Die Kommissare Ballauf und Schenk haben im neuen Köln-Tatort mit widrigen Bedingungen zu kämpfen. Was den Krimi leider nicht spannender macht.

Stuttgart - Kein Kaffeepulver mehr, ranzige Milch im Kühlschrank und Chaos im Büro: Die beiden Kölner Tatort-Kommissare verlottern zusehends ohne ihre Assistentin. Und mehr Motivation war auch schon. „12 Uhr Dienstbesprechung, 14 Uhr Gewerkschaft – ja, können wir um drei Schluss machen, können wir noch n’ paar Überstunden abbummeln“, sagt Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) zu seinem Kollegen Freddy Schenk (Dietmar Bär). Daraus wird dann aber erstmal nichts: am Rheinufer wird ein junger Mann tot aufgefunden.

 

Und damit beginnen im Kölner Tatort „Freddy tanzt“ (Sonntag, 1. Februar 2015 im Ersten sowie in der ARD Mediathek) zähe Ermittlungen. Bei dem Toten handelt es sich um Daniel Gerber (Matthias Reichwald), einen talentierten Musiker und Sohn von Ballaufs Nachbarin Marita Gerber (Lina Wendel). Gerber hatte nach der Trennung von seiner Freundin, der Cellistin Julia Koch (Laura Sundermann), schon seit längerer Zeit mit seinem Hund auf der Straße gelebt.

Kurz vor seinem Tod hatte er sich als Pianist in einer Bar beworben, wo er mit drei arroganten Bankern aneinander geriet. In derselben Nacht tauchte Gerber blutüberströmt in einem Wohnhaus auf, seine Leiche wird knapp zwei Wochen später kilometerweit entfernt gefunden.

Hippies und ein Eishockeytrainer

Was die Ermittler verwundert: keiner der Bewohner öffnete dem schwerverletzten Mann in der Todesnacht die Tür, um ihm zu helfen. Die Mieter – ein altes Hippie-Paar, eine alleinerziehende Kunstprofessorin, ein Eishockeytrainer und eine zurückgezogen lebende Schriftstellerin – scheinen allesamt etwas zu verbergen. Da hilft es auch nicht, dass sich der sonst so souveräne Kommissar Schenk in die attraktive Kunstprofessorin Claudia Denk (Ursina Lardi) verguckt und sich zeitweise ziemlich einfältig verhält, um ihr zu gefallen.

Im Kölner Tatort lässt der Regisseur Andreas Kleinert Menschen aus den verschiedensten sozialen Schichten aufeinandertreffen. Sie alle stehen mit dem Toten in irgendeiner Verbindung – und jede der Figuren ist auf ihre Art und Weise auch Opfer. Es geht um geplatzte Träume, Sehnsüchte und Ängste, aber auch um Zivilcourage.

Trotz solcher Dauerbrenner-Themen schafft es der Krimi nach dem Drehbuch des gebürtigen Stuttgarters Jürgen Werner nicht, Spannung aufzubauen. Daran ändern auch die zum Teil seltsam überzeichneten Charaktere nichts. Die Suche nach einem Motiv, das den Tod von Daniel Gerber erklärt, zermürbt den Zuschauer ebenso wie die ungewohnt lustlosen Kommissare.

Der Köln-Tatort im Kurzcheck

Schönste Krimifloskel: „Da suchen wir ja die Nadel im Heuhaufen“, beschwert sich Ballauf bei Schenk, als sie gemeinsam alle Meldungen durchgehen, die bei der Polizei am Todestag des Opfers eingegangen sind. Der Moment, als Ballauf dann ebendiese Nadel Stunden später gefunden hat und seiner Genugtuung mit einem ordentlichen Schlag auf den Tisch und „Bamm, hier, Treffer!“ Ausdruck verleiht, ist eigentlich der einzige im Tatort, bei dem der Zuschauer aus der aufkommenden Lethargie gerissen wird.

Heimliche Stilikone: Der zweifarbige US-Car, mit dem der Autonarr Freddy Schenk diesmal unterwegs ist. Es könnte ein Pontiac Firebird 4.9 sein (aber die Autorin gibt zu, keine Autospezialistin zu sein).

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Bis kurz vor Schluss ist unklar, wer Daniel Gerber getötet hat. Ein von einem Kind gemaltes Bild bringt Freddy Schenk dann aber schließlich auf die richtige Spur.