öffentlich beschließen.
Erstens will die Stadt die denkmalgeschützte, aber marode Villa Berg erwerben, in eigener Regie sanieren und dann öffentlich zugänglich machen. Zweitens möchte Stuttgart die leer stehenden SWR-Fernsehstudios kaufen, abreißen und „mittelfristig“, also frühestens in fünf Jahren, wieder in Park verwandeln. Der Bebauungsplan wird damit nicht geändert, so dass ein Umbau der Studios zu 150 Wohnungen, wie es der Investor PDI geplant hatte, nicht möglich ist. Drittens soll der Park in das Sanierungsgebiet am Stöckach einbezogen werden; dadurch fließen Bundesmittel. Viertens möchte die Stadt auch die Tiefgarage des SWR unter dem Park übernehmen.
Investor PDI will sich derzeit nicht zu der Wendung äußern
Martin Körner, Bezirksvorsteher im Osten, hält den Beschluss für einen „echten politischen Durchbruch“. Dieser eröffne nach Jahren der Bemühungen eine realistische Perspektive, die der Bezirksbeirat im Osten auch mitträgt – am Montag wird dieser das Thema beraten. Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) hatte sich schon länger für ein städtisches Engagement eingesetzt, nach seiner Wahl war ihm OB Fritz Kuhn (Grüne) beigesprungen: „Er hat Wort gehalten“, ist sich der SPD-Mann Körner nicht zu schade, den grünen OB zu loben.
Wie der Investor in Düsseldorf auf diese Wendung reagiert, ist offen – das Stuttgarter Planungsbüro Alba, das im Auftrag von PDI arbeitet, war gestern nicht zu einer Stellungnahme bereit. Heikel ist die Sache auch für die Stadt, denn PDI muss nicht zurückziehen: Die Studios und die Villa liegen noch in den Händen von zwei Insolvenzverwaltern, die alle laufenden Kosten tragen, so dass PDI eventuelle Verzögerungen nichts kostet. Grundsätzlich hat PDI einen gültigen Kaufvertrag mit den Insolvenzverwaltern. Er kann seine Pläne zwar nicht mehr verwirklichen, aber durchaus Alternativen entwickeln – oder zumindest die Stadt kräftig ärgern. Vielleicht deshalb ist Bürgermeister Matthias Hahn seit zehn Tagen für die StZ nicht zu sprechen.
Die Gespräche mit den Insolvenzverwaltern werden schwierig
Martin Körner hält es für sinnvoll, dass die Stadt jetzt auf die Insolvenzverwalter (für die Studios ist Michael Pluta zuständig, für die Villa Hendrik Hefermehl) zugeht und mit ihnen über den Kauf verhandelt. Da die Stadt aber hofft, bei der Villa und den Studios nur für die Grundstücke, aber nicht für die Gebäude zu bezahlen, dürften auch diese Gespräche nicht leicht werden – jeder Insolvenzverwalter ist schließlich angehalten, möglichst viel für die Gläubiger herauszuholen. Kaum überraschend wollten sich die Insolvenzverwalter nicht äußern, schon gar nicht, bevor eine Entscheidung der Stadt gefallen sei.
Billig wird die Lösung allerdings nicht. In der Vorlage der Stadt wird von zehn Millionen Euro allein für die Sanierung der Villa ausgegangen – bisher hatten alle den Betrag von acht Millionen Euro angegeben. Der Rückbau der Studios, das Neuanlegen der Wege und die Modellierung des Parkes summierten sich laut Stadt auf 4,6 Millionen Euro. Hinzu kommen die Kosten für den Grunderwerb und für die Ausstattung der Villa. In einem drei Jahre alten Papier wurde für die beiden Grundstücke der Kaufpreis von 7,2 Millionen Euro genannt. Hätte PDI seinen Plan umsetzen können, so wären lediglich knapp zwei Millionen Euro an der Stadt hängen geblieben, und die Villa Berg wäre auch saniert worden.
Hier wird der Park überbaut, dort renaturiert
Im Gegenzug erhofft sich die Stadt einen Zuschuss von 5,1 Millionen Euro von Bund und Land für die Villa Berg. Da das Land dieses Geld wohl über vier Jahre streckt, könne mit dem Rückbau der Studios erst anschließend begonnen werden, heißt es weiter in der Vorlage – eine Interimsnutzung ist also denkbar. Für den Rückbau der Studios rechnet man mit weiteren 2,8 Millionen Euro an Zuschüssen.
Daneben plant die Stadt, auf der 4700 Quadratmeter großen Fläche des Garten- und Friedhofsamtes an der Sickstraße etwa 60 bis 70 Wohnungen zu bauen, um daraus weitere drei bis fünf Millionen Euro zu erlösen. Dies stößt nicht nur auf Gegenliebe: Es sei paradox, an einer Stelle im denkmalgeschützten Park Grünflächen zu überbauen, um an anderer Stelle den Park wieder herzustellen. Unterm Strich müsste die Stadt rund zehn Millionen Euro selbst bezahlen.
Die SPD ist für dieses Konzept; auch die Grünen, die zunächst gespalten waren, stellen sich nun hinter ihren OB. Es sei eine historische Chance, den Park wiederherzustellen. Das große Gutbrod-Sendestudio aus dem Jahr 1959 wird aber bleiben. Die CDU will sich erst am Donnerstag endgültig positionieren. „Die 150 Wohnungen hätten uns angesichts der Wohnungsnot in Stuttgart aber gut getan“, sagt Fraktionschef Alexander Kotz.