Renschler hatte nach mehr als einem Vierteljahrhundert bei Daimler die Segel gestrichen - auch, da er offensichtlich keine Chance mehr sah, Daimler-Chef Dieter Zetsche zu beerben. Das bestätigte Renschler vor kurzem der Zeitschrift „Auto Motor und Sport“. Nach seinen Worten sollte über Zetsches Nachfolge erst Ende 2016 entschieden werden. Und so zog der 55 Jahre alte mögliche Kronprinz Renschler die Reißleine.

 

In seiner Freizeit sammelt Renschler Modelleisenbahnen. Er sagt Sätze wie: „Ich fahre gerne Lastwagen und deshalb bezeichne ich mich als Trucker“ oder „Es ist immer ein ganz erhabenes Gefühl, mit einem 40-Tonner durch die Berge zu fahren“. Eigenwerbung hin oder her - viele nehmen es ihm ab. Renschler wirkt jedenfalls wie zu Hause in der Truckerwelt und hinter einem Lkw-Steuer. Seine Hände gleichen wahren Pranken, er ist fast zwei Meter groß.

Die Äußerlichkeiten sind das eine. „Breitschultrig und mit großen Händen - natürlich nimmt man ihm ab, anzupacken“, sagt auch Stefan Bratzel, Leiter des Studiengangs Automotive Management in Bergisch Gladbach. Doch der Experte traut Renschler eben auch inhaltlich die Aufgabe zu, sie sei passgenau. „Das Nutzfahrzeug-Geschäft war schon immer genau sein Ding.“ Bratzel kennt Renschler von früher aus einer gemeinsamen Zeit bei Daimler. „Mit ihm hätte VW einen hochmotivierten Mann, der brennt, zu zeigen, was er draufhat.“

Sein Erfahrungsschatz sei wie gemacht, um im VW-Konzern „das schwierige Geflecht“ der Nutzfahrzeuge anzugehen. „Das Thema hat ihm schon immer einfach Spaß gemacht“, meint Bratzel, der aber auch warnt: Mit dem Wechsel werde nicht alles zum Selbstläufer: „Es könnte eine Herkulesaufgabe sein.“ Von Februar nächsten Jahres an wird es Renschler beweisen müssen.