Der neue Eigentümer der Grundstücke im Berger Park will in dem denkmalgeschützten Gebäude eine Theaterspielstätte installieren.

Stuttgart - Bekommt Stuttgart bald ein zweites ständiges Varieté? Geht es nach den Plänen der Düsseldorfer Investorengruppe Property Development Investors (DPI), dann soll künftig neben dem Friedrichsbau auch die denkmalgeschützte Villa Berg im Stuttgarter Osten als Spielstätte für eine Theaternutzung dienen. Per Pressemitteilung verkündete DPI am Donnerstag, man habe einen Varietébetreiber für die Nutzung der historischen Villa mit integrierter Gastronomie gefunden. Der ebenfalls unter Denkmalschutz stehende Sendesaal soll den Plänen zufolge künftig als Theatersaal dienen. PDI will nach eigenen Angaben „viele Millionen“ in das Projekt investieren.

 

Parallel zum Nutzungskonzept seien Maßnahmen zur Renaturierung der „verwilderten Parklandschaft“ geplant, heißt es aus Düsseldorf: Nicht mehr benötigte Straßen und Plätze sollen entsiegelt und zurückgebaut, die historischen Wasserspiele vor der Villa saniert und wieder in Betrieb genommen werden. Für die vom Sommer an leer stehenden Sendestudios des SWR im Park prüfe PDI eine „Umnutzung im Bestand“ mit teilweisem Rückbau der Gebäude sowie einer Dachbegrünung.

Varieté-Spielstätte durchaus denkbar

Allerdings, so betont PDI, hänge die Umsetzung des Konzepts davon ab, ob ein „wirtschaftlich tragfähiges Konzept für die Nutzung des Gesamtareals – also unter Einschluss der SWR-Sendestudios und des Parkhauses – gefunden werden könne. Dafür sei „eine pragmatische und unbürokratische Unterstützung“ erforderlich.

Genau dieser Passus lässt im Rathaus aufhorchen. PDI sei schließlich kein Kulturmäzen, sondern verfolge ökonomische Interessen, heißt es. Im Klartext: der Projektentwickler erhofft sich offenbar, mit dem Sanierungs- und Nutzungskonzept für die Villa die Stadtverwaltung und den Gemeinderat doch noch für mögliche Wohnbauideen auf dem Areal der Sendestudios begeistern zu können. Diese werden aber von der ökosozialen Ratsmehrheit bisher abgelehnt. Entsprechende Planungen der Häussler-Gruppe, aus deren Konkursmasse DPI die Grundstücke im Berger Park erworben hatte, waren daran gescheitert.

Der Baubürgermeister Matthias Hahn erklärte, er begrüße die Absicht, die Sanierung der Villa voranzutreiben. Eine Varietéspielstätte sei durchaus denkbar, allerdings müsse auch dafür der Bebauungsplan geändert werden, der bisher die Nutzung auf den Rundfunkbetrieb beschränkt. „Was an weiteren Planungen auf uns zukommt, muss man abwarten“, so Hahn.

Friedrichsbau-Varieté alles andere als begeistert

Ganz und gar nicht begeistert von der Idee ist man im Stuttgarter Friedrichsbau-Varieté. „Wir haben bereits viel Konkurrenz, vor allem in den Wintermonaten, durch Zirkusse wie Salomé oder Erlebnisgastronomie wie das Palazzo-Zelt. Wenn sich jetzt noch ein Anbieter fest in Stuttgart niederlässt, dann wird das für unser Haus ganz schwierig“, sagt die Friedrichsbau-Sprecherin Mascha Hülsewig.

Im Gemeinderat wird der Vorschlag durchaus positiv bewertet. Der Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold, der kürzlich eine Interimsnutzung der Sendestudios und der Villa als Hochschulcampus für die Duale Hochschule ins Gespräch gebracht hatte, spricht von einer „interessanten Idee“, fordert aber, dass der Projektentwickler zunächst ein Gesamtkonzept präsentieren müsse. Seine Kollegin Roswitha Blind (SPD) betont, man freue sich über „jeden vernünftigen Vorschlag“, der dazu beitrage, den historischen Gutbrod-Bau und den Sendesaal zu erhalten.: „Ich hoffe aber, dass es sich nicht nur um ein Lockvogelangebot handelt“, so Blind. Die SPD bleibe dabei, dass die Sendstudios mittelfristig abgerissen werden sollen und der Park renaturiert werden müsse. Das sieht auch der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Ost, Martin Körner, so, der das Nutzungskonzept ansonsten für eine „Superidee“ hält. Für die CDU-Fraktion erklärte Jürgen Sauer, es handele sich um „interessante Vorschläge“, die aber noch keine Rückschlüsse auf das Gesamtkonzept von DPI zuließen.