Laut Stiftung Warentest sind Schutzprogramme für Computer ein Muss. Aber müssen sie auch etwas kosten?

Experten sind sich einig: Eine Schutzsoftware gehört auf jeden Windows-PC, sonst drohen Datenklau und Identitätsdiebstahl. Doch was macht ein gutes Antivirenprogramm aus? Natürlich sollte es einen vor Angriffen bewahren, dabei aber möglichst unauffällig im Hintergrund arbeiten. Darüber, wer diese Voraussetzungen am besten erfüllt, gehen die Meinungen schon etwas weiter auseinander. Laut Stiftung Warentest („Test“ 3/2023) sind Avast One Individual, Bitdefender Internet Security und F-Secure Safe die besten von 19 getesteten Wächtern. Die gute Nachricht: Ausfälle gibt es im gesamten Testfeld keine, selbst die kostenlosen Sicherheitslösungen schützen gut, wobei die Tester insbesondere die Gratisversion von Bitdefender hervorheben.

 

Braucht man dann überhaupt ein kostenpflichtiges Programm?

Kaufprogramme bieten im Unterschied zu den Gratisscannern eine Fülle von Zusatzfunktionen. Dazu gehören Kundensupport, ein „Sandbox-Modus“, in dem sich Apps sicher ausführen lassen, bis ihre Unbedenklichkeit erwiesen ist, oder die Möglichkeit, ein Notfallmedium zu erstellen. Damit kann man den PC nach einem Virenbefall starten und mit etwas Glück seine Daten retten. Auch automatische Updates, Kindersicherungen oder Speicherplatz für Back-ups sind Argumente für einen Kauf. Der Basisschutz sei aber auch bei Gratisversionen von Avast, AVG, Avira und Kaspersky gewährleistet, so die Tester. Zudem helfe jeder Kunde mit, Schädlinge aufzuspüren. Bei laut Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie 319 000 neuen Virusvarianten pro Tag kein unwichtiges Argument.

Reichen Windows-Bordmittel aus?

Wer seinen Rechner mit Windows 10 oder 11 betreibt, hat einen Virenscanner und eine Firewall gleich mit an Bord. Der Windows Defender schaltet sich automatisch ein, wenn kein anderes Security-Programm installiert oder aktiviert ist. Laut Microsoft verlassen sich mehr als die Hälfte aller Windows-Nutzer auf die integrierte Sicherheitslösung. Experten wie das unabhängige Testinstitut AV-Test bescheinigen den eingebauten Schutzmechanismen höchste Wirksamkeit. Auch hier gilt: Wer auf Extras wie eine komfortablere Benutzeroberfläche oder integrierte Back-up-Optionen verzichten kann, braucht im Grunde keine zusätzliche Software. Trotzdem landet der Windows Defender bei der Stiftung Warentest mit der Note „befriedigend“ (2,6) ganz hinten im Testfeld. Warum? Zum einen gebe das Windows-Schutzprogramm etwas häufiger als die Konkurrenz falschen Alarm. Zum anderen biete er nur in Kombination mit dem hauseigenen Browser Edge einen Schutz gegen Phishing. Darunter versteht man den Versuch, Nutzer durch gefälschte Mails und Webseiten dazu zu verleiten, ihre Nutzerdaten preiszugeben. Mit Phishingschutz ausgerüstete Programme sind in der Lage, solche Betrugsversuche zu erkennen und entsprechende Warnmeldungen auszugeben. Der Phishingschutz lässt sich aber auch in jedem gängigen Browser aktivieren. In Googles Surfsoftware Chrome ist diese Option in den „Erweiterten Einstellungen“ und „Sicherheit und Datenschutz“ zu finden.

Was taugt ein kostengünstiges Programm?

Unter den von der Stiftung Warentest mit der Bestnote 1,6 bewerteten Programmen ist Bitdefender Internet Security für rund 20 Euro pro Jahr das günstigste. Das Urteil deckt sich mit den Ergebnissen anderer Testinstitute und Fachmedien. So kürte „Computer Bild“ das Bitdefender-Programm zum Testsieger im Bereich Antivirensoftware. 99,99 Prozent der Schädlinge würden abgewehrt. Nachholbedarf habe das Programm bei Benutzerführung und Onlinehilfe. Mit einer Erkennungsrate von fast 100 Prozent biete es „lückenlose Sicherheit“, stellt auch das Onlinemagazin „Netzwelt“ fest. „Die vielen Schutzfunktionen und Anpassungsmöglichkeiten lassen so manch anderen Virenschutz im Vergleich mickrig aussehen.“

Mit VPN, „virtuellen privaten Netzwerken“, schützen Firmen die Kommunikation unter Mitarbeitern vor Spionage und Angriffen. Auch privat kann man sich mit VPN schützen. Das funktioniert so: Vom Ausgangsrechner wird eine verschlüsselte Verbindung zu einem externen Server hergestellt. Von dort geht die Reise, wiederum verschlüsselt, zum eigentlichen Ziel. Durch diesen „Tunnel“ bleiben Webadresse und Identität des Nutzers verborgen. Wer sich vor staatlicher Überwachung, Firmen, die einen auf Schritt und Tritt durchs Internet verfolgen, oder vor Hackerangriffen schützen will, kann damit eine Menge für seine Datensicherheit tun. Wichtigste Botschaft bleibt jedoch: Die besten Ergänzungen für den Virenschutz sind Umsicht und ein gesundes Misstrauen beim Surfen und gegenüber Mails unbekannter Herkunft.