Durch den Einzug in das Finale der Play-offs hat sich der Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart für die Champions League qualifiziert. Für eine Teilnahme fehlt jedoch momentan noch das Geld.

Stuttgart - Von Traumzielen hat Allianz MTV Stuttgart in dieser Saison immer wieder gesprochen – beim Pokalsieg oder beim Finale um die Deutsche Meisterschaft. Sportlich hat sich der Club nun sogar für die Volleyball-Champions-League qualifiziert. Doch ob die Stuttgarterinnen dort tatsächlich auch starten werden, steht noch in den Sternen.

 

Denn anders als im Fußball, wo eine Teilnahme am europäischen Wettbewerb einen warmen Geldregen verspricht, stellt der Europacup im Volleyball ein Zuschussgeschäft für die Vereine dar. Rund 150 000 Euro muss Stuttgart auftreiben, um nächstes Jahr an der Königsklasse des europäischen Volleyballverbandes (CEV) teilnehmen zu können. Vor allem für den Stuttgarter Manager Bernhard Lobmüller ist das eine Nervenprobe. „Wir arbeiten unter Hochdruck an einer Lösung. Aber der Betrag ist sehr hoch. Ich kann noch nicht abschätzen, wie es ausgehen wird“, sagt er.

Klarheit wird wohl erst am 18. Mai herrschen. Denn an diesem Tag muss der Deutsche Volleyball-Verband der CEV mitteilen, welche Clubs auf europäischem Parkett an den Start gehen werden. Sicher ist nur eines: sollten die Stuttgarter freiwillig auf eine Teilnahme an der Champions League verzichten, setzen sie ihr europäisches Startrecht aufs Spiel. Dann könnte Allianz MTV Stuttgart nämlich höchstens noch am drittklassigen Challenge-Cup teilnehmen.

Die Best-of-five-Finalserie beginnt am Sonntag in Dresden

Doch auch das ist nur möglich, falls der SC Potsdam – der als Ligafünfter das Startrecht im Challenge-Cup besitzt – ebenfalls nicht antritt. Ein Start im zweitklassigen CEV-Cup, mit dem Allianz MTV bisher geplant hatte, ist nicht mehr möglich.

Den Stuttgarter Trainer Guillermo Naranjo Hernandez ärgert die Diskussion. Er könne nicht verstehen, warum es in einer reichen Stadt wie Stuttgart nicht möglich ist, dass seine Mannschaft in der Königsklasse startet. Nachdem er mit seiner Mannschaft das Fußballspiel des VfB Stuttgart gegen Bremen besucht hat, sagt der Spanier: „Bei uns geht es nicht um Millionenbeträge, sondern um 150 000 Euro, und wir sind die einzige Stuttgarter Sportmannschaft, die im nächsten Jahr in der Champions League spielen könnte.“

Angesichts der großen Erfolge in dieser Spielzeit – mit dem Pokalsieg und dem erstmaligen Vorstoß in die Best-of-five-Finalserie der Bundesliga, die am Sonntag in Dresden beginnt – wäre der Verzicht auf die Königsklasse in der Tat ein Armutszeugnis für den Volleyballstandort Stuttgart.

Dreimal 50 000 Euro fehlen für die Champions League

Lobmüller steckt deshalb in der Zwickmühle. Er weiß, dass sich die Spielerinnen durch ihre Leistungen die Champions League verdient hätten. Er weiß auch, dass eine Teilnahme die Bekanntheit und das Image seines Clubs enorm verbessern würde. Andererseits muss er als Geschäftsführer das finanzielle Risiko abwägen: „Als Kaufmann kann ich es uns nicht zutrauen, diesen Betrag wieder zu erwirtschaften.“

Die stärksten Bauchschmerzen bereiten ihm dabei die rund 50 000 Euro, die eine TV-Übertragung der Spiele verschlingen würde. Diese wird von der CEV vorgeschrieben – unabhängig davon, ob die Bilder anschließend auch tatsächlich im Fernsehen ausgestrahlt werden oder nicht. Mit weiteren 50 000 Euro würden Teilnahmegebühren, Schiedsrichterkosten, ein spezieller Hallenboden und weitere Maßnahmen zu Buche schlagen, die die CEV verlangt. Kosten, die der Verein selbst mit einer ausverkauften Scharrena nicht mehr einnehmen könnte.

Dazu kämen Reisekosten, die davon abhängen, welche Gegner zugelost würden. Im günstigsten Fall wären das Teams aus Frankreich, Italien und Skandinavien. Wesentlich teurer kämen dem Club allerdings Fahrten nach Russland oder Aserbaidschan zu stehen. Auch dabei rechnet der Manager mit etwa 50 000 Euro. Gut vier Wochen bleiben Bernhard Lobmüller noch, um den Sponsoren die Champions League schmackhaft zu machen. Sonst droht aus dem Traumziel ein Albtraum zu werden.