Lucky Eridhi Der VVS-Busfahrer des Jahres fährt am liebsten die Linie 42

Hinterm Buslenkrad fühlt sich Lucky Eridhi zu Hause. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Lucky Eridhi, der Busfahrer des Jahres 2023 im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS), arbeitet bei den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB). In der Region haben es seine Kollegen schwerer.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Warum Lucky Eridhi nach zwei Jahrzehnten als Lastwagenfahrer vor sieben Jahren zum Busfahrer umgesattelt hat? „Mir hat der Kontakt zu Menschen gefehlt“, sagt der 59-Jährige, der 1980 als Jugendlicher aus Nigeria nach Deutschland gekommen und heute in Stuttgart tief verwurzelt ist. „Man kann als Fahrer erleben, was in der Stadt los ist und wie die Menschen ticken“, sagt er. Eine seiner Lieblingslinien ist der 42er quer durch die Innenstadt. „Die Fahrgäste dort sind unglaublich international“, sagt er. Wenn er verschiedene Sprachen höre, sei das wie Musik in seinen Ohren.

 

Seine Freude am Umgang mit den Fahrgästen hat ihn nun zum Busfahrer des Jahres des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) gemacht. Denn in dem seit 2004 ausgelobten Wettbewerb, der das Image des Berufs aufwerten soll, sind die persönlichen Nominierungen von Fahrgästen entscheidend. Eridhi kennt manche von ihnen persönlich – und einige kamen zu seiner Ehrung. Es gibt sogar Menschen, die seinetwegen im Bus mitfahren. Ein älterer Herr habe ihn auf der Linie 43 so ins Herz geschlossen, dass er immer wieder mitfuhr und dann auf der Linie erst einmal gar nicht ausstieg, sondern mehrere Runden drehte, erzählt Eridhi. Als der Mann dann seinen Heimweg nicht mehr genau wusste, kümmerte sich der Busfahrer darum, dass er nach Hause begleitet wurde.

Bedarf an Fahrerinnen und Fahrern ist enorm

Für den VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger sind solche Vorbilder wichtig. „Wir brauchen in den kommenden Jahren Fahrerinnen und Fahrer ohne Ende“, sagt er bei der Ehrung. Wenn die Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr wie angestrebt bis zum Jahr 2030 verdoppelt werden sollten, sei da vor allem der Busverkehr gefordert, der knapp zwei Drittel der Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr befördere.

SSB bilden selber aus

Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), bei denen Eridhi arbeitet, bieten dafür vergleichsweise gute Voraussetzungen. Schon immer hat man hier seine Busfahrerinnen und -fahrer selber ausgebildet – und leidet deshalb nicht wie viele private Betriebe darunter, dass der Erwerb eines Busführerscheins in Deutschland sehr teuer ist. Insgesamt 72 Fahrer im Jahr durchlaufen die dreimonatigen, unternehmenseigenen Kurse. „Wir bekommen zurzeit das Personal, das wir brauchen“, sagt der SSB-Vorstand Thomas Moser. Das gelte sowohl bei Bus- als auch bei Stadtbahnfahrern. Der Fahrermangel bei den Stadtbahnen, der im Juli zu Fahrplanausfällen führte, ist aus dieser Perspektive also kein längerfristiges Problem.

Als Großbetrieb mit 700 Menschen hinterm Buslenkrad können die SSB nicht nur einen Weg zum Führerschein bieten, sondern eine relativ gute Bezahlung und Sozialleistungen. Die Größe ermöglicht auch Flexibilität. Er sei kein Frühaufsteher, sagt Eridhi, worauf Rücksicht genommen werden könne: „Ich kann den Plan mit beeinflussen und habe ihn rechtzeitig im Voraus.“

Private Busfirmen unter Druck

Etwas anders sieht es allerdings im übrigen Verbundgebiet aus, wo kommunale Betriebe wie die SSB in der Minderheit sind und die meisten Verkehrsleistungen von mittelständischen Busfirmen erbracht werden. Hier sei die Lage schwieriger, sagt der VVS-Geschäftsführer: „Die Explosion der Energiekosten hat private Busunternehmen in Bedrängnis gebracht“, sagt Hachenberger. „Das spüren die Fahrer. Es gibt Verzögerungen beim Urlaubsgeld und auch Fahrtausfälle wie noch nie, etwa wegen eines hohen Krankenstands.“

Beim Lohn hätten die Unternehmen aber schon einiges getan: „Die zahlen über Tarif.“ Ein Hoffnungsschimmer sei, dass sich auch viele Quereinsteiger für den Beruf interessierten: „Die Menschen sind grundsätzlich veränderungsbereiter als früher.“

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