Mit dem Weingut von Claus und Martina Mannschreck aus Weinstadt hebt die Volkshochschule Unteres Remstal einen Kurzlehrgang für Hobby-Winzer aus der Taufe. Der Kurs soll zeigen, dass die Arbeit im Weinberg nicht nur aus der Traubenlese besteht.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Es ist nicht so, dass Claus Mannschreck und seine Ehefrau Martina zu wenig zu tun hätten. Knapp zehn Hektar Rebfläche bewirtschaftet die alteingesessene Wengerter-Familie an den Hängen über Strümpfelbach, auf 56 einzelnen Parzellen wachsen sage und schreibe 18 Rebsorten vom Müller-Thurgau bis zum Merlot. Bei der Hege und Pflege kämen die Mannschrecks kaum rum, wenn nicht die Eltern nach wie vor zur Rebschere greifen und die beiden Söhne auch nach Feierabend noch auf dem Schmalspurschlepper sitzen würden.

 

Denn zur Arbeit im Weinberg kommt für einen Selbstvermarkter wie Claus Mannschreck schließlich noch die Kundenpflege. Weinverkostungen und Planwagenfahrten, das an vielen Wochenenden für einen Einkehrschwung von Spaziergängern geöffnete Wengerterhäusle und die Teilnahme an Großevents wie dem Leuchtenden Weinberg halten ihn und seine auch als Weinerlebnisführerin ausgebildete Frau auf Trab. „Wir gehören nicht zu denen, die sich hinter ihrem Rebstock verstecken“, sagt Claus Mannschreck über den Aktionsradius des Paars.

Es geht um Rebschnitt und Bodenpflege, aber auch um die Vermarktung

Ins Bild passt, dass die Wengerter aus Strümpfelbach im kommenden Frühjahr einen Schnupperlehrgang für Hobbywinzer starten werden. Veranstaltet von der Volkshochschule Unteres Remstal soll Weinbau-Laien die Chance geboten werden, die Arbeitsabläufe im Weinberg näher kennenzulernen. „Remstal-Winzer für ein Jahr“ ist der Kurs betitelt, der ein gutes Dutzend Teilnehmer regelmäßig zum Betriebsgebäude in der Kelterstraße 3 und in die Rebhänge über Strümpfelbach führen wird.

Geplant sind ab Ende Februar jeweils dreistündige Abendtermine. Monat für Monat steht rund um Rebe und Wein ein neues Thema auf dem Programm. Mal geht es um den Rebschnitt, mal um Bodenbearbeitung, dann sind Laubwand, Traubenpflege und Vermarktung ein Seminarinhalt. Und bei der Abschlussfeier im Oktober sollen die Teilnehmer des Kurses neben einem guten Schluck ein Wengerter-Zertifikat überreicht bekommen – schließlich soll nach getaner Arbeit auch was vorgezeigt werden können.

„Es geht um das Bewusstsein, wie viel Arbeit in einem Glas Wein steckt. Das ist wichtig zu sehen – und macht für die Leute auch den Reiz aus“, weiß Christina Dongus, die bei der Volkshochschule in Waiblingen für den Fachbereich Berufliche Bildung zuständig ist. Der Gedanke an ein Wengerter-Seminar schwebt ihr schon lange durch den Hinterkopf, vor Jahren gab es just in Weinstadt auch schon mal ein ähnlich gelagertes Angebot. Doch einen Wengerter zu finden, der erstens als Lehrmeister taugt und zweitens die Zeit findet, sich regelmäßig über die Schulter schauen zu lassen, war allerdings laut Christina Dongus doch nicht so einfach.

Für die zehn Termine gilt eine Kursgebühr von immerhin 395 Euro

Über Weinverkostungsseminare jedenfalls kam der Kontakt mit den Mannschrecks zustande – und der Plan, es mit einem einmal monatlich stattfindenden Halbjahreslehrgang zu versuchen. Für das erst 2019 gegründete Weingut ist das durchaus auch eine Chance, unter Weinfreunden zu einem größeren Bekanntheitsgrad zu kommen. Der Bedarf sei jedenfalls da, sagt Claus Mannschreck. „Bei Veranstaltungen zum Weinbau werden wir regelmäßig Löcher in den Bauch gefragt“, erzählt er – und sagt, dass er den schönsten Beruf auf Erden hat.

VHS-Kurs Anmeldungen für den Lehrgang „Remstal-Winzer für ein Jahr“ sind bis Mitte Februar bei der VHS Unteres Remstal möglich. Allerdings ist die Teilnehmerzahl auf 15 Personen begrenzt. Der Kurs (Nummer 24F16600) kostet 395 Euro inklusive Weinproben und geht mit zehn Terminen von Februar bis Oktober.