Die umstrittenen bunten Plastiktröten, genannt Vuvuzelas, sind bei der Fußball-WM nicht mehr wegzudenken. Ohrenärzte warnen vor Hörschäden.

Stuttgart - Es braucht schon etwas Übung, um diesem Ding einen Ton zu entlocken. Glücklicherweise haben sich mittlerweile schon viele Fußballfans musikalisch weitergebildet und können helfen. Eigentlich, so die Erklärung, spielt sich eine Vuvuzela wie eine Trompete ohne Ventile und Klappen: Man lege das kleine Mundstück an die wie zum Küssen bereiten Lippen - allerdings nicht zu fest, sonst bleibt der Ton im rot anlaufenden Kopf stecken. Nun hole man tief Luft und blase, was das Zeug hält. Die Lippen müssen dabei vibrieren, sonst gibt die Tröte nur ein müdes "plopp" von sich.

Diese Vibration der Lippen löst die Schallwellen aus, die sich durch die Plastiktröte ausbreiten und sich im Trichter zu einem satten Klang, dem charakteristischen "Trööt" entwickeln. Je nach Stärke der Puste ergibt dies unterschiedliche Klänge - man könnte es mit dem Tröten eines Elefanten oder dem Röhren eines Hirsches vergleichen. Millionenfach getrötet, etwa in einem Fußballstadion, hört es sich nach einem riesigen Bienenschwarm an. Als Instrument geht die Vuvuzela bei Musikwissenschaftlern nicht durch, aber immerhin spricht man in der musikalischen Fachsprache von Naturtönen, die sich damit hervorbringen lassen.

Hier sehen Sie die Lautstärken verschiedener Schallquellen

Doch umstritten ist die Tröte nicht wegen mangelnder musikalischer Eigenschaften. Vielmehr nervt sie Spieler, Trainer und Fans gleichermaßen, weil sie unglaublich laut tönt. Die Vuvuzela erreicht Werte von mehr als 123 Dezibel und macht in etwa so viel Krach wie eine Kettensäge oder ein startendes Flugzeug. Schon 85 Dezibel können, so warnen Experten, bei dauerhafter Beschallung einen permanenten Hörschaden hervorrufen. Bei mehr als 100 Dezibel kann das Ohr schon nach einer Viertelstunde dauerhaft Schaden nehmen.

Vuvuzelas sind vielerorts verboten


Beim Fußball sei es immer laut, argumentieren Fans der "Vuvu". So werden etwa bei einem Bundesligaspiel Tore von den Fans mit etwa 125 Dezibel bejubelt und eine Schiedsrichterpfeife kommt auf mehr als 120 Dezibel. Allerdings jubeln die Fußballbegeisterten in dieser Lautstärke nicht anderthalb Stunden am Stück, und der Schiedsrichter trillert auch nur Bruchteile einer Sekunde. Die Vuvuzela hingegen wird gefährlich, sowohl durch die Dauerbeschallung als auch durch das kurze "Trööt" direkt am Ohr. Daher sind sie mittlerweile bei vielen öffentlichen Veranstaltungen verboten.