Die Besucher bei den Gedenkveranstaltungen werden weniger und älter. Ist der Volkstrauertag – ursprünglich den deutschen Kriegsopfern, inzwischen allen Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft gewidmet – noch zeitgemäß?
Ganz im Sinne der Erfinder mag das nicht gewesen sein: Der Volkstrauertag, 1919 angeregt vom im selben Jahr gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und von 1925 an regelmäßig begangen, entwickelte sich in der Weimarer Republik schnell zu einer Plattform für demokratiefeindliche Kräfte, Nationalnostalgiker und Kriegsverklärer. Es war eine krude Verkehrung der ursprünglichen Absicht, an diesem Tag der im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten – freilich nur der deutschen – zu gedenken, die Trauer der Hinterbliebenen kollektiv zu teilen, damit zu lindern und mit alldem zum Frieden zu mahnen.